Siegen. Eine gemeinsame Synodalversammlung soll über die strittigen Themen beraten. Die Wittgensteiner wollen nicht auf der Strecke bleiben.

Es gibt Klärungsbedarf. Das wird deutlich beim Blick auf die Stellungnahmen zu einer möglichen Fusion der evangelischen Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein.

Die Fusion

19 Rückmeldungen sind es aus dem Kirchenkreis Siegen, 17 (und damit überproportional mehr) aus Wittgenstein, die auf die im September 2020 vorgestellte Machbarkeitsstudie zu einem Zusammenschluss reagiert haben. Fielen die Voten aus dem Siegener Bereich grundsätzlich positiv aus, sehe er in den Kommentaren aus Wittgenstein vielfach eine Zustimmung allein unter bestimmten Voraussetzungen, so der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg. Er bündelte am Mittwoch im Rahmen der digital durchgeführten Kreissynode den „Stand der Dinge“ rund um die bereits 2012 angestoßenen Fusionsbestrebungen.

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Aus seiner Sicht lassen die Stimmen aus Wittgenstein starke Bedingungen hören: den unbedingten Erhalt des Hauses der Kirche und die Weiterbeschäftigung der Mitarbeitenden in Bad Berleburg sowie des Abenteuerdorfes in Wemlighausen. Dazu nimmt Stuberg auch Vorbehalte gegenüber einer möglichen Ungleichheit in der Stimmenparität künftiger Synoden wahr. Und unterstreicht daraufhin, dass „niemand und nichts auf der Strecke bleiben“ werde. Die Wittgensteiner Synode hatte sich in der vorigen Woche dafür ausgesprochen, den eingeschlagenen Weg zu einer Fusion mit dem Kirchenkreis Siegen fortzusetzen

Der weitere Weg: Im Herbst solle eine gemeinsame Synodalversammlung die ungeklärten, strittigen Punkte erörtern, um dann „gemeinsam konsensfähige Lösungen zu erarbeiten“. Gleichfalls im Herbst könnten beide Kreissynoden gleichbleibende Tendenzbeschlüsse fassen.

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Stubergs Einschätzung zu den Stellungnahmen ergänzte die Wittgensteiner Amtskollegin Simone Konrad mit leisem Widerspruch: Es falle doch einiges in der Beurteilung auch positiv aus. Richtig, entgegnete der „Sup“ aus Siegen – und schloss die Diskussion mit einem salomonischen Satz: „Wir brauchen in dieser differenzierten Gemengelage ein Forum für den Austausch.“ Nötig beim Weg aufeinander zu, sei Vertrauen, grenzenlos, aber nicht blind. Dafür warb Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller (Bielefeld), der im November scheidende theologische Ortsdezernent für die Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein in seinem Grußwort: „Wagt Vertrauen!“

Teure Sanierung

Angesichts der auch finanziellen Auswirkungen der Coronakrise geht es nun in Sachen „Haus der Kirche Siegen“ um ein alternatives Sanierungskonzept. 2017 hatte die Synode noch über einen Neubau an einem anderen Standort nachgedacht, bevor sie sich 2019 für einen 10 Millionen Euro teuren Umbau und Sanierung entschied. Dieses Vorhaben wurde 2020 aus Finanzierungsgründen gestoppt. Auch ein alternatives Konzept werde mit mehreren Millionen Euro Baukosten veranschlagt werden müssen, so Verwaltungsleiter Oliver Berg in seinem Bericht.

Im Schulreferat folgt ab dem 1. August Pfarrer Matthias Elsermann auf die bereits aus diesem Dienst verabschiedete Silke van Doorn.

Das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, das am 1. März in Kraft getreten ist, erfordert die Einrichtung einer neuen Personalstelle beim Kirchenkreis.

Die Pandemie

Unter der Überschrift „Im Aufblick auf Gott als Kirchenkreis unterwegs bleiben“ würdigte Peter-Thomas Stuberg all das, was – gebündelt in den Berichten der Gemeinden und Arbeitsbereiche – unter Pandemiebedingungen im Kirchenkreis geleistet worden ist. Sehr deutlich wies er darauf hin, dass sowohl die zeitweise Schließung von Kirchen und Gemeindehäusern als auch punktuelle Öffnungen auf der Basis eines „intensiven Abwägens“ erfolgt seien. Die Kirche habe sich ausdrücklich nicht einem gesellschaftlichen Druck gebeugt, einen „Königsweg“ gebe es ohnehin „nicht wirklich“. Wesentlich sei, „den Menschen einen Halt aus dem Wort Gottes anzubieten“.

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Die Kirche sei nicht in einen „Dornröschenschlaf“ gefallen, sondern habe vielmehr mit Erfindungsreichtum und Vielfalt kreative Angebote entwickelt. Digitale Möglichkeiten hätten mehr und auch andere Menschen ansprechen können – auch über Orts- und Gemeindegrenzen hinaus. Hinter diese neuen Formate könne man nun sicher nicht mehr zurück, dennoch bleibe die „leibliche Präsenz“ unverzichtbar, so der Superintendent, der auch auf die „drohenden Abbrüche“ in Kreisen und Gruppen und bei musikalischen Angeboten verwies. Ein Ende sei hier noch nicht absehbar.

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