Siegen. Die Stadt Siegen wertet Daten der Schuleingangsuntersuchungen aus. In manchen Bezirken gibt es überdurchschnittlich viele Kinder mit Nachteilen.

In Geisweid-Mitte zeigen in den Schuleingangsuntersuchungen überdurchschnittlich viele Kinder auffällige Befunde. Das geht aus dem Bericht über die Untersuchungen 2018/19 und 2019/20 hervor, die im Schulausschuss vorgestellt wurden. Aber „man muss sehr vorsichtig sein, Bezirke nicht durch vorschnelle Aussagen in ein bestimmtes Licht zu rücken und zu stigmatisieren“, betonte Dr. Andreas Matzner von der Stabsstelle Sozial-, Jugendhilfe- und Bildungsplanung der Stadt Siegen.

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Schuleingangsuntersuchungen in Siegen: Das Verfahren ist standardisiert

In NRW besteht für Kinder die gesetzliche Verpflichtung, an der Schuleingangsuntersuchung teilzunehmen. Dabei will man herausfinden, ob gesundheitliche Einschränkungen und Förderbedarfe bestehen, auf die sich die Schule einstellen muss. In Siegen sind Ärztinnen und Ärzte des Kreisgesundheitsamts zuständig. Das Verfahren ist landesweit standardisiert nach dem „Sozialpädiatrischen Entwicklungs-Screening für die Schuleingangsuntersuchung“ (SOPESS).

Die Verwaltung hat die Daten in das „Sozialmonitoring 2021 mit dem Schwerpunkt Armut und Armutsgefährdung in Siegen“ aufgenommen und betrachtet dabei die Gesamtstadt, deren sechs Bezirke sowie die 23 Stadtteile. Rund 1300 Kinder nahmen an den Untersuchungsdurchgängen 2018/19 und 2019/20 teil, die aus Datenschutzgründen zusammengefasst wurden. Die jüngsten Vergleichsdaten stammen aus der Untersuchung 2018/19, bereitgestellt vom Landeszentrum Gesundheit NRW.

Schuleingangsuntersuchungen in Siegen: Gewicht

„Normalgewichtig“ (Siegen): 79,1% (NRW: 79,8 %)

„Übergewichtig“ bis „adipös“: 10,4% (10,6%)

„Untergewichtig“ bis „deutlich untergewichtig“: 10,5% (9,5%)

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In Langenholdinghausen und Weidenau-Mitte liegt der Anteil der übergewichtigen bis adipösen Kinder in der Kategorie „20 % und mehr“. Da es sich aber um eine verhältnismäßig kleine Gruppe handelte, die in diesen Stadtteilen die Schuleingangsuntersuchung durchlief, sei dies nicht aussagekräftig, wie Andreas Matzner anmerkte. Die niedrigsten Quoten in diesem Bereich haben Setzen, Seelbach, Trupbach, Wellersberg, Siegener Giersberg, Siegen-Zentrum und Niederschelden-Ost mit jeweils weniger als 5 Prozent. Beim Untergewicht fallen Hammerhütte und Giersberg in die Sparte „20% und mehr“. Der Bereich Meiswinkel/Buchen/Sohlbach, Siegen-Zentrum, Siegen-Altstadt und Weidenau-Waldsiedlung liegen unter 5%.

Schuleingangsuntersuchungen in Siegen: Körperkoordination

„Unauffällig“ (Siegen): 69,5% (NRW: 73,3%)

„Grenzwertig“: 21% (17,5%)

„Auffällig“: 9,5% (9,2%)

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Für die Beurteilung der Körperkoordination geht es um Gleichgewichtsleistungen, Ausdauer, Ermüdbarkeit, Kraftdosierung, assoziierte Mitbewegungen sowie Bewegungsplanung und -geschwindigkeit. Insgesamt zeigten 30,5% der untersuchten Kinder einen „grenzwertigen“ oder „auffälligen“ Befund. In Geisweid-Mitte und Niederschelden-Ost waren es jeweils „45% und mehr“, in Langenholdinghausen, Weidenau-Mitte, Hammerhütte, Fischbacherberg, Achenbach, Eiserfeld-Nord, Eiserfeld-Süd, Eisern sowie am Rosterberg 35 bis 45 %. Am Siegener Giersberg liegt die Quote unter 15%.

Schuleingangsuntersuchungen in Siegen: Selektive Aufmerksamkeit

„Unauffällig“ (Siegen): 81,3% (NRW: 80,5%)

„Grenzwertig“: 10,4% (10,9%)

Auffällig“: 8,4% (8,6%)

Überprüft wurden beispielsweise kurzfristige Aufmerksamkeitsfokussierung, Konzentrationsfähigkeit und Impulshemmung. Im Stadtgebiet insgesamt fielen 18,8% der Ergebnisse in die Kategorien „grenzwertig“ und „auffällig“. In der Hammerhütte waren es „35% und mehr“, in Geisweid-Mitte, Weidenau-Ost, am Lindenberg, am Fischbacherberg und „Hinterm Bahnhof“ in Siegen 25 bis 35%. Am Siegener Giersberg fielen weniger als 5% der Kinder in dieses Raster.

Schuleingangsuntersuchungen in Siegen: Erstsprache

Deutsch als Erstsprache (Siegen): 64,9% (NRW: kein Vergleichswert)

Andere Sprache als Erstsprache: 35,1%

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Das Landeszentrum Gesundheit NRW führt diesen Punkt nicht auf, sondern betrachtet die Fähigkeiten im Umgang mit der deutschen Sprache anhand mehrerer Unterpunkte. Die Stadt bezieht sich in diesem Punkt auf die Frage, ob bei den Kindern zu Hause in erster Linie Deutsch oder eine andere Sprache gesprochen wird. Während in Setzen, Trupbach und Oberschelden/Gosenbach Deutsch in mindestens 90% der Hauhalte Erstsprache ist, trifft dies in Geisweid-Mitte und der Hammerhütte auf weniger als 30% zu. Am Lindenberg, am Fischbacherberg, in Siegen-Zentrum und Dillnhütten liegt der Anteil bei 30 bis maximal 50%.

Schuleingangsuntersuchungen in Siegen: Sprachkompetenz

„Altersgerechte Sprachkompetenz“ (Siegen): 66,7% (NRW: 71,3%)

„Keine altersgerechte Sprachkompetenz“: 33,3% (28,7%)

In Geisweid-Mitte war die Sprachkompetenz bei mindestens 75% der untersuchten Kinder nicht altersgerecht ausgeprägt. In der Hammerhütte lag der Anteil bei 60 bis 75%. In Setzen, Trupbach, Seelbach, Eisern und am Weidenauer Giersberg waren es weniger als 15%.

Schuleingangsuntersuchungen in Siegen: Umgang mit Zahlen und Mengen

„Unauffälliger Umgang mit Zahlen und Mengen“ (Siegen): 79,8% (NRW: 85,5%)

„Auffälliger Umgang“: 20,2% (14,5%)

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In Geisweid-Mitte fielen „40% und mehr“ der Ergebnisse in den auffälligen Bereich, in der Hammerhütte und am Haardter Berg 30 bis 40%. In Trupbach, Seelbach, Oberschelden/Gosenbach, Kaan-Marienborn, Weidenau-Ost und am Weidenauer Giersberg waren es weniger als 10%.

Schuleingangsuntersuchungen in Siegen: Konsequenzen für Politik und Verwaltung

Bildungschancen sind unterschiedlich verteilt“, kommentierte Joachim Pfeifer (SPD) im Schulausschuss die Ergebnisse – die, wie er sagte, sicherlich „niemanden hier im Raum“ überraschen würden. Er erkundigte sich bei den Verwaltungsvertretern, ob es Erkenntnisse zu Ursachen und Verbindungen mit anderen Faktoren für die kritischen Befunde gebe: „Arbeiten Sie daran? Wie bekommen wir da mehr?“

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Der Bericht ist ein Einstieg in die Thematik“, erklärte Andreas Matzner. Korrelationen zu berechnen sei der nächste Schritt. Beispielsweise ließen sich die Befunde mit Daten darüber abgleichen, wie hoch in den jeweiligen Stadtteilen der Anteil der Haushalte sei, die Arbeitslosengeld II („Hartz IV“) beziehen. Schuldezernent André Schmidt wies darauf hin, dass schon Verschiedenes getan werde und nannte als Beispiel die „multiprofessionellen Teams“ an Schulen in Geisweid. Einiges sei bereits entwickelt worden, „aber es muss ja auch weiterentwickelt werden“ – wozu die Daten Grundlagen liefern könnten.

Joachim Pfeifer beantragte, die Verwaltung mit der Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen zu beauftragen. Der Ausschuss stimmte geschlossen dafür.