Siegen. Feuerwerk hat eine miese Ökobilanz. Die Stadt Siegen überlegt, ob eine Lichtshow zu Silvester Menschen auf Böller und Raketen verzichten lässt.

Um den Menschen in Siegen einen Verzicht auf das Silvesterfeuerwerk schmackhaft zu machen, soll die Stadt als Alternative zum Jahreswechsel eine Lichtershow anbieten. Das beantragte die Volt-Fraktion im Rat und fand zumindest eine Mehrheit dafür, zunächst die Kosten einer solchen Show von der Verwaltung ermitteln zu lassen. Bei nur drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen sprach sich der Rat außerdem dafür aus, an die Bevölkerung zu appellieren: Die Bürgerinnen und Bürger sollen Silvester möglichst ohne Böller und Raketen feiern.

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Vorangegangen war eine längere Diskussion. Volt argumentierte im Antrag, dass die mit der Knallerei „verbundenen Gefahren und Verschmutzungen … nicht mehr zeitgemäß“ seien – auch wenn es sich beim Feiern der Silvesternacht um „eine geliebte Tradition“ handele. Die Nachteile untermauerte die Fraktion teilweise mit Informationen, mit der die Stadt Siegen auf ihrer Homepage – seit Jahren – für die Problematik sensibilisieren möchte: Miserable Ökobilanz wegen Freisetzung diverser Schadstoffe in die Luft, verschmutzte Straßen, Verletzungsgefahr für Menschen, massive Belastungen für Haus- und Wildtiere, die mit Panik auf Lärm und Lichteffekte reagieren. „Die Tradition wird nicht verboten“, betonte Chiara Ludewig (Volt). Es ginge stattdessen um eine „zeitgemäße Alternative“.

Siegen: Rat diskutiert über Lichtshow als Alternative zum Feuerwerk an Silvester

Mit einer Entscheidung für eine Lichtershow, wie Volt sie in der Sitzung eigentlich erreichen wollte, konnte sich Frank Weber nicht anfreunden. „Das kostet städtisches Geld“, monierte der CDU-Fraktionsvorsitzende. „Ich hätte aber kein Problem mit einem Prüfauftrag.“ Den Appell zum Böllerverzicht werde die CDU unterstützen. Knallerei zu Silvester, da wurde Frank Weber sehr deutlich, ist bei ihm ohnehin nicht gut gelitten. „Ein Feuerwerk ist für mich absolut dekadent.“ Die Lichtshow, so seine Befürchtung, würde aber im Endeffekt nur zusätzlich zum Geböller stattfinden und sei deshalb „Unsinn“. Die Feuerwerksthematik sei sowieso eher etwas für die Landesregierung: „Es muss verboten werden.“

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Ohne Alternative zum üblichen Feuerwerk „würde ein Appell ins Leere fallen“, sagte Volt-Fraktionschef Samuel Wittenburg. Dem schloss sich Michael Groß, Vorsitzender der Grünen-Fraktion, an. „Denken Sie, ein einziger Bürger wird verzichten, weil der Stadtrat von Siegen appelliert?“, fragte er ins Plenum. „Also kann man doch Alternativen suchen!“ Auch Hans-Günter Bertelmann, UWG-Fraktionschef, stimmte dem zu. Silke Schneider (Linke) unterstrich, dass es ja nicht um ein Verbot gehe, sondern darum „nur so weit wie möglich zu reduzieren“. Günther Langer (UWG) konnte dem Gedanken an eine Lichtershow anstelle der gewohnte Böller- und Raketen-Orgien aus ökologischen Gründen viel abgewinnen: „Wir sollten umdenken. Und wir müssen als Oberzentrum auch Vorreiter sein.“

Lichtshow an einem oder mehreren Orten in Siegen soll Verzicht auf Böller erleichtern

Auch, wenn es zunächst um die grundlegende Frage nach Kosten für eine solche Lichtershow ging, richteten einige Ratsmitglieder den Blick auf rein pragmatische Aspekte – vor allem auf den Ort. Würde die Veranstaltung in Siegen laufen, sei mit großen Verkehrsströmen zu rechnen, prognostizierte Klaus Volker Walter, Vorsitzender der FDP-Fraktion. Außerdem fragte er: „Was ist mit anderen Ortsteilen?“ Weniger Bedenken bezüglich einer zentralen Ausrichtung mit dem entsprechenden Zulauf aus dem Umland hatte Angela Jung (Grüne): Wenn das ein Problem sei, „dann dürften wir ja kein einziges Stadtfest feiern“.

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Etliche Ratsmitglieder hoben hervor, dass es definitiv nicht um Verbote gehe, sondern zum ein positives Beispiel und „eine langsame Traditionsänderung“, wie es Martin Heilmann (Grüne) nannte. „Der Begriff macht mir eine Gänsehaut“, sagte dazu AfD-Fraktionschef Michael Schwarzer. Er sah in den Appellen und der Argumentation für den Verzicht auf Feuerwerk zudem eine „moralische Erpressung“.

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