Siegen - Geisweid. An der Gesamtschule am Schießberg läuft der Distanzunterricht gut. Alle Schüler und Lehrer haben Tablets. So läuft der Unterricht ab:

"Pling"- Am Laptop von Anna Klein blinkt eine Mitteilung. Siebtklässlerin Tuana hat eine Frage zu der Aufgabe, die sie und ihre Mitschüler gerade Zuhause im Distanzunterricht bearbeiten sollen. Schnell tippt Anna Klein ihre Antwort ein. Die Gesamtschule am Schießberg ist Siegens digitale Vorreiterschule und vorbereitet auf die derzeitige Lehr- und Lernsituation.

Tablets werden von Eltern finanziert

Vor zweieinhalb Jahren begann der Weg zur digitalen Schule. "Wir haben uns vorsichtig herangetastet", so Schulleiter Alexander Lisai - zunächst die Verwaltung und alle Lehrkräfte. Vor anderthalb Jahren wurden dann die Eltern der Fünftklässler befragt, ob Interesse an Tablet-Klassen bestehe. Die Begeisterung war groß. So groß, dass es vier statt zunächst einer Klasse wurden, sagt Anna Klein, die didaktische Schulleiterin.

Die Kosten für ein Tablet übernehmen die Eltern: "Ihnen liegt viel daran, dass ihre Kinder auch digitale Bildung erhalten", sagt Klein. Die Lehrer setzten die Tablets zunächst als Ersatz für Schulhefte ein. "Die Geräte wurden immer häufiger genutzt, schnell wollten die Kinder mehr damit arbeiten und neue Funktionen entdecken", so Alexander Lisai. Immer mehr Klassen schafften Tablets an.

Lehrer bekommen direktes Feedback von Schülern

Während viele Schulen im März 2020 Konzepte für die Digital-Umstellung brauchten, hatte die Gesamtschule am Schießberg kaum Probleme. "Schüler, die bis dahin kein Tablet hatten, konnten ein Smartphone nutzen. Das lief gut", sagt Jan-Martin Klinge, Abteilungsleiter Jahrgänge 5 bis 7. Der Distanzunterricht funktionierte, war aber noch ausbaufähig: "Wir haben schnell gemerkt, dass ein einstündiger Onlinevortrag den Kindern nichts bringt. Wir haben verschiedene Techniken entwickelt", sagt Anna Klein.

Die Lehrkräfte tauschten sich viel aus. "Es gibt Kollegen, die gern mit Erklärvideos arbeiten, andere lieber mit Arbeitsblättern", sagt Klein. Aus den Erfahrungen lernten beide, Schüler und Lehrer - eine stetige Entwicklung: "Wir bekommen direkt Feedback von den Kindern, das hilft uns", sagt Alexander Lisai.

Schüler erklären per Audiodatei ihren Lösungsweg

Ende November entwickelte das Kollegium dann ein Konzept für guten Distanzunterricht - und für Klassenarbeiten. Jan-Martin Klinge hat schon eine Mathematik-Klassenarbeit online schreiben lassen: Die Aufgaben waren so aufgebaut, dass die Kinder ihren Lösungsweg erklären mussten. "Die Schüler haben mir dafür eine Sprachnachricht geschickt", erklärt er. Dadurch merke er, ob sie das Thema wirklich verstanden hatten - dabei hilft nämlich auch keine Google-Suche.

Vor den Weihnachtsferien hatten 85 Prozent der 523 Gesamtschüler ein Tablet, durch ein Zuschussprogramm der Stadt erhielt die Schule 60 weitere - jetzt haben alle ein digitales Gerät. Gearbeitet wird mit Microsoft "Notes" als "Notizbuch" mit Aufgaben für einzelne Fächer, und "Teams". Eine 60-minütige Unterrichtsstunde beginnt mit einer Teams-Videokonferenz, Schüler und Lehrer besprechen die Aufgaben. Danach geht es in eine Selbstlernphase. "Pling" - "Da hat jemand eine Frage", sagt Anna Klein. Mit einem Klick auf den Schülernamen kann sie mitverfolgen, was geschrieben wird und direkt korrigieren.

Corona treibt digitale Entwicklung an Siegener Schule voran

Anna Klein und Jan-Martin Klinge mögen den Unterricht im Klassenzimmer lieber: "Wir sind Lehrer geworden, weil wir den Kindern dabei zu sehen wollen, wie sie etwas lernen", sagt Kllinge. Die Vorbereitung für eine Distanzunterrichtstunde ist aufwendiger, erklärt Anna Klein. "Man muss sich immer überlegen: Wie kann ich das Thema für die Kinder verständlich und nicht langweilig gestalten?" Schulleiter Alexander Lisai sieht die digitale Entwicklung seiner Schule positiv: "Die Pandemie hat unsere digitale Entwicklung vorangetrieben. Wir waren schon vorher auf einem guten Weg, aber wir mussten schnell sein und handeln".

Die nächste Stunde: "Kick-off"-Meeting in Anna Kleins 7. Klasse. Die Schüler aktivieren ihre Kameras, die Gesichter erscheinen auf Anna Kleins Laptop. Mustafa und Lana finden den Unterricht in der Schule zwar besser, aber "es funktioniert auch online gut", sagt Lana. Ab und zu stürzt das WLAN Zuhause ab oder die Tablets hängen sich auf. Kleine Probleme. "Ich finde es cool, dass wir uns hier online auch für Gruppenarbeiten treffen", sagt Tuana.

Digitaler Tag der offenen Tür mit Erklärvideos

Nicht nur der Unterricht wird derzeit online durchgeführt - auch der Tag der offenen Tür. "Wir haben uns als Schulleitung Gedanken darüber gemacht welche Aspekte für Eltern interessant sein könnten und dann kurze Erklärvideos gedreht", so Jan-Martin Klinge.

Er baute eine digitale Übersichtskarte, auf der einzelne Punkte verlinkt sind, die dann zu den Videos führen. Zusätzlich können interessierte Eltern individuell einen Termin vereinbaren, um sich die Schule vor Ort anzusehen - nach dem Lockdown.

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