Siegen-Wittgenstein. Laut IHK brummt es wieder in der Industrie – in Olpe noch mehr als in Siegen-Wittgenstein – und mahnt zur Vorsicht: „Noch nicht über den Berg“.

„Bei etlichen heimischen Industrieunternehmen brummt es wieder. Weite Teile des verarbeitenden Gewerbes zeigen sich erstaunlich gut von der Corona-Krise erholt. Der Auftragseingang ist überwiegend sehr erfreulich und umsatzseitig ist das Vorkrisenniveau wieder erreicht“ sagt Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen.

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Von Januar bis April setzten die Industrieunternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten in Siegen-Wittgenstein und Olpe 4,9 Milliarden Euro um – ein Umsatzplus im verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 11,6 Prozent.

Positiv

Erfreulich sei, dass die Umsatzentwicklungen in allen für die Region bedeutsamen Industriezweigen teils deutlich über den Vorjahreswerten liegen: Bei den Herstellern von Metallerzeugnissen (unter anderem Automobilzulieferer), plus 14,5 %, bei den Metallerzeugern und -bearbeitern plus 13,7 %, im Maschinenbau plus 8 %. Der Umsatzzuwachs der heimischen Industrie sei derzeit doppelt so hoch wie in der gesamten Industrie NRWs mit einem Plus von „nur“ 5,6 %.

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IHK-Konjunkturexperte Stephan Häger: „Vor allem das Inlandsgeschäft unserer Unternehmen läuft bestens. Der Umsatzzuwachs beträgt hier satte 14,7 %. Das Auslandsgeschäft stottert demgegenüber noch leicht, doch auch hier wird ein Plus von 7,3 % erzielt. Das sind alles in allem sehr passable Zahlen, die vor einem Jahr die wenigsten in der heimischen Wirtschaft erwarteten.“ Insgesamt, so die Einschätzung der IHK, gebe die Lage Anlass zu Mut und Optimismus – auch, wenn steigende Umsätze noch keine Auskunft über die Ertragsentwicklung lieferten.

Unternehmen in Siegen-Wittgenstein/Olpe trauen dem Braten noch nicht

Aufgrund stark steigender Energie- und Rohstoffpreise, hohen Vormaterialkosten und Lieferengpässen sei der Aufschwung aber äußerst fragil. „Viele trauen dem Braten nicht richtig“, so Gräbener. In den Industrieunternehmen mit 50 und mehr Mitarbeitern waren im April 53.802 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – 1772 oder 3,2 % weniger als vor einem Jahr.

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Stephan Häger: „Trotz des merklichen Erholungskurses der heimischen Industrie nimmt der Beschäftigungsmotor in beiden Kreisen noch nicht richtig Fahrt auf. Das zeigt: Wir sind noch nicht über den Berg. Zwar wächst die Zuversicht, die Unsicherheiten bleiben jedoch weiterhin groß.“

Regional unterschiedlich

Zwischen den beiden Kreisen des IHK-Bezirkes ist der Unterschied weiter deutlich. Die Unternehmen in Olpe steigerten von Januar bis April ihre Umsätze im Vorjahresvergleich um 20,3 %, die Industrie in Siegen-Wittgenstein nur um 5,6 % – exakt im Landesdurchschnitt. Klaus Gräbener: „Die Industrie aus dem Kreis Olpe legte ein beachtliches erstes Quartal hin. Hier brummt es wirklich deutlich vernehmbar.“ Der Inlandsumsatz stieg demnach in den ersten vier Monaten um 20,8 %, die Exporte legten um 19,3 % zu. „Das ist schon bemerkenswert gut.“ Aber nicht nur im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, sondern auch zur Vor-Corona-Zeit konnten die Olper Industrieunternehmen die Ergebnisse steigern (plus 111,2 Millionen Euro – 5,4 Prozent).

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Dagegen verbuchten die Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein zwar bessere Zahlen als im Vorjahr (Inlandsumsatz plus 127,9 Millionen, Auslandsumsatz plus 18,4 Millionen Euro), vom Vorkrisenniveau sind sie aber noch ein Stück weit entfernt (minus 109,7 Millionen, 3,8 %). Die Spuren der Corona-Pandemie sind auf dem regionalen Arbeitsmarkt weiterhin deutlich sichtbar.