Siegen. Der aktuelle Sanierungsabschnitt der historischen Schloss- und Wehrmauern in Siegen könnte bis Ende 2020 fertig sein – das Gesamtprojekt bis 2024

Der vierte Bauabschnitt zur Sanierung der Schloss- und Wehrmauern könnte bis Ende des Jahres fertig werden – wenn das Wetter mitspielt, wie Jürgen Katz von der zuständigen städtischen Arbeitsgruppe erklärt. Er betreut das Stadtmauerprojekt über alle insgesamt acht Bauabschnitte hinweg.

Der aktuelle Bauabschnitt der Siegener Stadtmauerprojekts

Abschnitt 4 umfasst die Schlossmauern an den Seiten der großen Wiese im Park. Der westliche Teil vom Hasengarten bis zum Areal, auf dem die Parkerweiterung entsteht, ist fertig. Auf der gegenüberliegender Seite, an der Straße Altenhof, steht in einem Bereich noch ein Gerüst. Die Mauer überragt hier nicht das Niveau des Parks, weil dieses etliche Meter oberhalb der Straße liegt.

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Der obere Mauerabschluss braucht entsprechend noch ein Geländer, etwa 110 Meter, wie Jürgen Katz sagt. „Keines von der Stange, es muss alles einzeln geschweißt werden“, betont der Experte – schließlich muss es optisch perfekt dem historischen Bauwerk angepasst sein.

Der Zeitplan für die Sanierung der historischen Mauern in Siegen

Rein theoretisch sollten derzeit schon die Arbeiten für Bauabschnitt 6 im Gange sein. Die Stadtmauersanierung ist – mit Ausnahme des Abschnitts am Kölner Tor (siehe Infobox) – Teil des Städtebauförderprogramms „Rund um den Siegberg“. Dieses erstreckt sich über die acht Jahre von 2015 bis 2022 und beschert der Stadt 70 Prozent Förderung von Land und Bund. Die Bezirksregierung habe im Zusammenhang mit dem Rahmenantrag im Jahr 2015 vorgegeben, jährlich Teilprojektanträge zu stellen, wie Jürgen Katz erläutert – was mit den acht Bauabschnitten perfekt gepasst hätte.

Kölner Tor vorgezogen

Der Stadtmauerabschnitt am Kölner Tor wurde bereits im Zuge von „Siegen – Zu Neuen Ufern“ saniert und ist seit 2013 fertig. Dieses Mauerstück wurde vorgezogen, um nicht später in der gerade erst umgestalteten Kölner Straße wieder eine Großbaustelle aufmachen zu müssen.

Von den historischen Schloss- und Wehrmauern sind rund 2,2 Kilometer erhalten. Vor etwa zehn Jahren ergab eine Begutachtung, dass davon 1,7 Kilometer marode waren.

Aber „Maßnahmenstart heißt: Die Ausschreibung auf den Markt bringen“, sagt der Projektbetreuer. Und je nachdem, wie eine solche europaweite Ausschreibung läuft, kann es eben zu Verzögerungen kommen. Wann alle acht Bauabschnitte abgeschlossen sein werden, steht entsprechend noch nicht fest. Ende 2024 wäre derzeit denkbar, „das wäre der optimale Fall“.

Der nächste Bauabschnitt: Die Stadt Siegen ist startklar

„Der fünfte Bauabschnitt steht in den Startlöchern“, sagt Jürgen Katz. Sobald der Förderbescheid vorliegt, kann die Ausschreibung herausgehen. Dabei geht es um die Schlossmauern von der Schloss-Schänke – auch unterhalb der Marburger Pforte – bis zum Großen Krebs, dann vom Großen Krebs zum Pulverturm und von dort etwa die halbe Strecke bis zum Hexenturm.

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Der Krebs selbst ist nicht Teil der Maßnahme: Dieser wurde nämlich bereits vor einigen Jahren in Stand gesetzt, nachdem sich Teile des Mauerwerks gelöst hatten und die Aussichtsplattform vorübergehend gesperrt werden musste.

Bauabschnitt 6 bezieht sich auf die letzten zu sanierenden Teilstücke im Schlosspark – die Schlossmauern bestimmen mit 1,4 von 1,7 Kilometern instandzusetzender Substanz die Abschnitte 1 bis 6. Der siebte Abschnitt ist der Bereich am Obergraben, unterhalb der Martinikirche. Hier handelt es sich nicht um Schloss-, sondern um tatsächliche Stadt- beziehungsweise Wehrmauer, da diese den ursprünglichen alten Stadtkern begrenzt. Bauabschnitt 8 sind räumlich verteilte kleinere Teilstücke, etwa der an der Siegbergsstraße ins Parkhaus integrierte Rundturm oder Mauerreste im Bereich Löhrtor/Flurenwende.

Die Kosten für die Stadt Siegen bleiben trotz Baubooms im Rahmen

„Wir stellen fest: Bisher gibt es keine größeren Kostensteigerungen“, sagt Jürgen Katz. Das sei durchaus erstaunlich. Mit dem Boom der Baubranche sind die Preise eigentlich flächendeckend gestiegen, bundesweit verteuern sich öffentliche Bauprojekte oder müssen verschoben werden, weil keine im Rahmen bleibenden Angebote gemacht werden. Für Projekte wie die Sanierung der historischen Mauern gebe es allerdings nur wenige Fachfirmen, erklärt Jürgen Katz – und naheliegenderweise gibt es auch nur eine begrenzte Anzahl historischer Bauwerke.

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Um Bauabschnitt 4 kümmert sich übrigens ein anderes Unternehmen als um die Abschnitte 1 bis 3. „Der wirtschaftlich günstigsten Bewerber bekommt den Zuschlag“, sagt der Betreuer. Die Befähigung für die Aufgabe sei aber sichergestellt, „die müssen natürlich fachlich geeignet sein“. Insgesamt wurden für die Sanierung der Mauern im Siegbergprogramm 10,1 Millionen Euro vorgesehen. Es ist der größte Einzelposten.

„Mir persönlich macht es Riesenspaß“, sagt Jürgen Katz über das Großprojekt Schloss- und Wehrmauernsanierung. „Das als Bauingenieur begleiten zu können, ist eine große Freude.“

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