Siegen. Für die Sparkasse Siegen war 2020 ein starkes Jahr. Firmen bekommen wegen Corona erste Probleme, Privatleute füllen ihre Sparkonten.
Wenn man alles zusammennimmt, das Geldvermögen und die ausgegebenen Kredite, dann kommt man erstmals auf über acht Milliarden Euro Geschäftsvolumen. Die Sparkasse Siegen ist unter den Top 100 der deutschen Sparkassen. Mehr als jeder zweite Einwohner im Geschäftsgebiet – das ist der Altkreis Siegen ohne Burbach und Neunkirchen – hat dort ein Konto, für 56 Prozent der Firmen ist sie Hausbank. „Die Menschen verlassen sich auf uns“, sagt Vorstandsvorsitzender Wilfried Groos. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat das Siegener Geldinstitut in ihre Liste der „Helden der Krise“ aufgenommen. „Das hat uns gefreut“, sagt Wilfried Groos, der gemeinsam mit dem Vorstand Ergebnisse des Jahres 2020 vorstellt.
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Wie macht sich die Pandemie auf den Konten der Privatkunden bemerkbar?
Vorerst auf den ersten Blick positiv: „Die Menschen wissen nicht,was sie mit dem Geld machen sollen“, stellt Günter Zimmermann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, fest. Mit 17 Prozent sei die Sparquote „historisch hoch“. Obwohl: Wer nicht in Aktien oder Immobilien einsteigt, verliert Geld. Es gibt – wohl auch auf längere Sicht – keine Zinsen, ab 250.000 Euro Guthaben werden sogar Negativzinsen erhoben. Die Bewegung zu den Sachwerten wird an anderer Stelle sichtbar. Der Bestand an Wohnungsbaudarlehen stieg um 7,5 Prozent, um die 1000 Familien haben im vorigen Jahr ihr Eigenheim bei der Sparkasse finanziert. 6600 neue Fondssparpläne wurden gestartet. Auf der anderen Seite gab es aber auch Familien, bei denen es wegen Corona eng wurde: Sie mussten dann zum Beispiel Kreditraten reduzieren lassen.
Zahlen
Bilanzsumme: 4,36 Milliarden Euro.
Kundeneinlagen: 3,45 Milliarden Euro, Wertpapierbestand: 1,24 Milliarden Euro, Kreditbestand: 3,33 Milliarden Euro.
Darlehenszusagen: 722 Millionen Euro, davon 246 Millionen Euro Wohnungsbaukredite an Privatkunden (plus 22 Prozent). Gesamtbestand der privaten Wohnungsbaudarlehen: 1,27 Milliarden Euro.
Zuwachs des Geldvermögens: 278 Millionen Euro, Zuwachs des Wertpapiervermögens: 121 Millionen Euro. Wertpapierumsätze in 2020: mehr als 1 Milliarde Euro. 2200 neue Depots.
77,5 Millionen Kartenzahlungen (plus 30,5 Prozent) über insgesamt 286 Millionen Euro (plus 16,8 Prozent).
Personal: fast 800 Mitarbeitende, darunter 44 Auszubildende und Trainees. 187 Homeoffice-Arbeitsplätze (plus 37). Um den Beschäftigten in Pandemie-Zeiten eine individuelle Anreise zu ermöglichen, hat die Sparkasse zusätzliche Parkplätze gemietet.
Stiftungen: in 33 Stiftungen, Treuhandstiftungen und Stiftungsfonds betreut die Sparkasse ein Vermögen von 53,4 Millionen Euro. Die beiden sparkasseneigenen Stiftungen haben im vorigen Jahr 1,7 Millionen Euro ausgeschüttet.
Gründungen: Das Gründerwerk hat rund 200 Vorhaben begleitet und Darlehenszusagen von 3,4 Millionen Euro unterstützt.
Siegerlandfonds: 1,15 Millionen Euro Kapital wurde in Unternehmen, unter ihnen drei Start-ups, eingebracht.
In der Rangliste nach Bilanzsummen ist die Sparkasse Siegen die Nummer 92, die Sparkasse Wittgenstein die Nummer 319 und die Sparkasse Burbach-Neunkirchen die Nummer 355 unter 379 Sparkassen in Deutschland (Stand 2019).
Und wie geht es den Geschäftskunden?
„Viele haben Reserven aufbauen können“, weiß Wilfried Groos. Anderseits: Rund 130 Firmen nahmen um die 50 Millionen Euro Kredite wegen Corona in Anspruch, weitere 450 ließen Rückzahlungsverpflichtungen stunden. „Die Auswirkungen der Pandemie werden wir erst in den nächsten Jahren in ihrer Gänze erfassen“, sagt Vorstand Burkhard Braach. „Es sieht nicht nach breiter Depression aus.“ Dass nicht alle Firmen die Krise überleben, „davon muss man realistischerweise ausgehen“. Niemand wisse, ob die Menschen nach der Pandemie wieder so einkaufen oder verreisen wie vorher. Auch davon hängt ab, wer wie lange wie viele Schulden verkraftet. Burkhard Braach: „Da wird es irgendwann einen Kipppunkt geben.“ Den Lichtstreif erwähnt er aber auch: Die Zahl der Neugründungen von Firmen steigt. „Die Kreativität ist beeindruckend – und das ermutigt.“
„Die Digitalisierung hat Flügel bekommen“, stellt Sparkassenchef Wilfried Groos fest. Was ist gemeint?
„Das Internet ist unsere größte Filiale“, berichtet Günter Zimmermann. 40.000 Kunden nutzen die Sparkassen-App, im Schnitt hat jeder Kunde 600 Mal im Jahr online über sein Geld verfügt. Bezahlt wird mit Karte, Smartwatch oder Smartphone, in 50 Prozent der Fälle kontaktlos. Die neue Sparkassen-Card ist auch im Online-Shopping einsetzbar. Und im Gegenzug ging die Zahl der Bargeldabhebungen (und -einzahlungen) um 20 Prozent zurück. Selbst der Kontoauszugdrucker verliert an Bedeutung: Um die 80.000 Sparkassen-Kunden nutzen das elektronische Postfach.
Was bedeutet das für die Filialen?
„Beratung steht im Vordergrund“, sagt Günter Zimmermann. Die gibt es in den entsprechend besetzten 17 Beratungs-Filialen, per Video oder Skype oder am Telefon – bis zu 41.000 im Monat. „Wir werden auch 2025 oder 2030 noch 70 Prozent Kunden haben, die rein stationär oder digital und stationär ihre Geldangelegenheiten erledigen wollen“, sagt Vorstand Tillmann Reusch – zum Beispiel auch in der Filiale in Dahlbruch, die seit vorigem Jahr umgebaut wird und die als Pilotobjekt für ein neues Beratungskonzept gilt. Ende März oder Anfang April soll dort Eröffnung sein. Den von vielen Kunden nach wie vor gewünschten persönlichen Kontakt hält die Sparkasse aufrecht, betont Wilfried Groos, bis hin zum Bargeld-Bringservice. Aber: Die neun kleinen Service-Filialen, die derzeit wegen Corona geschlossen sind, „werden wir uns anschauen. Da geht die Frequenz zurück.“
Erstmals mehr als fünf Millionen Euro hat die Sparkasse im vorigen Jahr für Sportvereine, soziale Einrichtungen und Kultur gespendet, es gab den Wettbewerb „Gut für Schulen“, die Adventskonzerte vor Seniorenheimen, das „Adventswunder“. Und jetzt kommt noch eine Unterstützung zum Impfen dazu.
Bis zu 100.000 Euro stehen bereit. Die stellt die Sparkasse dem DRK und dem Kreis Siegen-Wittgenstein zur Verfügung, damit Senioren ihre Impftermine im Impfzentrum in Eiserfeld auch wirklich wahrnehmen können. „Hoffentlich bringt uns das etwas schneller zur Normalität zurück“, sagt Dr. Nadine Uebe-Emden, stellvertretendes Vorstandsmitglied. Neben dem Fahrdienst kann bei Bedarf auch Assistenz während des Impftermins geleistet werden. Abgewickelt wird das Angebot über die Initiative #siwihilft, Kontakt ist möglich über das Corona-Telefon des Kreises: 0271/333-1120.
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