Siegen-Wittgenstein. Zwar werden nach wie vor große Mengen Bäume in den Siegen-Wittgensteiner Wäldern gefällt – aber das Borkenkäfer-Holz bleibt nicht in der Region.

Auf dem heimischen Markt ist kaum noch Holz verfügbar, die Preise steigen exorbitant. Zwar werden überall in der Region und in ganz Deutschland nach wie vor große Mengen „Kalamitätsholz“ gefällt, von Borkenkäfer und Trockenheit geschädigte Bäume – aber das Holz geht zum allergrößten Teil in den Export. Hauptkunden: China und die USA.

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Vor wenigen Monaten sah die Situation für die betroffenen Waldbesitzer noch ganz anders aus: Sie waren gezwungen, große Mengen schadhafte Fichten zu fällen – und froh, dass sie angesichts dieses Überangebots überhaupt noch Geld für das Holz bekamen. Es ging für ziemlich wenig Geld containerweise nach China.

Aus Siegen-Wittgenstein gehen Bäume containerweise nach China

Die USA und China, die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, sind bei der Bewältigung der Corona-Pandemie ein gutes Stück weiter als Deutschland und Europa. Auch um die wirtschaftlichen Folgen nun abzufedern, haben beide Länder gewaltige Konjunkturpakete aufgelegt. Folge: Bauboom jenseits des Atlantik und in Fernost. „Die können gute Preise zahlen, bei denen heimische Häuslebauer nicht mithalten können“, sagt Jan Zimmermanns, beim Landesbetrieb Wald und Holz in Hilchenbach zuständig für Dienstleistungen rund um den Privat- und Körperschaftswald.

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Der Notnagel „Holzexport“, der für die Waldbesitzer wenigstens ein gewisses Einkommen schuf, fällt nun ungewollt auf die heimische Region zurück. Die heimischen Sägewerke waren mit dem vergleichsweise abrupten Überangebot schlichtweg überfordert, konnten die Menge der Bäume nicht verarbeiten. Seit vergangenem Jahr ging das Kalamitätsholz ungesägt containerweise nach China, um die dortige extreme Nachfrage zu decken.

Bauwirtschaft in Siegen-Wittgenstein kann Preissteigerung nicht abfedern

Die Basis dafür bildeten entsprechender Rahmenverträge. Die verhindern nun, da die Preise deutlich anziehen – zumindest zum Teil –, dass bessere Erlöse erzielt werden. Aber auch für die Bäume, die vielleicht sogar noch stehen oder zumindest noch nicht verkauft sind, werden für die heimische Bauwirtschaft zu hohe Summen auf dem Markt verlangt. Und auch die ist China bereit zu bezahlen.

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„Solche extremen Schwankungen gab es noch nie“, so die Einschätzung von Jan Zimmermanns. Der Preis für geschnittenes, also Konstruktions- oder Brettschichtholz, habe sich verdoppelt. Das wiederum sei in den Verträgen mit den Bauherren nicht abgedeckt, die Kosten müssten weitergegeben werden, ganze Bauvorhaben verzögern sich nicht nur, sondern werden auch spürbar teurer.

Die Holzflut dürfte auf absehbare Zeit kein Ende nehmen. Immer noch sind riesige Flächen von schadhaften Bäumen, überwiegend Fichten, bestanden, die gefällt werden müssen, gewaltige Holzpolter lagern überall zur Aufarbeitung in den Wäldern. Normalerweise würde das zu einem Überangebot und fallendem Holzpreis führen. Aber die Nachfrage ist derzeit ungebrochen, Anzeichen für eine Trendwende kaum in Sicht.

Für viele Bauherren in Siegen und Umgebung nur optisch beeinträchtigtes Holz

Nach mehreren eher heißen und trockenen Jahren hängt auch jetzt viel davon ab, wie sich der Borkenkäfer entwickelt. „Gottseidank war es lange kälter und es gab mehr Wasser“, sagt Jan Zimmermanns. Aber die Bewältigung der Folgen der Käferproblematik werde weitergehen.

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Vielen Bauherren können die Unternehmen daher oft nur optisch beeinträchtigtes Holz anbieten, solches mit Blaufäule etwa. Dabei handelt es sich um eine Reaktion an der Luft, „kein konstruktiver Fehler“, betont Jan Zimmermanns. Aber eben oft so verbaut, dass der Fehler sichtbar sei – unbefriedigend für die Hausbesitzer. Auch das Käferholz sei keineswegs qualitativ minderwertig, frisch geschlagen habe es die selben Eigenschaften wie regulär gefälltes. Jan Zimmermanns bringt es nüchtern auf den Punkt: „Da wurde bis vor Kurzem super Holz verscherbelt.“

Bei den Waldbesitzern vor Ort bleibt also künftig mehr hängen. Wenn sie denn überhaupt noch Holz zum Ernten haben.

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