Netphen. Politiker äußern Zweifel an der Anlage, die eigentlich noch im Sommer fertiggestellt werden sollte. Das Problem ist der Lärmschutz

Die ersten Betonklötze für den Parkourlauf stehen bereits seit vergangenem Sommer auf dem Gelände der ehemaligen Tennisanlage im Freizeitpark Obernetphen, mittlerweile ergänzt durch ein Wirrwarr aus Holzbalken zum Klettern und Balancieren. Auch die Geräte für die „Calisthenics“-Anlage, an denen unter freiem Himmel Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht ausgeführt werden können, stehen schon, daneben ist eine Boulebahn. Der „Multifunktionale Bewegungspark“ nimmt immer mehr Gestalt an.

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Die Wiese daneben liegt allerdings immer noch brach. Als Highlight und Alleinstellungsmerkmal soll dort ein Skatepark entstehen, außerdem ein Fußballfeld. Die Planung wurde – unter Beteiligung eines spezialisierten Planungsbüros und Jugendlicher aus der Region – im August 2020 abgeschlossen, noch in diesem Sommer sollte die Skateanlage fertig werden. Nun stellt die Netphener Politik das Vorhaben allerdings wieder in Frage. Das Problem: Der Lärmschutz.

Skatepark Netphen müsste an Sonn- und Feiertagen zu bleiben

Die CDU hatte am 6. Februar 2020 via Antrag nach einem Gutachten gefragt, das die Schallemissionen für den gesamten Bereich des Bewegungsparks, speziell aber für die Skateanlage ermitteln sollte. Seit Jahrzehnten gebe es in dieser Hinsicht Einwände. Dieses komme zu dem Ergebnis, dass die Emissionsrichtwerte der Freizeitlärmrichtlinie in allen Bereichen des Parks eingehalten werden, so die Verwaltung.

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Parkourlauf und „Calisthenics“-Anlage sind so gut wie fertig
Parkourlauf und „Calisthenics“-Anlage sind so gut wie fertig © Tim Haacke

Es könne „somit zusammenfassend festgestellt werden, dass der Bewegungspark an der Brauersdorfer Straße in Netphen im Einklang mit den Anforderungen an den Schallimmissionsschutz erfolgt“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Anschließend jedoch folgt eine Einschränkung: An Sonn- und Feiertagen sowie an Werktagen von 6 bis 8 und von 20 bis 22 Uhr sollen Skatepark und Socceranlage nicht genutzt werden.

Netphener Politiker hegen Zweifel

„Es gibt einen gewissen Widerspruch in den Schlussfolgerungen“, wunderte sich Manfred Heinz (SPD). Die ausgeschlossenen Zeiten beträfen einen ganz wesentlichen Zeitraum der Freizeitgestaltung, „in dem die Anlage nicht genutzt werden könnte“.

Für sie sei die Vorlage der Verwaltung nicht sonderlich zufriedenstellend, beschwerte sich Dr. Sandra Groos (CDU), da das Schallschutzgutachten nicht beigefügt sei. Sie fragte außerdem, warum das Basketballfeld nicht, das Soccerfeld aber schon der eingeschränkten Nutzung unterliege.

„Wer glaubt denn an sowas?“, frage Jörg Roth (UWG) in Bezug auf die Sperrzeiten, „Ärger ist vorprogrammiert“.

„Ich werde es erleben“, sagte Silvia Glomski (Grüne). Nicht nur die direkten Anwohner der Brauersdorfer Straße seien mutmaßlich von dem entstehenden Lärm betroffen.

Förderung vom Land

Der Park soll 1,08 Millionen Euro kosten, der Skatepark 264.000 Euro. Der Eigenanteil der Stadt beträgt zehn Prozent.

Der Bewegungspark wird im Rahmen des Investitionspakets „Soziale Integration im Quartier“ gefördert.

Dann meldete sich Alexandra Wunderlich (CDU) zu Wort, die an dem ersten Gestaltungsworkshop für die Skateanlage teilgenommen hatte. Nur zwölf Jugendliche hätten daran teilgenommen, und davon lediglich zwei – „in Worten ‘zwei’“ – seien direkt aus Netphen gekommen. Davon habe sich einer vehement für eine ganz andere Planung ausgesprochen, nämlich eine komplette „Bowl“, also eine Art Schüssel, in der die Skater fahren können. Im aktuellen Entwurf wird diese auf Anraten der Experten durch die abgerundeten Seiten der Anlage simuliert. Insgesamt rate sie dringend dazu, die hohe Investition in die geplante Anlage neu zu überdenken.

Nutzungseinschränkungen müssen aus der Welt geschafft werden

„Im Prinzip haben sie Recht“, sagte Baudezernent Rainer Schild zu den Bedenken hinsichtlich der Nutzungseinschränkungen. Diese müssten aus der Welt geschafft werden. „Zurzeit prüft die Verwaltung, ob mit baulichen Änderungen des Soccerfeldes und der Skateranlage oder Schallschutzmaßnahmen für die beiden Freizeiteinrichtungen eine uneingeschränkte Nutzung möglich ist“, schrieb Schild bereits in der Vorlage. Ein möglicher Ansatz sei die Verschiebung der Skateanlage, um den potenzielle Lärm für die Anwohner zu minimieren. Schild versprach zudem, das Schallschutzgutachten offen zu legen.

Nicht verstehen könne er hingegen die Kritik an den beiden Gestaltungsworkshops. Für die Planung habe man absolute Experten nach Netphen geholt. Das Planungsbüro „Lndskt“ aus Köln ist auf Skateparks spezialisiert und setzte bundesweit bereits viele Projekte um, unter anderem in Berlin und München. Veith Kilberth, der die Workshops in Netphen leitete, ist selbst ehemaliger Profi-Skateboarder. „Da konnte jeder hinkommen“, sagte Rainer Schild. Wer letztlich der Einladung folgte, darauf habe die Verwaltung keinen Einfluss gehabt. „Da weiß ich nicht, was wir noch mehr tun sollten“, so der Baudezernent.

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