Siegerland. Grundschüler und Abschlussklassen dürfen seit Montag im Wechselmodell zurück in die Schule. Alle freuen sich, wieder Klassenkameraden zu sehen.

Ein bisschen ist es wie nach den Ferien. Auch, wenn die letzten Wochen zwar schul- aber nicht unterrichtsfrei waren. Das beste an der Schule, da sind sich am Montagmorgen, 22. Februar, alle einig, sind die anderen. Nach neun Wochen Lockdown hat der eingeschränkte Präsenzunterricht an Grundschulen und für Abschlussklassen wieder begonnen.

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Die Lehrerinnen und Lehrer sind die ersten an der katholischen Grundschule in Rudersdorf. Sie schleppen Unterrichtsmaterial in die Klassen, manche verteilen es schon auf die Plätze. Noch ein Unterschied zu normalen Ferien: Es kommen noch nicht alle wieder. Auch an den Grundschulen sind die Klassen in Gruppen eingeteilt, heute haben sie fünf Stunden, erzählt Brian aus der 4. Klasse, Dienstag auch – und mittwochs und donnerstags darf die andere Hälfte der Klasse in die Schule. Freitag ist nochmal Brians Gruppe an der Reihe.

Die Rudersdorfer Grundschule teilt die Klassen in zwei Gruppen ein

Egal, Hauptsache wieder zusammen lernen. Das kann richtig Spaß machen, haben die Kinder in den vergangenen Wochen bemerkt. Maja aus der dritten Klasse ist eine gute Schülerin, aber zuletzt war sie schon morgens eher lustlos, sagt ihre Mama Simone Gasparini. Ausgerechnet Majas beste Freundin ist in der anderen Gruppe gelandet, sie sehen sich also nicht in der Schule. Das ist schade, aber Maja mag alle ihre Klassenkameraden, sagt sie. „Endlich wieder Freunde sehen und endlich wieder richtig Schule“, sagt die 8-Jährige.

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Das geht Ben aus der 4b genauso. Er konnte sich mit einem Freund treffen, aber es gibt ja in der Schule auch noch viele andere nette Leute. „Mit den Lehrern arbeiten“, darauf freut er sich, einfach besser als im Distanzunterricht sei das, wo er am Tablet Aufgaben bearbeitete und auch mal via Teams-Videokonferenz die anderen sah. Aber eben nur am Bildschirm. „Sich nur mit einem Freund treffen war schon wenig“, meint auch sein Kumpel Felix.

Berufskolleg Siegen: Manche Abschlussklassen verlängern freiwillig Distanzunterricht

Bei Majas älterer Schwester in der 5. Klasse sei es schon einfacher mit dem Heimunterricht, meint Simone Gasparini – in dem Alter seien die Kinder dann doch selbstständiger. Schule zuhause fordert eben auch die Eltern, „das ist nicht wie beim Hausaufgaben helfen, wenn die Kinder den Stoff nochmal wiederholen“, sagt sie. Wenn es neue Themen gab, musste sie es ihrer Tochter weitgehend erklären können.

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Auch die Abschlussklassen des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung in Siegen dürfen ab dem 22. Februar, wieder den Präsenzunterricht besuchen. „Wir haben tatsächlich einzelne Klassen, die freiwillig gesagt haben, dass sie noch länger im Distanzunterricht bleiben wollen“, sagt Schulleiter Bardo Nussbickel. Im normalen Betrieb sind es täglich 1400 Schüler, die das Kolleg besuchen, jetzt sind es 500.

Die Rudersdorfer Grundschüler sind froh, dass sie wieder in die Schule gehen können.
Die Rudersdorfer Grundschüler sind froh, dass sie wieder in die Schule gehen können. © Hendrik Schulz

Es gibt verschiedene Priorisierungsstufen, die Klassen, die als erstes ihre Prüfungen ablegen, dürfen zuerst in den Präsenzunterricht wechseln. Auch die „Willkommensklassen“, in denen Schüler unterrichtet werden, die ihren Hauptschulabschluss in diesem Jahr ablegen, dürfen wieder in die Schule kommen: „Ich fand das Distanzlernen nicht so gut. Ich bin froh wieder in die Schule gehen zu können und meine Freunde wieder zu sehen“, sagt Seham Nasan, die ursprünglich aus Syrien kommt. Auch Hanad C. aus Somalia ist froh, wieder in die Schule gehen zu können: „Wir hatten zu Hause oft Probleme mit dem Wlan. Ich bin froh, dass wir wieder hier sein können. Hier kann man auch leichter und schneller dem Lehrer Fragen stellen.“

Distanzunterricht im ersten Moment angenehm und dann langweilig

Im Klassenraum nebenan sitzen die Schüler der Einzelhandel-Abschlussklasse. Sie haben Anfang Mai ihre IHK-Prüfung. Die Schüler lernen in verschiedenen Siegener Betrieben, im Elektrohandel, im Möbelhaus, im Kleidungsgeschäft oder im Lebensmittelhandel. „Ich fühle mich nicht gut auf die Prüfung vorbereitet. Das liegt nicht nur am Distanzunterricht, sondern an den Corona-Umständen allgemein. Wir konnten viel weniger Erfahrungen im Einzelhandel sammeln, als die Abschlussklassen vor uns“, sagt Tom Krüger. Er empfand den Distanzunterricht im ersten Moment „angenehm“ und im zweiten langweilig: „Es ist deutlich angenehmer wieder Leute um sich zu haben. Im Distanzunterricht hat man viel mehr Möglichkeiten sich abzulenken.“

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Nico Güttler sieht das anders, er wäre lieber im Distanzunterricht geblieben: „Da konnte ich mich besser konzentrieren und essen und trinken wann ich wollte.“ Der Distanzunterricht sei von den Lehrern gut und interessant gestaltet worden und auch mit der Lernsoftware sei er gut klar gekommen.

Präsenzunterricht an Siegener Berufskolleg bringt wieder mehr soziale Kontakte

Für Hannah Rink steht am Freitag die erste Vorabi-Klausur an. Sie macht ihr Abitur in Kombination mit einer Ausbildung zur Erzieherin und besucht das AHS-Berufskolleg (Allgemeingewerbe, Hauswirtschaft, Sozialpädagogik): „Endlich gibt es wieder mehr Abwechslung in meinem Alltag. Sonst saß man ja nur am Schreibtisch. Der ganze Tag hat sich in der Wohnung abgespielt. Ich bin froh,wieder meine Mitschüler zu sehen.“ Ihre Klassenkameradinnen Maja Vitt und Sara Balsheim sind der gleichen Meinung. Sara Balsheim: „Der persönliche Kontakt zu den Lehrern aber auch zu den Mitschülern hat gefehlt. Der Distanzunterricht hat auch funktioniert. Aber die Kommunikation hat länger gedauert. Jetzt kann ich mich einfach wieder melden.“

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Alle drei sind froh darüber, dass sie wieder in die Schule gehen können. Hannah Rink hat aber auch ein paar Bedenken: „Ich bin mir unsicher, wie sicher ich mich fühle. Ich meine, wir tragen alle eine Maske und wir halten alle genügend Abstand zu einander ein. Aber man geht eben wieder mehr aus dem Haus und sieht mehr Menschen als in den Monaten zuvor.“ Schon im April schreiben sie ihre Abiturklausuren, sie fühlen sich einigermaßen gut vorbereitet: „Ich glaube, dass das Typsache ist. Einige kamen besser mit dem Distanzunterricht klar, andere weniger gut“, sagt Maja Vitt.

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