Siegen. Die Sparkasse Siegen führt ab Juli ein Girokonto ein, das zwischen 9,90 und 34,90 Euro im Monat kostet. Der Vorstand ist von dem Modell überzeugt
Viele Banken haben als Reaktion auf die anhaltende Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) die Kontoführungsgebühren erhöht. Die Sparkasse Siegen geht einen Schritt weiter und führt ein komplett neues Modell ein. „S-Vita“ heißt das neue Girokonto und bietet den Kunden viele neue Leistungen. Dafür kostet S-Vita jedoch schon in der günstigsten Variante 9,90 Euro im Monat, darunter macht es die Sparkasse Siegen ab Juli nicht mehr. Die Premiumversion S-Vita Exclusive kostet sogar 34,90 Euro im Monat – das sind 418,80 Euro im Jahr. Damit bietet die Sparkasse Siegen weit und breit das teuerste Angebot. Vorstandsmitglied Tillmann Reusch erklärt die Hintergründe der neuen Strategie.
Sparkasse hat dichtestes Filialnetz im Siegerland
Von Kontoführungsgebühren möchte Tillmann Reusch gar nicht reden. „Wir sprechen von Preisen“, stellt das Vorstandsmitglied klar – „weil wir auch entsprechende Gegenleistungen erbringen.“ Da ist zum einen „das mit Abstand dichteste Filialnetz“ im Geschäftsgebiet. 50 Geldautomaten und 18 Beratungsstellen hat die Sparkasse in Siegen, Freudenberg, Hilchenbach, Kreuztal, Netphen und Wilnsdorf.
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Neben der Beratung setzt die Sparkasse auf volle Transparenz. „Keine Nebenbedingungen, keine versteckten Mehrkosten“, versichert Tillmann Reusch. Drei Modelle biete die Sparkasse, zwischen Basic und Exklusive noch S-Vita für 14,90 im Monat. Dafür können die Kunden dann soviel ein- und auszahlen, wie sie möchten, moderne Zahlungsmethoden wie Apple Pay nutzen und dank der zusätzlichen Mastercard-Nummer weltweit bezahlen. Außerdem gibt es auf Wunsch mehrere Karten kostenlos.
Cashback-System für lokalen Handel in Siegen
Gänzlich neu ist das eigene Cashback Programm der Sparkasse, das es schon in der Basis-Version gibt. Beim Einkaufen bei teilnehmenden Händlern, sowohl online als auch im Geschäft, gibt es einen bestimmten Betrag zurück. Jeder volle Euro wird automatisch auf das Girokonto gutgeschrieben. Die Online-Partner werden aus rechtlichen Gründen erst ab dem Start im Juli bekannt gegeben, die lokalen Partner können bereits auf der Homepage der Sparkasse eingesehen werden. Bisher sind es 58 Teilnehmer, darunter auch viele Gastronomen, die zwischen ein und zehn Prozent gewähren. „Es werden immer mehr“, sagt Tillmann Reusch. So könne der Kunde bereits einen Teil der Preisanpassungen wettmachen, „manche Kontoinhaber sparen sogar“, so Reusch. Außerdem werde der regionale Einzelhandel unterstützt. „Das ist unvergleichlich zu allen anderen, das hat keiner.“
Die mittlere Variante bietet darüber hinaus einen Schutz für zwei Mobilgeräte gegen Diebstahl und Beschädigung. Sogar bei verbrauchtem Datenvolumen hilft die Sparkasse den S-Vita-Kunden. Wolle man eine ähnliche Versicherung buchen, übersteige das bereits den Preis des Kontos, sagt Tillmann Reusch. Zusätzlich gibt es fünf Prozent auf Reisebuchungen und Konzerttickets, eine telefonische Rechtsberatung und einen Bargeld-Notfallservice – zwei Mal im Jahr können die Kontoinhaber sich Bargeld nach Hause liefern lassen.
Das Premium-Konto bietet dazu eine Mastercard Platinum, die Mitgliedschaft in einer Golf-Community mit Zugang zu ausgewählten Veranstaltungen, Golfreisen und Greenfee-Ermäßigungen. Darüber hinaus gibt es einen Concierge-Service: Ein Mitarbeiter erledigt Einkäufe, Reservierungen und hilft bei der Organisation von Reisen, Ausflügen und Feiern.
Alte Kontomodelle der Sparkasse Siegen ab Juli nicht mehr verfügbar
Alle Kunden wurden angeschrieben, seitdem gab es zahlreiche Gespräche, berichtet Tillmann Reusch. Der Umstieg soll so transparent wie möglich gestaltet werden. „Das gelingt sicher nicht in jedem Fall“, gibt Reusch zu. Viele Kunden seien jedoch auch begeistert von den neuen Modellen. Jedem wurde eine Variante empfohlen, einige hätten sich jedoch von sich aus für die höherpreisigen Modelle entschieden. Tillmann Reusch ist überzeugt, dass für jeden Kunden etwas dabei ist. Eine Wahl haben sie nicht, jedenfalls nicht innerhalb der Sparkasse Siegen. „Die alten Modelle wird es ab dem 1. Juli nicht mehr geben“, sagt Reusch.
Schweigen ist keine Zustimmung
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat kürzlich entschieden, dass die Preiserhöhungen und Vertragsanpassungen der Postbank unwirksam sind. Das Kreditinstitut hatte Kunden über die Änderungen informiert und es als Zustimmung gewertet, wenn diese darauf nicht antworteten. Die Urteilsbegründung steht noch aus.
Ob und inwieweit das BGH-Urteil auch für die Sparkasse Siegen von Bedeutung sei, könne er noch nicht abschätzen, sagt Tillmann Reusch.
„Ob die Transparenz größer wird, wie vom Verbraucherschutz gewollt, weiß ich nicht“, so das Vorstandsmitglied. Er fürchtet einen Anstieg der Bürokratie.
Natürlich sei auch die Negativzinspolitik der EZB ausschlaggebend für die Umstellung. Es sei der Sparkasse jedoch wichtig gewesen, nicht nur teurer zu werden, sondern eine spürbare Mehrleistung zu bieten. „Das, was wir hier gemacht haben, ist keine reine Preiserhöhung“, sagt Tillmann Reusch. „Es sind Angebote“, sagt das Vorstandsmitglied und ist sich sicher: „Alle sind ihren Preis wert.“
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