Siegen. Für Tauben ist es kein Vergnügen, in der Stadt Futter zu suchen, und auch keineswegs gesund. Verein Stadttauben Siegen kümmert sich um Brutplätze
Stadttauben suchen die Nähe des Menschen. Das liegt ihnen inzwischen in den Genen – es handelt sich um Nachkommen von Zucht- und Brieftauben. Im Grunde also Haustiere, wie verwilderte Straßenhunde auch. Bei den meisten Menschen stößt das auf wenig Gegenliebe: Viele sehen Tauben als lästige, schmutzige Störenfriede und Überträger allerlei Krankheiten, deren Kot überall und ätzend ist.
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Völlig zu Unrecht, stimmt alles nicht, sagt der frisch gegründete Verein „Stadttauben Siegen“. Die Ehrenamtlichen kümmern sich schon seit einiger Zeit um die Taubenpopulation in Siegen und sorgen dafür, dass die Tauben nicht zu viele werden. Und dass die anderen artgerecht Tauben sein können.
Taubenpopulation in Siegen sollte nicht zu groß werden
Tauben brüten ganzjährig. Auch im Winter, wenn es wenig Futter gibt. Die meisten Jungtiere überleben in der Stadt nicht – die Taubenfreunde tauschen daher die Eier gegen Attrappen aus Kunststoff aus. „Man kann Tauben nicht kastrieren“, sagt die Ehrenamtliche Claudia Rommel. Die Tierschützerinnen und Tierschützer sorgen so dafür, dass die Taubenpopulation in Siegen nicht zu groß wird. „Für sie ist es kein Vergnügen, in der Stadt nach Müll zu suchen, der für sie essbar ist“, erklärt Rommel. Brot- und Pommesreste aus der Fußgängerzone sind nämlich alles andere als geeignet. „Das kann die Organe schädigen und den Kropf verstopfen“, erläutert Katrin Redenz, ebenfalls von Stadttauben Siegen.
Manche werfen Böller nach Tauben, schießen mit Luftgewehren auf sie, weil sie Abscheu hegen gegen die Tiere. „Das sind Klischees“, sagt Redenz. Aber es gibt Taubenhasser und Unternehmen, die damit Geld verdienen – auch wenn „Gegenmaßnahmen“ quasi nichts bringen. „Man muss Tauben nicht mögen oder anfassen“, sagt Claudia Rommel, „zu respektieren, dass sie da sind, reicht schon.“ Je erfolgreicher der Verein arbeitet, desto weniger stören die Vögel.
Stadt und Tierschutzverein Siegen kümmern sich um Taubenschläge
Die Stadt Siegen unterstützt daher seit einigen Jahren bereits einen Taubenschlag an der Sandstraße, der vom Tierschutzverein betrieben wird. Dort werden die Vögel mit allem versorgt, vor allem mit geeignetem Futter. Dieses „Augsburger Modell“ gibt es in immer mehr Städten, erzählen sie. Claudia Rommel, Katrin Redenz und weitere Ehrenamtliche kümmern sich um den Taubenschlag und weitere Niststellen – in der HTS zum Beispiel.
Laufende Kosten
Die Ehrenamtlichen betreuen neben dem Taubenschlag an der Sandstraße mehrere Niststellen: Im Dornseifer-Parkhaus an der Leimbachstraße und an der City-Galerie sowie unter der HTS im Bereich Bahnhof Siegen und in Geisweid.
Die Umweltabteilung der Stadt zahlt für die laufenden Kosten eine gewisse Summe an den Tierschutzverein, der auch eigene Mittel aufbringt.
Im Wartungsgang unter der Fahrbahn nisten zahlreiche Tauben. Claudia Rommel und Katrin Redenz sind ein eingespieltes Duo, wuchten Wasserkanister die senkrechte schmale Stiege hoch, füllen Näpfe auf, suchen mit geschultem Blick nach Eiern. „Verdrängen funktioniert nicht, Tauben lassen sich nicht vertreiben“, sagt Claudia Rommel – ein menschengemachtes Problem. In der Stadt werden die Tiere ansonsten nicht gezielt versorgt, es gibt nur wenige geeignete Brutplätze – die Tauben suchen sich ihre erhöhten und vor Beutegreifern geschützten Nischen schon selbst. Stadttauben Siegen will geeignete Nischen schaffen; wo die Tauben im Stadtdschungel artgerecht leben können. Straßen NRW ist zum Beispiel für die HTS verantwortlich und gestattet den Ehrenamtlichen den Zutritt, damit sie sich um die Tiere kümmern können.
Kontakt zu Stadttauben Siegen via Facebook
Claudia Rommel hatte im ersten Lockdown ein Taubenküken gefunden. Es saß, noch flugunfähig, zwischen Beeten. Sie sammelte es auf und wusste nicht wohin. „Die Tierärzte wollten es einschläfern, aber das fand ich nicht okay“, sagt sie. Auch den Rat der Polizei, den kleinen Vogel wieder auszusetzen, mochte sie nicht befolgen. Stattdessen suchte sie im Netz und fand das Taubenprojekt der Stadt. Auch Katrin Redenz interessierte sich schon lange für Tauben, als sie „ihre“ erste auf der Straße fand und beschloss, sich für die Vögel zu engagieren.
Wer sich engagieren möchte oder Rat sucht – etwa wegen einer verletzten Taube –, kann sich an die Ehrenamtlichen wenden via facebook.com/stadttaubensiegen.