Kreuztal. Britta Papp von „Spitzentanz“ Kreuztal bietet eine kostenlose und digitale Tanzpause für Schüler im Lockdown an. Der Onlineunterricht läuft gut.

„Könnt ihr mich schon hören? Wenn ihr alles verstanden habt, dann gebt mir einen Daumen hoch. Eure Mikrofone bitte ausschalten.“ Gleich geht die Tanzpause los: Britta Papp hat ihren Laptop aufgestellt. Das Wlan in der Grundschule an Dreslers Park ist stabil. Das ist auch eine wichtige Voraussetzung, denn sie tanzt vor der Kamera und gibt so Kindern Unterricht.

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Seit einem Jahr gibt es virtuellen Tanzunterricht in Kreuztal

Seit März 2020 steht „Spitzentanz“ Kreuztal auf eigenen Beinen. Britta Papp leitet die Institution als Tanzpädagogin und Choreografin. Sie gibt 300 Kindern und Jugendlichen Tanzunterricht und möchte sie für Kultur interessieren: „Ich bin Kulturschaffende. Ich möchte, dass Kinder an Kultur herangeführt werden und sie gerne selbst machen. Dann wollen sie sie in Zukunft auch gerne erleben“, sagt Britta Papp. Die 37-Jährige hat Sprache und Kommunikation studiert, dann hat sie eine Ausbildung zur Tanzpädagogin abgeschlossen und einen Master in Kultur- und Medienwissenschaften absolviert.

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Sie hat direkt im ersten Lockdown damit angefangen, ihre Schüler virtuell zu unterrichten: „Am Anfang haben ein oder zwei Kinder gesagt, dass das virtuelle Training nicht das Richtige für sie sei und haben aufgehört.“ Das seien aber nur Ausnahmen gewesen, denn grundsätzlich würde es sehr gut funktionieren und die meisten Teilnehmer seien zufrieden: „Eltern rufen mich ab und zu an und bedanken sich für das Angebot. Es würde ein wenig Abwechslung in den Alltag bringen.“ Es gibt sogar ein paar neue Anmeldungen. „Menschen sind anpassungsfähig. Es läuft so gut, dass ich mir vorstellen kann, einige Kurse auch weiterhin online zu geben.“ So könnten Tanzschüler, die während einer heißen Probenphase im Urlaub sind, auch aus Spanien an der Probe teilnehmen.

Tanzpause startet im Saal der Grundschule an Dreslers Park

Britta Papp ist auch heute alleine mit ihrer Praktikantin Merle Rukober im Tanzsaal der Grundschule an Dreslers Park. Sie steht vor dem großen Spiegel und will gleich los tanzen, aber es sind weit und breit keine Kinder zu sehen. „Hallo, Britta.“ Die Kinderstimme kommt aus dem Laptop, der vor dem großen Tanzspiegel steht: „Versteht ihr mich alle? Hört ihr auch die Musik? Anna? Machst du bitte dein Mikrofon aus?,“ fragt die Tanzpädagogin und schaut auf den Laptop, auf dem sich 17 kleine Fenster öffnen – Fenster in die Wohnzimmer von 17 Teilnehmern. Es ist kurz vor 15 Uhr. Gleich geht die „Tanzpause“ los.

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„Wir wollten den Kindern im Lockdown ein bisschen Abwechslung und Bewegung schenken“, sagt Britta Papp. Spitzentanz schickte eine Mail an Kreuztaler Schulen mit dem Angebot einer kostenlosen Tanzstunde. Jeden Montag von 15 bis 16 Uhr sorgt Britta Papp für eine kleine Tanzpause im Kinderzimmer. „Ich mache ein paar Schritte vor und ihr tanzt sie ganz einfach nach. Oh, eine Nachricht von Tim (Name geändert), er will auch noch dazukommen. Merle? Kannst du ihm kurz den Zugangslink schicken?“ Ihre Praktikantin fügt den Neuzugang schnell hinzu. Alles läuft im Moment digital, „man wird schon ein bisschen wahnsinnig“, sagt Britta Papp mit einem Lächeln. Die Praktikantin beantwortet ab und zu WhatsApp-Nachrichten der Schüler. Auch das hat sich geändert: „Ich erreiche meine Schüler schneller über das Smartphone. Manchmal schicke ich ihnen auch individuelle Erinnerungen, wenn sie mal nicht zum Online-Training erscheinen.“

Unterrichtsstunden laufen online anders ab

Sie startet die Musik – die schnellen Beats machen direkt gute Laune und sie fängt an, sich und die Kinder ein wenig warm zu machen: Schultern kreisen, Kniebeuge und schon fängt sie mit einer Hip-Hop-Choreografie an. Britta Papp redet zwischendurch immer wieder mit den Kindern, nach ein paar Schritten stoppt sie die Musik und fragt immer wieder nach, ob sie ihr folgen können: „Ich gebe jetzt seit einem Jahr virtuellen Unterricht. Es ist schon etwas anderes, ich habe gemerkt, dass ich anders spreche, deutlicher und lauter.“

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Sie muss die Schritte auch öfter wiederholen, dennoch würde es gut funktionieren und die Kinder haben Spaß. Sie hat gemerkt, dass sich einige Kinder in ihren Kinderzimmern mutiger und selbstbewusster bewegen als in den Tanzstunden vor Ort: „Einige bieten sogar eigene Tanzschritte und Kreationen an, die ich dann, wenn es gerade passt, in die Choreografie mit einarbeite.“

Gutes Internet ist wichtig für virtuellen Tanzunterricht

Mit einem Klick auf ihre Smartwatch startet Britta Papp die Musik von vorne, die Schritte werden wiederholt. Die Kinder sind motiviert und versuchen, alle Schritte sauber auszuführen: „Eigentlich ist es sehr cool eine Videokonferenz zu machen. Man kann mal in die ganzen Kinderzimmer der anderen reinzuschauen“, sagt Lisa (Name geändert). Die 17 Teilnehmer an der ersten Tanzpause sind sich einig: das Tanzen macht ihnen Freude. Dennoch: „Ich fänd es in Präsenz schöner. Aber es macht trotzdem Spaß“, sagt Lisa. Außerdem finden die Kinder den Austausch untereinander toll: „Man kann hier sogar chatten, das mache ich auch nebenbei“, sagt eine Teilnehmerin.

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Ab und an stockt das Internet bei dem ein oder anderen, das sei dann etwas schwierig, den Schritten zu folgen, sagt eine andere Teilnehmerin. Die Tanzpause will Britta Papp jetzt erstmal für die Zeit des Lockdowns anbieten. „Wir sind fertig für heute, macht es gut und erzählt euren Freunden hiervon, vielleicht haben sie ja auch Lust und Zeit, nächste Woche dabei zu sein“, sagt sie. Mit einem Klick beendet sie die Tanzstunde. Aber da ploppen schon die nächsten Gesichter auf dem Display auf: gleich ist Ballett.

Veranstaltungen sind für dieses Jahr schon geplant

„Viele Kinder haben sich mittlerweile selbst eine Ballettstange für Zuhause angeschafft. „Ballett ist natürlich noch mal ein bisschen anders. Ich schalte mich ab und zu während der Stunde in die einzelnen Kinderzimmer, damit ich dann individuell die Positionen korrigieren kann“, sagt die Tanzpädagogin. „Hallo Britta,“ grüßt ein Mädchen. Aber jetzt heißt es wieder alle Mikrofone ausschalten und ab an die Stange. Die nächste Tanzstunde mit vielen neuen Fenstern in verschiedene Kinderzimmer beginnt.

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Für dieses Jahr hat Britta Papp schon zwei Veranstaltungen geplant. Ob und wie diese dann coronabedingt umgesetzt werden können, ist noch offen: Am 24. Juni ist das große Tanztheater „Dance&Sing“ mit allen 300 Tänzern der Tanzschule geplant. Die Veranstaltung soll Open Air stattfinden. Am 18. September ist die Aufführung des Tanz- und Schauspielprojekts „Your Story“ geplant.

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