Siegen. Koblenzer Straße in Siegen soll mit eigener Spur für Radfahrer sicherer werden. Die Grünen sind dagegen und wollen eine Umweltspur – Bus und Rad.

Die Stadt Siegen will die Koblenzer Straße umgestalten: Ein eigener Radfahrstreifen soll die Verkehrssicherheit für Radfahrer Richtung Kölner Tor erhöhen. Derzeit teilen sie sich den Sonderfahrstreifen mit den Bussen. Die Grünen hätten einen „Umweltfahrstreifen“ bevorzugt – eine gemeinsame Spur für Bus und Rad – und lehnen den Vorschlag ab. Der Bezirksausschuss Mitte befürwortet den Plan der Verwaltung mehrheitlich.

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In Grundzügen ist die Umgestaltung bereits beschlossen. Nun wurden Hinweise des früheren Bauausschusses eingearbeitet.

Dem Auto wird Richtung Kölner Tor in Siegen eine Fahrspur weggenommen

Richtung Kölner Tor wird dem Auto eine Fahrspur weggenommen und dem Radverkehr zugeschlagen, der einen 1,85 Meter breiten gesonderten Fahrstreifen erhält. Busse bekommen eine eigene Fahrspur ganz rechts, sie müssen die Haltestelle am Gehweg ansteuern. Die Autospur liegt links, dazwischen die Radspur. Diese Mittellage ist nicht Optimum, weiß die Verwaltung. „Wir kriegen es anders nicht gelöst“, sagt Benjamin Hinkel, Abteilung Straßenplanung – die Bushaltestelle vor dem Biomarkt sei sehr stark von Bussen frequentiert, der gesamte ÖPNV vom ZOB Richtung Norden fährt hier lang. Würde das Rad an den Rand verlegt, kreuzten sich Bus und Rad permanent. Das würde den Busverkehr behindern und verzögern und die Radfahrer gefährden. Eine eigene breite Fahrspur in der Mitte sei sicherer. Am Obergraben ist eine Fahrradampel geplant, die früher grün schaltet, während alles andere steht. „So ist das Rad immer vor den Autos“, erläutert Hinkel. Die Ampel könne je nach Entwicklung nachgesteuert werden.

Der Radfahrstreifen von Kochs Ecke Richtung Kölner Tor liegt zwischen den Fahrspuren für ÖPNV- und Autoverkehr – notgedrungen.
Der Radfahrstreifen von Kochs Ecke Richtung Kölner Tor liegt zwischen den Fahrspuren für ÖPNV- und Autoverkehr – notgedrungen. © Stadt Siegen

Richtung Kochs Ecke wird die Linksabbiegerspur für Autos verlängert, um Rückstau in die Koblenzer Straße zu verhindern. Radfahrer ordnen sich nach links auf die Autospur ein, für mehr fehlt der Platz. Wegen eines neuen Radstreifens gibt es statt bisher zwei auch hier nur noch eine Geradeaus-Spur für Autos. Hinter Kochs Ecke gibt es zwei Fahrstreifen – ohne Radspur kämen potenziell drei Fahrzeuge (zwei Autos, ein Fahrrad) an, das Auto würde das schwächere Rad verdrängen. Mit der Neuregelung entstehe kein Konflikt.

Gemeinsame Fahrspur würde den ÖPNV in Siegen weiter ausbremsen

Die Grünen regten mit Blick auf die Mittellage des Radstreifens die Prüfung einer 5,10 Meter breiten „Umweltspur“ für Bus und Rad gemeinsam an – im Grunde die heutige Situation, nur breiter. „Wenn wir dem Rad einen eigenen Streifen geben können, sollten wir das tun“, so Benjamin Hinkel. Das Rad könne bei dieser Variante weiter den ÖPNV ausbremsen, es käme weiter zu gegenseitigen Behinderungen – „gerade das wollen wir ja verhindern. So schaffen wir Komfort für ÖPNV und Rad.“

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Der neue Ausschussvorsitzende Martin Heilmann (Grüne) ließ nicht locker: Ab 4,75 Metern Breite könne ein fahrender Bus Radler überholen und ein Radler einen stehenden Bus. Zumal die Koblenzer Straße keine Hauptradroute sei. Sicherer Abstand könne auch auf einer breiten Umweltspur nicht garantiert werden, entgegnete Straßenplaner Hinkel. Die Straßenverkehrsordnung empfehle eigene Spuren für jeden Verkehrsträger. Wenn das nicht gehe, sei eine Kombination vorgesehen. „Wir können hier aber einen eigenen Streifen anlegen und folgen der Richtlinie.“

Verwaltung: Auf Siegener Straßen fehlt der Platz für Ideallösungen

Vom ZOB aus werde eine Linksabbiegespur den Bussen zugeschlagen, so Hinkel auf den Einwand Heilmanns, dass sich Bus und Rad kurz hinter Kochs Ecke und am Rechtsabbieger zum Obergraben dennoch kreuzten. An den Gefahrenstellen werde der Radstreifen daher rot markiert, erklärte Hinkel.

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Auch Dominik Korczak (Grüne) insistierte, eine Umweltspur sei günstiger, einfacher umsetzbar. An „Siegen – Zu neuen Ufern“ sei scharf kritisiert worden, dass man nicht an die Radfahrer gedacht hatte, so Benjamin Hinkel dazu. „Wir schaffen hier ein Angebot für Radfahrer. Keine Ideallösung, aber etwas Verkehrssichereres gibt es zur Zeit nicht.“ Auf Siegener Straßen fehle einfach Platz: „In unserem Straßenraum schaffen wir kein Optimum.“ Man müsse immer abwägen, „bevor wir etwas Halbgares tun, machen wir lieber nichts.“ Mit einer Umweltspur bleibe der Radverkehr abgedrängt.

Radfahren auf dem Gehweg kommt nicht in Frage – zu schmal, zu viele Fußgänger

„Es geht um den Schutz der Schwächeren, ein Vermischen wäre absolut falsch“, pflichtete Jürgen Rompf (CDU) bei. Birgit Eberleins (SPD) Vorschlag, den Radverkehr auf den Fußweg zu verlegen, wies Hinkel zurück: nicht breit genug, zu viele Fußgänger, Radler müssten an jeder Einmündung Autos, an jeder Tür Fußgängern Vorrang gewähren – Komfort sehe anders aus. „Das wäre keine Radfahrförderung.“ Zumal Gehwege barrierefrei und altersgerecht sein sollten. Hinkel: „Mit dem Fahrrad an einem Rollator auf dem Gehweg vorbei – da kommt keine Freude auf.“ Das Konzept sei 2018 beschlossen und nachgesteuert, Fördermittel beantragt worden – „warum solle man jetzt die Rolle rückwärts machen für eine schlechtere Lösung?“

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Die Grünen stimmten gegen eine eigene Fahrrad-Spur.

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