Hilchenbach. Zumindest auf der Karte des Regionalplans gibt es nur noch eine Variante der Route 57: direkt hinter den Häusern von Dahlbruch und Allenbach.
„Ich kann mir das nicht vorstellen.“ Hilchenbachs Baudezernent Michael Kleber beschreibt den Plan plastisch, den er im Entwurf des Regionalplans sieht: „In Kredenbach durch die Wohnzimmer, mitten durch Schmidtseifen, den Allenbacher Friedhof rasieren.“ Die Rede ist vom weiteren Verlauf der Route 57, die mit der Kreuztaler Südumgehung beginnt.
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Der Landesbetrieb Straßenbau steigt in die weitere Planung ein, Öffentlichkeit ist dabei willkommen, Bürgerbeteiligung erwünscht. Eine Agentur wurde beauftragt, die die geplanten Foren und Workshops organisiert, ein neuer Name („57 verbinden“) wurde erfunden. Ein erster „Stakeholder-Workshop“, in dem die verschiedenen Interessengruppen sowie die Anliegerkommunen vertreten sind, hat vor ein paar Tagen stattgefunden. Dort konnten die Teilnehmer in der Präsentation sehen, dass die „Ortsumgehung Kreuztal-Ferndorf“ – so heißt sie offiziell – sehr nah an die alte B 508 herangerückt ist.
Eine Überraschung: „Ortsnah“ im Regionalplan
Ebenfalls vor ein paar Tagen versammelte sich im Hilchenbacher Rathaus erstmals ein Arbeitskreis des Infrastrukturausschusses, der sich mit dem Entwurf des Regionalplans befassen soll. Darin erscheint, unter der schmucklosen Überschrift „Bedarfsplanmaßnahmen ohne räumliche Festlegung“, der Hilchenbacher Abschnitt der Ortsumgehungskette als rot gepunktete Linie: von Kreuztal über den Johannespfad kommend in einem Bogen an Kredenbach vorbei und dann an der Bahnlinie entlang unter der L 728 hindurch zur K 31, um dann vor Grund auf die Höhe zur Kronprinzeneiche hinaufzusteigen.
20,7 Kilometer Strecke
Die Route 57 („57 verbinden“) ist 20,7 Kilometer lang und ersetzt zwischen Kreuztal und Erndtebrück die B 508 und die B 62. Sie wird zwei- und dreispurig gebaut. Erwartet wird eine Belastung von täglich 12.000 Fahrzeugen. Mit den Planungen wurde 2006 begonnnen. Erster Abschnitt ist die Südumgehung Kreuztal.
„Schon spannend“ sei eine solche Berg- und Talbahn, merkt der Hilchenbacher Baudezernent an, „dafür fehlt mir die Phantasie.“ Michael Stötzel, Vorsitzender des Infrastrukturausschusses und SPD-Fraktionschef, blickt auf die mögliche Trasse hinter dem Dahlbrucher Bahnhof: „Wollen die den halben Berg abgraben?“ Die so genannte „ortsnahe“ Trasse sei „nicht realisierbar“: „Es bringt nichts, 50 Meter neben der ausgebauten B 508 eine neue Straße zu bauen.“
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Ohne Anschluss auf der Oberbach?
Kennen gelernt hatten auch die Hilchenbacher die Route 57 als eine Ortsumgehungskette, die bei Buschhütten von der HTS abzweigt, vor Kredenbach ins Ferndorftal abzweigt und dann über den Höhenzug über Allenbach und schließlich zwischen Insbach- und Dreisbachtal hinauf zur B 62 geführt wird. Auf der Oberbach, zwischen Allenbach und Herzhausen, wäre eine Anschlussstelle entstanden, die mit der L 728 verknüpft wird. Und das, so die Idee, wäre auch die Erschließung für ein interkommunales Netphen-Hilchenbacher Gewerbegebiet geworden. Michael Stötzel: „Das Gewerbegebiet auf der Oberbach ist damit gestorben.“ Auf ihrer neuen, „ortsnahen“ Trasse führt die neue B 508 ein ganzes Stück neben der Kreisstraße nach Grund entlang – dort, wo die Stadt Hilchenbach das Gewerbegebiet Vordere Insbach 2 erschließen will. Ob dort noch die geplanten 10 Hektar übrig bleiben, wenn die Straße sich ihren Platz gesucht hat? Baudezernent Michael Kleber ist sich da nicht sicher: „Wenn die Straße wirklich kommt, ist das mit der Inanspruchnahme von Flächen verbunden.“
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Keine Überraschung: Beschluss von 2014
Überrascht sind die Hilchenbacher von der Route-57-Planung allerdings nur, weil sie die Episode davor vergessen haben: Um 2014 herum ist die „neue“ Trassenführung nämlich schon zum ersten Mal in den Unterlagen aufgetaucht: Als das Land seine Projekte für den nächsten Bundesfernstraßenbedarfsplan anmeldete, wurde die ortsnahe Trasse, die eigentlich nur alternativ untersucht werden sollte, als einzige in das „Projektinformationssystem“ aufgenommen.
Auf der neuen „57-verbinden“-Webseite hält der Landesbetrieb Straßenbau alle Möglichkeiten der Umgehung „Kreuztal/Ferndorf“ offen: „Neben den Varianten in Höhenlage" solle „auch ein ortsnaher Verlauf geprüft werden“. Und für die Ortsumgehung Hilchenbach: „Es wird insbesondere die Anschlusssituation mit der Ortsumgehung Kreuztal-Ferndorf und der L 728 untersucht“ – was auch die Anschlussstelle Obernbach einschließen würde. Nur die Karte im Regionalplan spricht eine andere Sprache: Die „ortsferne“ Trasse ist weg. Und die Ortsumgehung Lützel auch. Dafür kann die Stadt da ihr Gewerbegebiet Lützeler Heide weiterplanen. Das lag seit 2000 auf Eis. Auch wegen der Route 57.
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