Siegen. Der evangelische Kirchenkreis Siegen verliert 2020 insgesamt 2450 Mitglieder. Das hängt unter anderem mit den Corona-Einschränkungen zusammen.

Deutlich weniger Taufen und mehr Todesfälle: Die Zahl der Kirchenmitglieder im Evangelischen Kirchenkreis Siegen ist im vergangenen Jahr auf 109.714 gesunken. Das sind 2,1 Prozent beziehungsweise 2450 Menschen weniger als im Jahr 2019 (112.164), wie einer Mitteilung zu entnehmen ist.

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403 Mädchen und Jungen wurden 2020 in den 24 Gemeinden des Kirchenkreises evangelisch getauft. Die Zahl sei wegen der Corona-Beschränkungen 47 Prozent unter der des Vorjahres, als Pfarrerinnen und Pfarrer 755 Kinder im Alter bis 13 Jahren tauften, heißt es seitens des Kirchenkreises. Die Erwachsenentaufen gingen wegen der Pandemie um fast 44 Prozent zurück.

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56 Paare ließen sich 2020 kirchlich trauen. Auch dieser Wert liegt massiv unter dem des Vorjahres mit 189 Paaren – ebenfalls coronabedingt.

97 Menschen traten im Siegerland und im Olper Raum der evangelischen Kirche bei. 2019 waren es 136. Das entspricht einem Minus von 29 Prozent.

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807 Menschen verließen im vergangenen Jahr die Gemeinden des Kirchenkreises Siegen. Die Zahl der Austritte sank damit um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

1560 Gemeindemitglieder wurden 2020 bestattet. Das ist ein Anstieg um fast 8 Prozent, „der entscheidend mit zur sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder beiträgt“, wie es heißt.

Gründe für die Taufe

Auch wenn kirchliches Leben zuletzt stark eingeschränkt gewesen sei – an der gesunkene Zahl der Taufen und Trauungen eindeutig zu sehen – betont Superintendent Peter-Thomas Stuberg, dass die Kirche während der Corona-Pandemie Kontakt zu den Menschen gehalten habe. „Es gab viele seelsorgerliche Kontakte – sei es telefonisch, postalisch oder digital, aber im Rahmen des Möglichen auch analog.“ Auch Taufen hätten teils stattgefunden, im kleinsten Rahmen und oft als Haustaufen. Viele Familien, die im größeren Kreis feiern wollten, hätten sich jedoch entschieden, das Fest zu verschieben.

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Angesichts der aktuellen Lockerungen gelte es nun, „die Taufe als Grundstein des christlichen Glaubens“ wieder stärker ins Bewusstsein zu holen, unterstreicht der Superintendent: „Mit der Taufe werden Menschen in die große Gemeinschaft der Christen aufgenommen. Dieses Angebot gilt für jeden Menschen.“ Dazu müsse die Kirche möglichst niedrigschwellig einladen. Neben Taufen im klassischen Gottesdienst könnten dazu auch Tauffeste in der freien Natur eine gute Möglichkeit sein.

Gründe für den Austritt

Den Hintergründen für Kirchenaustritte geht die Evangelische Kirche von Westfalen zusammen mit der württembergischen Landeskirche in einer Pilotstudie nach, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden, wie der Kirchenkreis Siegen erläutert. Die befragten Ausgetretenen berichten demnach häufig „von einer inneren Distanz zum Glauben und einer individuellen Nutzen-Abwägung gerade mit Blick auf die Kirchensteuer“. Diese Motive spielten vor allem bei den unter 40-Jährigen eine Rolle, die der Kirche den Rücken kehrten.

Vielseitig aufgestellt

Der Evangelische Kirchenkreis Siegen unterhält über die unmittelbare Gemeindearbeit hinaus eine Vielzahl an Einrichtungen.

Dazu gehören unter anderem die Ehe-, Familien- und Lebensberatung, diverse Kindertageseinrichtungen, Angebote der Erwachsenen- und Familienbildung und das Evangelische Gymnasium in Siegen-Weidenau.

Befragte ab 40 Jahren nannten dagegen häufig auch das Handeln der Kirche als Anlass – sei es ein aktuelles Thema oder ein persönliches Erlebnis. Ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt, hat der Befragung zufolge keinen Einfluss auf die Austrittsneigung.

„Ein erfreuliches Ergebnis der Studie“, heißt es abschließend: „Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, finden es mehrheitlich trotzdem wichtig, dass es die evangelische Kirche gibt.“ Anlass für die Untersuchung war, dass die Austrittszahlen seit 2018 über dem langjährigen Durchschnitt lagen.

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