Siegen. Die CDU wählt Volkmar Klein erneut zum Kreisvorsitzenden – fast einstimmig. Neuer Stellvertreter ist der Netphener Benedikt Büdenbender.

Als sich die Kreis-CDU Anfang Juli in der Weißtalhalle traf, um die Landtagskandidaten für 2022 aufzustellen, wurde darüber diskutiert, wie es den Mitgliedern vermittelt werden könne, dass die Bundestagswahl noch nicht gewonnen sei, um jede Stimme gekämpft werden müsse. Das ist angesichts veränderter Umfragewerte an diesem Donnerstagabend an gleicher Stelle noch ein wenig mehr Thema.

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Warnung vor rot-rot-grüner Mehrheit bei Bundestagswahl

Zumindest Benedikt Büdenbender warnt vor einem Nachlassen im Wahlkampf, damit nicht am entscheidenden Sonntag plötzlich eine rot-rot-grüne Mehrheit von den TV-Schirmen verkündet werde. Er wünsche sich zudem einen heimischen Abgeordneten, der Siegen-Wittgenstein im Herzen trage und nicht „eine Frau, die ihren Lebensmittelpunkt schon in Berlin hat“. Mit dieser Bewerbungsrede holt sich der junge Mann aus Netphen das zweitbeste Ergebnis der drei stellvertretenden Kreisvorsitzenden: 94 von 101 abgegebenen Stimmen. Büdenbender nimmt den Platz von Isabelle Schmidt ein, die sich auf den Siegener Rat konzentrieren möchte und von allen herzlich verabschiedet wird.

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Der angesprochene Mann mit der Heimat im Herzen ist wenig überraschend der alte und neue Kreisvorsitzende, zugleich Siegen-Wittgensteins „Mann in Berlin“, Volkmar Klein. Der bekommt bei der ersten Wahl des Abends satte 99 von 100 Stimmen, bei einem Nein, und ist sichtbar überwältigt. „Fast schon unanständig“ sei das, findet der Burbacher und überlegt, ob er so etwas tatsächlich gut finden soll. Aber natürlich sei er dankbar und ebenso natürlich nehme er die Wahl auch an. Die Delegierten sind begeistert. Bei der vorherigen Wahl im Juli 2019 war er- bei mehr Anwesenden - mit 87,23 Prozent wiedergewählt worden.

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Erneut schwaches Ergebnis für Jens Kamieth

Viele, die hätten kommen wollen, seien noch im Urlaub, hat Volkmar Klein erklärt. Aber der Parteitag, ursprünglich für den März geplant, hätte wegen der Wahl von Delegierten für überregionale Parteitage nicht mehr verschoben werden können. Richtig gut kommt bei der Wahl der Stellvertreter auch wieder Anke Fuchs-Dreisbach weg, die 95 von 101 Stimmen erhält. Wie schon 2019 ist das Ergebnis für den Siegener Jens Kamieth das schlechteste: Für ihn entscheiden sich nur 79 Stimmberechtigte. Dabei hat der Mann aus Geisweid in seiner Rede betont, sich neben seinem Spezialgebiet Familienpolitik vor allem für den Zusammenhalt in der Partei einsetzen zu wollen. Aber es gebe wohl viele Kollegen, die sich an ihm rieben, hat er bei anderer Gelegenheit einmal überlegt.

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Vervollständigt wird der geschäftsführende Vorstand durch den wiedergewählten Schatzmeister Sven Boris Kämmerling (95 Stimmen) und seinen neuen Stellvertreter Roland Jung (100). Dessen Vorgänger Georg Freitag möchte lieber weiterhin darum kämpfen, seinen Platz im „roten“ Alertshausen zu verteidigen, hat nebenbei noch einen Beruf und betont, nicht alles gleichzeitig angehen zu können. Er will aber als Beisitzer kandidieren und warnt vor falschen Ansätzen im Wahlkampf. Er bekennt sich zu Friedrich Merz und sieht keine Möglichkeiten, auf der linken Seite Menschen zu gewinnen, die rechts verloren gegangen seien. Eher halte er es für möglich, Konservative anzusprechen, die sich anderweitig umgesehen hätten. Sebastian Zimmermann und Alexander Patt werden als Schriftführer gewählt.

: Der neugewählte Kreisvorstand: (v. li.) Roland Jung, Alexander Padt, Benedikt Büdenbender, Anke Fuchs-Dreisbach, Volkmar Klein, Jens Kamieth, Sven Boris Kämmerling und Sebastian Zimmermann.
: Der neugewählte Kreisvorstand: (v. li.) Roland Jung, Alexander Padt, Benedikt Büdenbender, Anke Fuchs-Dreisbach, Volkmar Klein, Jens Kamieth, Sven Boris Kämmerling und Sebastian Zimmermann. © Michael Kunz, Siegen | Michael Kunz

Seit dem Parteitag 2019 sei überwiegend Corona gewesen, stellt Volkmar Klein fest, möchte die Erfahrungen etwa mit Videokonferenzen aber weiterhin nutzen, um etwa bei Vorstandsgesprächen auf lange Fahrten verzichten zu können. Auch die größeren Zusammenkünfte virtueller Art seien fruchtbar gewesen. Andererseits habe er gleich beim Betreten der Halle gesehen, wie ausgiebig die Gelegenheiten für Gespräche genutzt würden. Das Miteinander sei wichtig, der informelle Austausch, der ebenso wichtig sei, wie das offizielle Diskutieren.

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Klein zu Afghanistan: 20 Jahre waren nicht umsonst

Klein hebt den Zusammenhalt der Gesellschaft vor, der sich in der Krise und im Ehrenamt zeige, kommt aber auch auf ein ganz aktuelles Thema zu sprechen. Zusammenhalt und Stabilität seien international ebenfalls wichtig, nicht zuletzt für die exportorientierte heimische Wirtschaft. Zugleich machen den Entwicklungspolitiker die Bilder aus Afghanistan besonders betroffen, „gerade auch persönlich“. Er führe viele Gespräche mit Menschen aus der Region, mit Vereinen, die sich um ihre „vor allem weiblichen Mitarbeiter dort“ sorgten. Klein will den Einsatz der vergangenen 20 Jahre nicht als umsonst verwerfen. So sehr es heute gelte, sich um die Frauen und Mädchen vor Ort zu sorgen, so wichtig sei es zugleich gewesen, diesen und vielen anderen Menschen zumindest für einige Zeit überhaupt einmal neue Chancen zu eröffnen. Bevor nun der „Steinzeit-Islamismus“ wieder über sie komme, der immerhin seinerzeit erst einmal verdrängt worden sei.

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