Eichen. Landes-SPD drängt auf Stabilitätsfonds und Stahlgipfel. Betriebsrat: Konzern braucht Geld für Umstellung auf grünen Stahl und „Strategie 2030“
Dass Thyssenkrupp Steel einen Partner braucht, entweder den Staat oder Salzgitter, den anderen deutschen Stahlriesen. Dass grüner Stahl sich nicht ohne eine Finanzspritze finanzieren lässt. Dass der Siegerland-Standort von Thyssenkrupp Steel (TKS) mit den Werken in Eichen und Ferndorf die angekündigten Investitionen braucht – Betriebsratsvorsitzender Helmut Renk hat das in den letzten Monaten und Jahren schon vielen Besuchern gesagt. Am Donnerstag war André Stinka zu Gast, einer der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion.
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Sorge um Stahlindustrie in Deutschland
Es gab in Eichen schon viele Anlässe für Krisengespräche: die geplante Fusion mit Tata, die Absage der Fusion, die schon mit einem Tarifvertrag begleitet worden war, der Kurswechsel in der Konzernführung, zuletzt die Entscheidung nicht an die britisch-indische Liberty Steel zu verkaufen, sondern sich, mit drastischem Personalabbau, selbst zu sanieren. Und seitdem – wenig. „Wir erwarten, dass man die richtigen Signale sendet“, sagt Helmut Renk seinen Besuchern. Der Betriebsratsvorsitzende formuliert inzwischen drängender: „Ich habe Sorge, dass der Zug an uns vorbeifährt.“ Schweden sei weiter mit dem grünen Stahl, ziehe die Kundschaft aus Deutschland weg. „Wir fürchten, dass der Stahl in Deutschland in zehn Jahren kaputt ist.“
Ziel: Mehr Warmband aus Kreuztal
2019 noch wollte Thyssenkrupp die „Strategie 2030“ mit dem Verkauf der Aufzugssparte finanzieren: In Eichen soll eine neue Spaltanlage aufgebaut werden, dafür werden in Ferndorf zwei kleinere Spaltanlagen abgebaut und die Feuerbeschichtungsanlage FBA 6 erweitert. Insgesamt bedeutet das eine Erhöhung der Warmbandproduktion von 30.000 auf 40.000 Tonnen im Jahr.
„Grüner Stahl“ bedeutet klimaneutrale Stahlerzeugung. Dabei setzt Thyssenkrupp auch auf Wasserstoff als Energieträger anstelle von Kohle, um die Produktion des Treibhausgases CO2 zu vermindern.
Menschen in der Region Siegen halten
Daran will die SPD nicht schuld sein. André Stinka erinnert an Initiativen seiner Fraktion, für die es im Landtag keine Mehrheit gab. Aktuell fordere die SPD erneut einen NRW-Stahlgipfel und einen mit 30 Milliarden Euro ausgestatteten Stabilitätsfonds, mit dem Investitionen ermöglicht werden sollen: „Wir wollen, dass NRW Stahlstandort bleibt.“ Markt und Wettbewerb dürften nicht die ausschlaggebende Größe sein, sagt André Stinka: „Hier werden gute Arbeitsplätze angeboten, die Produkte haben Weltrang.“ Und: „Wenn man diese Region lebendig halten will, muss man dafür sorgen, dass es adäquate Arbeitsplätze gibt – Perspektiven für Menschen, hier zu bleiben.“
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Mit Stahlerzeugnissen aus Kreuztal „gut Geld verdient“
Helmut Renk setzt auf die lange verabredete „Strategie 2030“, die auch für die Kreuztaler Werke Investitionen bedeutet: „Wir sind auf dem richtigen Weg, Aber das Unternehmen kann das nicht allein bezahlen.“ In der Vergangenheit habe der Stahlbereich von Thyssenkrupp, über dessen Ausgliederung aus dem Konzern aktuell verhandelt wird, „gut Geld verdient“, sagt Helmut Renk, „aber das ist an den Mutterkonzern geflossen.“ In diesen Wochen boomt die Branche sogar: „Man reißt uns das Blech aus der Hand. Wir sind gar nicht in der Lage, unsere Kunden alle zu beliefern .“ Da komme mancher Produktionsstopp in der Autoindustrie, der auch elektronische Bauteile ausgehen, sehr zupass: „Vielleicht dauert dann der Hype noch ein bisschen länger.“
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1000 Arbeitsplätze in Kreuztal
Um die 1000 Menschen arbeiten bei Thyssenkrupp Steel in Kreuztal. „Wir werden alles tun, diese Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Bundestagskandidatin Luiza Licina-Bode, die den Gast aus Düsseldorf auf seiner Tour zu Siegerländer Unternehmen begleitet. Zumal auch viele andere dranhängen, beim Maschinenbauer SMS group nebenan in Hilchenbach angefangen. Fünf Jobs in anderen Firmen je Arbeitsplatz bei Thyssenkrupp Steel, wurde mal ausgerechnet. „Wenn einer ausbricht, gibts Probleme für viele“, sagt SPD-Politiker André Stinka. „Die Sorgen bei den Beschäftigten sind groß“, sagt Betriebsrat Helmut Renk. Zum werweißwievielten Mal, seit Monaten.
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