Siegen. Was genau macht Siegen aus? Die Stadtmarketing GmbH möchte ein klares Profil herausarbeiten und darauf ihre langfristige Strategie aufbauen.

Im Wettbewerb der Städte und Regionen will sich Siegen als Marke mit eindeutigem Markenkern positionieren. Ein klares Profil mit Alleinstellungsmerkmalen wird Ausgangspunkt der langfristigen Stadtmarketing-Strategie, wie Katja Teixeira, Geschäftsführerin der Stadtmarketing Siegen GmbH, sagt.

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Bisher gebe es eine solche Strategie nicht. Die Stadtmarketing Siegen GmbH gibt es seit 1. Januar 2020, Katja Teixeira ist seit 1. Juli Chefin. Vorher war die als Verein organisierte Gesellschaft für Stadtmarketing Siegen (GSS) zuständig, der allerdings keinerlei Vorwurf zu machen sei, wie Katja Teixeira betont. „Für eine Stadt eine solche Strategie zu erstellen, ist oft komplexer als für ein Unternehmen – denn es gibt viel mehr Akteure“, erläutert sie. Vereine, Unternehmen, die Kulturszene, Einzelhandel, Jugendarbeit, Wirtschaftsförderung: Die Interessen und Besonderheiten einer Vielzahl von Beteiligten seien zu berücksichtigen. „Sie alle bilden zusammen das, was Siegen ausmacht.“

Stadtmarketing Siegen: Mehr Geld, größeres Team, mehr Ressourcen

Stadtmarketing ist aufwendig und wird deutschlandweit von Kommunen als wichtiges Feld erkannt. Die GSS selbst hatte 2018 darauf hingewiesen, dass trotz allen Engagements der Beteiligten weder ihre personelle noch ihre finanziellen Ausstattung – 2,7 Stellen und 100.000 Euro im Jahr – ausreichen, um der Aufgabe gerecht werden zu können. Mit der Gründung der Stadtmarketing GmbH vor etwas mehr als einem Jahr war von Verwaltung und Politik das Ziel verbunden worden, mehr Ressourcen für diesen Bereich zur Verfügung zu stellen, insbesondere auch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Zunächst sei sie in den ersten Monaten vor allem mit organisatorischen Fragen beschäftigt gewesen, berichtet Katja Teixeira. 2021 solle nun die Arbeit an der Entwicklung der Strategie folgen. Außer ihr gibt es im Team noch eine weitere Vollzeitkraft, außerdem fing zum 1. Februar eine Tourismusspezialistin an. „Den Tourismus auszubauen ist eine Vorgabe und ein erklärtes Ziel“, sagt die Geschäftsführerin. Hinzukommen eine Studentin, derzeit im Minijob, und ein frei mitarbeitender Student. Beide sollen aber im Laufe des Jahres als Werksstudenten jeweils 20 Stunden pro Woche zum Einsatz kommen, was unterm Strich auf fünf Vollzeitstellen hinauslaufen würde.

Was Siegen als Lebens-, Arbeits- und Freizeitort auszeichnet

Im Team gilt es nun zu ermitteln, was Siegen „als Shopping-, Tourismus-, Lebens-, Freizeit- und Arbeits-Destination auszeichnet“, führt Katja Teixeira aus. Sie sei einmal gebeten worden, Siegen mit drei Worten zu charakterisieren, und habe „Stadt, Land, Fluss“ geantwortet. „Das ist es, was diese Stadt ausmacht“, sagt die Marketing-Expertin. „Es ist eine Stadt mitten auf dem Land.“ Die Mischung aus beiden Faktoren mache einen großen Reiz aus. Zudem böte Siegen Lebensqualität zu – im Vergleich zu größeren Städten – annehmbaren Kosten und eine gute logistische Lage und Anbindung mitten in Deutschland.

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Ein klares Profil soll vor allem in der Außendarstellung helfen, Menschen anzusprechen. „Es ist immer schwer, sich abzusetzen“, räumt die Fachfrau ein. Darum ist es so wichtig, die eigenen Stärken zu kennen und zu kommunizieren. In zweierlei Hinsicht gilt es dabei zu punkten, denn einerseits sollen Leute als Besucher kommen, andererseits ihren Lebensmittelpunkt nach Siegen verlegen. Natürlich gebe es Städte, die spektakulärer seien, sagt Katja Teixeira. Aber nicht jeder Mensch lege darauf wert, viele würden andere Qualitäten schätzen.

Siegen: „Eine Stadt der Zurückkommer“

Das zeige sich beispielsweise auch darin, dass Siegen „eine Stadt der Zurückkommer“ sei. Im Alter zwischen 20 und 30 würden viele die Stadt verlassen und sich andernorts ansiedeln, mit über 30 kämen viele aber wieder zurück. Siegen sei zukunftsfähig und böte eine gute Work-Life-Balance, sagt Katja Teixeira. Und dann ist da eben noch die gute Anbindung, über die sich Städte wie Köln, Düsseldorf, Dortmund oder Frankfurt relativ schnell erreichen lassen, falls es doch mal „spektakulär“ sein soll.

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Die Corona-Krise bremst zwar alle Bereiche des städtischen Lebens aus, torpediert aber die Strategie-Entwicklung zumindest nicht. „Alles ist auf Null gesetzt“, sagt Katja Teixeira. Für die anstehende Arbeit sei das aber ausnahmsweise mal kein Nachteil, weil auch diese bei Null ansetzt. „Es ist ein Markenprozess, der am Anfang steht.“ Hätte es vor einem Jahr bereits eine Strategie gegeben, wäre diese durch die Situation der vergangenen Monate ohnehin ausgehebelt worden. „So aber sind wir nicht überrumpelt worden.“

Siegens Innenstadt steht vor Veränderungen

Pandemie und Lockdowns beschleunigten allerdings Entwicklungen, die sich bereits abzeichneten, und denen Stadtmarketing Rechnung tragen muss. „Eine Frage, die durch Corona ganz akut geworden ist: Was machen wir mit dem Einzelhandel?“, sagt die Geschäftsführerin. Dass sich Einzelhandelsstandorte wegen der Online-Konkurrenz verändern, ist schon lange klar. Aktuell aber deutet einiges darauf hin, dass es infolge der Shutdowns schneller voranschreiten könnte, als angenommen. Bisher sei Siegen nicht so massiv betroffen, andere Städte treffe es härter. Aber die Frage, wie eine Innenstadt künftig schwerpunktmäßig genutzt wird, stelle sich auch hier.

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„Wir werden niemals Innenstädte ohne Einzelhandel haben“, ist Katja Teixeira sicher. Aber der Grund für den Besuch der Innenstadt werde in absehbarer Zukunft „nicht mehr primär der Einzelhandel sein“. Es brauche deshalb neue Konzepte für den Öffentlichen Raum, mehr Aufenthaltsqualität – wovon dann auch der nach wie vor vorhandene Einzelhandel profitiere. „Wichtig ist, dass wir für alle Beteiligten den Übergang behutsam hinkriegen.“

Wenn das Strategiekonzept steht – was nach Einschätzung von Katja Teixeira aufgrund der Komplexität durchaus ein bis zwei Jahre dauern könnte – wird auf seiner Grundlage eine Markenkampagne starten, um Siegen in der Öffentlichkeit darzustellen und sich als Stadt bemerkbar zu machen. Bis dahin würden aber selbstverständlich auch Aktionen laufen – und später dann für die fertige Strategie angepasst.

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