Siegen. Zukunftsängste, kaum Kontakt zu Freunden, Belastung durch Homeschooling: Über 800 junge Siegenerinnen und Siegener zur Corona-Situation befragt.

Den Kindern und Jugendlichen in Siegen geht es in der Pandemie nicht gut. Mehr als 800 junge Menschen haben sich an einer Umfrage beteiligt, die mehrere Stellen der Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt initiiert hatten. Vor allem die 15- bis 18-Jährigen geben dabei an, sich Sorgen um ihre Zukunft zu machen, den Unterricht zuhause als belastend zu empfinden und soziale Kontakte zu vermissen.

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Ins Leben gerufen wurde die Aktion von der Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendarbeit. Dazu gehören Beschäftigte der städtischen Kinder- und Jugendförderung, kommunale und freie Kinder- und Jugendtreffs und der Stadtjugendring Siegen. Die Teilnehmer konnten ihre Gedanken zur Corona-Pandemie und ihren persönlichen Umgang damit erläutern.

Kinder und Jugendliche in Siegen vermissen Normalität und Alltag

Über einen Fragebogen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise angeben, wie sie sich mit dem Homeschooling arrangieren, welche Wünsche sie für den Sommer haben und welche Tipps sie Gleichaltrigen im Lockdown geben würden. Via Livestream hatten einige der Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Ideen und Vorstellungen mit Bürgermeister Steffen Mues und Sozialdezernent André Schmidt sowie Vertretern des städtischen Ordnungsamtes, des Jugendparlamentes und des Stadtjugendrings zu diskutieren.

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Die Situation der Kinder und Jugendlichen während der Pandemie ist unterschiedlich. Zukunftssorgen überwiegen bei den älteren, Freunde und Normalität im Alltag vermissen die meisten. Die meisten freuen sich darauf, sich wieder treffen zu können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, den Geburtstag nachzufeiern und einfach normal zur Schule gehen zu können. Seit Beginn der Pandemie pflegen die Jugendlichen ihre Freundschaften weitgehend digital.

Wie es den Kindern und Jugendlichen in Siegen geht? 3 minus

50,63 ist die durchschnittliche Verfassung der Kinder und Jugendlichen. Sie bewerteten von 0 (ganz schlecht) bis 100 (sehr gut), wie es ihnen geht. Ähnlich mäßig sieht die Situation beim Homeschooling aus: Hier beträgt der Durchschnittswert 55,59. Als Schulnote: 3 minus.

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65,3 Prozent beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit „Chillen“, 56,5 Prozent mit Fernsehen, 54,1 Prozent mit „Handy zocken“. „Leute treffen“ ist nur für gut ein Viertel (27,5 Prozent) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer derzeit eine Freizeitaktivität, Sport treiben knapp 47 Prozent.

Was sich junge Menschen in Siegen für die Zukunft wünschen

417 junge Menschen wünschen sich, im Sommer Ausflüge mit anderen machen zu können (68,9 Prozent), 379 von 605 Befragten (62,6 Prozent) wünschen sich Angebote für draußen, 56,7 Prozent Sport- und Erlebnisangebote. Angebote im Haus wünschen sich nur 20,2, Möglichkeiten zum Lernen 18,7 Prozent.

Nächste Schritte

Ziel der Aktion war es, die Interessen der jungen Menschen zu stärken, ihre Beteiligung zu fördern und die Entwicklung coronakonformer Angebote im Sommer zu unterstützen.

Dafür stellt die Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendarbeit die Ergebnisse Politik und Verwaltung vor und kommuniziert die Bedarfe an Verantwortliche in der Kinder- und Jugendarbeit.

Für die Zukunft wünschen sich viele coronakonforme Treffpunkte im öffentlichen Raum, Angebote wie Sport und Schwimmen im Freien, Möglichkeiten zum Skaten und Radfahren sowie Ausflüge und Ferienfreizeiten. Nicht wenige wünschen sich, Verlorenes nachholen zu können. Und einfach nur, wieder zu einem normalen Alltag zurückkehren zu können.

Die Stimmen: „Ich bin oft traurig und wütend“

Die Umfrage enthielt an vielen Stellen die Möglichkeit, freie Antworten zu geben. Eine Auswahl.

Gesichtsausdrücke sehen, Menschen/Freunde in der Schule umarmen bei der Begrüßung. Frage „Was vermisst Du?“

Ich bin 6 Jahre alt, manchmal telefonieren wir. „Wie hältst Du Kontakt“ zu Freunden?“

Sich selbst ausprobieren, neue Sachen entdecken (...) unter der Voraussetzung, dass man motiviert genug ist (was ich und viele andere nicht sind aufgrund der Situation und mentaler Probleme. „Dein Tipp für andere im Lockdown“

Ich fühle mich nicht gut, seit ich nicht mehr zur Schule und zum Fußballtraining kann. Ich vermisse das Spielen mit meinen Freunden. Ich bin oft traurig und wütend. „Was vermisst Du?“

Mit Schulsachen voll bombardiert werden und lernen. „Was machst Du in Deiner Freizeit?“

Orte/Möglichkeiten, in denen man offen über seine Gefühle durch/während Corona sprechen kann. „Welche Angebote soll es im Sommer geben?“

24/7 immer dasselbe. Arbeiten, Essen, Fernsehen, Schlafen. „Was machst Du in Deiner Freizeit?“

Eine große Party mit allen, die wir kennen. Frage „Worauf freust Du Dich 2021 noch am meisten?“

Ich kenne so viele, die Coronapartys machen und damit durchkommen :(. Frage „Was kann man in Siegen besser machen?“

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