Siegen. Maria Luisa Biscotti und Adrian Serban schreiben dieses Jahr ihr Abitur. Sie hoffen, dass sie durch den Online-Unterricht keine Nachteile haben.
„Wir können die Situation nicht ändern und müssen da jetzt durch,“ sagt der 18-jährige Adrian Serban und rückt seine Kopfhörer zurecht, die er auch im Online-Unterricht trägt. Seine Mitschülerin Maria Luisa Biscotti und er machen dieses Jahr ihr Abitur an der Bertha-von-Suttner Gesamtschule.
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Seit Frühjahr vergangenen Jahres begleiten die beiden ständig Sorgen und Überlegungen, was aus dem Abiball, den Klausuren und dem noch zu erarbeitenden Lehrstoff wird. Schaffen sie alles noch rechtzeitig? Haben sie die selben Voraussetzungen wie die Jahrgänge vor ihnen? Jetzt ist der Endspurt angesagt, schon Ende April schreiben sie ihre schriftlichen Abiturprüfungen.
Siegener Schüler bereiten sich per Online-Unterricht auf das Abitur vor
„Der Online-Unterricht hat sich im Vergleich zum ersten Lockdown schon verbessert. Wir haben mehr Unterricht in Videokonferenzen und nicht nur Arbeitsblätter wie im ersten Lockdown“, erzählt Adrian Serban. Für die Lehrer seien die Lockdowns eine genauso neue Situation wie für die Schüler und er hat auch Verständnis dafür, dass es einige Zeit gedauert hat, um die richtigen Unterrichtsformen zu finden. Mittlerweile findet er, dass „es funktioniert“. Der Unterricht sei das eine, viel schwieriger sei es, die Motivation zu finden: „Das ist total schwierig. Ich finde oft keine Zeit, um fürs Abi zu lernen. Ich sitze ja sowieso schon den ganzen Tag während des Unterrichts am Schreibtisch“, sagt Maria Luisa Biscotti. Adrian Serban wünscht sich einen Raum zum Lernen in der Schule: „Da könnte man dann auf Abstand sich ein wenig mit den Mitschülern austauschen und hätte ein bisschen mehr Abwechselung.“ Die Nebenfächer würden besonders viel „Zeit fressen“, die haben sie noch bis zu den Osterferien.
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Die zwei Abiturienten haben sich im Laufe des letzten Jahres abiturrelevante Themen selbst beigebracht. Natürlich treten dabei Unsicherheiten auf: „Ab und zu frage ich mich: Hab ich das jetzt richtig verstanden? Mir fehlt ab und zu auch mal ein Mitschüler neben mir, bei dem ich mich mal kurz rückversichern kann“, sagt Adrian Serban.
Siegener Schüler wollen zentrale Abiprüfung
Die Abiturienten hatten die Hälfte ihrer Oberstufenzeit digitalen Unterricht. Da stellt sich automatisch die Frage: Können sie das zentrale Abitur schaffen? Wäre es nicht fairer, dem diesjährigen Abijahrgang Themen, die sie sich im Lockdown selbst beigebracht haben, aus der Abschlussprüfung zu streichen? Maria Luisa Biscotti und Adrian Serban sind sich einig: Beide haben Bedenken, dass ein dezentrales Abitur ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern könnten.
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„Wir haben so hart für das zentrale Abitur gelernt. Wir wollen ein genauso wertvolles Abitur schreiben wie die Jahrgänge zuvor auch“, sagt er. Die Abiprüfungen sollen, Stand jetzt, noch als normale Klausuren in der Schule geschrieben werden. Von Alternativplänen wie einer Onlineklausur haben die Schüler noch nichts gehört. Auch die mündliche Abiprüfung soll in der Schule stattfinden: „Ich glaube, dass das auch gar nicht mit einer Videokonferenz funktionieren könnte“, vermutet Adrian Serban.
Gesamtschule bietet Notbetreuung an
Maria Louisa Biscotti und Adrian Serban haben noch von kaum jemandem aus ihrer Stufe gehört, dass ein Endgerät zur Teilnahme am digitalen Unterricht fehlen würde. „Ich glaube, wir haben mittlerweile alle mindestens ein Smartphone“, sagt Adrian Serban.
Ab und zu haben die beiden Abiturienten zu Hause mit ihrem WLAN Probleme. Maria Louisa Biscotti: „Ich gehe oft zu meiner Schwester in die Wohnung. Sie hat einfach besseres Internet.“
Für Schüler, die so schlechtes Internet zu Hause haben, dass sie nicht am Unterricht teilnehmen können, bietet die Gesamtschule eine Notbetreuung an.
Beide Abiturienten wollen in Siegen studieren
Den Abiball in der Siegerlandhalle mit großer Party und schicken Kleidern, so wie er geplant war, wird es vermutlich nicht geben. Aber: „Wir geben die Hoffnung noch nicht komplett auf. Vielleicht werden wir den Ball nicht so feiern, wie wir uns das vorgestellt und gewünscht haben, aber es wird sich bestimmt irgendeine Alternative finden lassen“, sagt Adrian Serban. Es stand schon zur Debatte eine Zeugnisvergabe in der Turnhalle der Schule abzuhalten, aber das wäre nicht feierlich genug, finden die zwei Schüler. Der Termin des Abiballs ist der 25. Juni, bis dahin ist noch etwas Zeit. Sie haben schon einen Fotografen für ihren Abiball gebucht, dem wollen sie auch noch nicht absagen, die Hoffnung ist zu groß. In ihrer Oberstufenzeit hat jeder Schüler des Abschlussjahrgangs zwanzig Euro pro Monat in die Abi-Kasse gezahlt, um den Abiball, den Abischerz, Abizeitung und Abipullis zu finanzieren. Pullis und Zeitungen werden auf jeden Fall produziert: „Wir haben aber erstmal aufgehört, den Abischerz zu planen. Die Vorstellung, dass am letzten Tag vor den Osterfeiern wieder alle Schüler und Lehrer in der Schule sein werden, ist utopisch“, zweifelt Adrian Serban. Die beiden sind nicht wirklich traurig, dass ihre Abizeit anders aussieht. Die Situation ließe sich eben nicht ändern.
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Viele Abiturienten unternehmen nach ihrer Schulzeit erstmal eine längere Reise. „Reisen zu Coronazeiten ist natürlich auch schwierig. Aber ich wollte sowieso nicht lange weg nach dem Abi. Ich überlege mir noch, ob ich mit einem Zelt und meinem Fahrrad Deutschland ein wenig erkunde“, sagt er. Maria Luisa Biscotti will direkt an die Uni. „Ich will in Siegen bleiben und soziale Arbeit studieren“, sagt sie. Adrian Serban will Psychologie in Siegen studieren. Für beide steht fest: „Wir müssen jetzt einfach durchhalten.“
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