Siegen. Damit die Digitalisierung an Schulen funktionieren kann, ist verlässlicher Support unverzichtbar. Stadt Siegen setzt (auch) auf eigenes Personal.

Mit Wlan und Endgeräten allein ist es noch lange nicht getan. Die Digitalisierung in den Schulen erfordert ein zuverlässig arbeitendes System für fortlaufenden Support und Administration, um den Betrieb konsequent gewährleisten zu können. Mit den Erfordernissen und Strategien befasste sich nun der Schulausschuss der Stadt Siegen.

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Für Gymnasien, Gesamtschulen und das Weiterbildungskolleg ist die Südwestfalen-IT (Sit) GmbH zuständig. Der kommunale Dienstleister ist 2018 aus dem Zusammenschluss der Citkomm aus Hemer und der KDZ Westfalen-Süd aus Siegen hervorgegangen, hat in beiden Städten einen Sitz und ist für 71 Kreise, Städte und Gemeinden zuständig. Zwei Basispunkte liegen den Überlegungen zur Supportplanung zugrunde, wie Sit-Geschäftsführer Thomas Coenen erläuterte: Je mehr IT und Endgeräte in den Schulen zum Einsatz kommen, umso höher ist der Bedarf an Support; und je mehr unterschiedliche Geräteklassen und Betriebssysteme dabei Verwendung finden, um so komplizierter wird’s.

Digitale Technik an Siegener Schulen: Südwestfalen-IT strebt Standardisierung an

Was theoretisch banal klingt – weil es sich in allen Bereichen, in denen digitale Technik verbreitet ist, so verhält – ist in der Praxis gar nicht mal so einfach. „Wie kann bei so vielen Unterschieden eine einheitliche Verwaltung und Benutzung in Schulen gut funktionieren?“, fragte Thomas Coenen in seiner Präsentation im Schulausschuss – und gab die Antwort: „Gar nicht.“ Jedes System nämlich hat Spezifika, in die der Techniker oder die Technikerin sich erst hineindenken müssen. Das Ziel sei entsprechend Standardisierung.

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Hinzu kommt ein weiterer Aspekt. Während die Sit sich in Siegen unter anderem um Arbeitsplatzrechner, Beamer und Whiteboards kümmert – für die Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen ist die Dapprich EDV-Beratung im Boot –, braucht es auch eine Lösung für den Support der 2000 zusätzlichen mobilen Endgeräte, die die Stadt Siegen über das Sofortprogramm des Landes anschaffen konnte. Zur Verfügung stehen auch dafür Landesmittel: fast 444.000 Euro bis zum 31. Dezember 2025, ergänzt um einen städtischen Eigenanteil von 10 Prozent: insgesamt also fast 482.000 Euro. Der Förderantrag müsse zwar noch gestellt werden, wie Schuldezernent André Schmidt anmerkte, denn die Förderrichtlinie ist nämlich erst vor Kurzem veröffentlicht worden. Der Betrag stehe aber in Aussicht.

Stadt Siegen möchte eigene IT-Fachleute für Support digitaler Endgeräte an Schulen

Wie dieses Geld den gewünschten Zweck erfüllen soll, dafür gebe es grundsätzlich zwei Varianten, erläuterte André Schmidt: eigene Fachleute einplanen – oder den Auftrag extern vergeben. „Wir würden gerne auf eigenes Personal setzen.“ Bei Ausschreibungen in diesem Bereich in der Vergangenheit „haben wir nicht immer Vertragspartner bekommen, die zufriedenstellend gearbeitet haben“. Die Firma Dapprich nahm er dabei ausdrücklich heraus, diese sei „hervorragend“. Und die Sit als kommunaler Dienstleister ebenfalls.

Geld und Schritte

Die Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik erfolgt in großem Umfang über den „Digitalpakt Schule“ von Bund und Land.

Siegens Schuldezernent André Schmidt nannte im Schulausschuss drei Bausteine, um die Digitalisierung zu verwirklichen: Infrastruktur schaffen, Endgeräte anschaffen, Support.

Im Haushalt der Stadt Siegen stehen für 2021 insgesamt 220.000 Euro Eigenmittel für den Wlan-Ausbau zur Verfügung, „um kurzfristig Lösungen zu realisieren, die nicht bis zur Umsetzung von Digitalpakt-Maßnahmen aufgeschoben werden können“, so die Verwaltung.

Für die bisher 2000 Endgeräte, im Tablet-Bereich weitgehend von Apple – wobei Thomas Coenen von der Sit betonte, bei Produkten dieses Labels sei der „Supportaufwand deutlich geringer“ als bei anderen Systemen – bräuchte die Stadt zwei zusätzliche Stellen. Eine, das erklärte André Schmidt auf Anfrage, werde nach derzeitigem Stand im Sommer mit einem dann fertigen IT-Ausbildenden aus der Stadtverwaltung besetzt, die andere ausgeschrieben. Wobei er im Ausschuss anmerkte: „Fachkräfte finden ist schwer.“ Ziel sei aber, die personelle Ausstattung noch in diesem Jahr hinzubekommen. Außerdem würden noch ein bereits vorhandener IT-Koordinator sowie die Stelle der Medienentwicklungsplanung in die Aufgabe eingebunden.

Medienentwicklungsplan für Siegener Schulen vorübergehend zurückgestellt

Die Überarbeitung des Medienentwicklungsplans musste bei all dem wegen der Umsetzung der Sofortausstattungsprogramme zurückgestellt werden, wie die Verwaltung mitteilt. Der Plan fasst zusammen, welche technische Ausstattung und Infrastruktur an jedem einzelnen Standort erforderlich sind. André Schmidt ging im Ausschuss von 18 bis 24 Monaten für einen Medienentwicklungsplan aus, „der alle Siegener Schulen abdeckt“. Die Bedarfe sind durchaus unterschiedlich, je nach Größe und pädagogischem Konzept. Seien beispielsweise an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule 1000 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig im Wlan, müsse dieses anderen Anforderungen standhalten als an einer kleineren Einrichtung.

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Kevin-Lee Hörnberger (FDP) fragte Thomas Coenen im Ausschuss nach dem „Sanierungsstau im IT-Bereich für Siegener Schulen“. Die Antwort: „Man konnte schon sehen, dass viele Jahre an diesem System gespart wurde.“ Kevin-Lee Hörnberger beantragte, bis zum 1. August einen Plan mit Kostenschätzung aufzustellen, der die aktuellen Schritte und den Sanierungsstau beziffert. Möglich, entgegnete Thomas Coenen, aber innerhalb der verbleibenden Zeit „schon ein ambitioniertes Vorhaben“. André Schmidt kündigte zur nächsten Sitzung des Schulausschusses eine Vorlage an, die zumindest einige entscheidende Zahlen präsentiert. Dem stimmte der Ausschuss zu.

Thomas Coenen betonte noch, dass die Aufgaben in diesem Bereich künftig zunehmen würden. „Wir werden wachsen müssen“, sagte er bezogen auf die Sit. „Das Thema wird ja wichtiger“, und das auch über die Corona-Krise hinaus.