Siegen. Sina Marie Kotzian macht eine Ausbildung im Siegener Hotel „Pfeffermühle“. Im Moment ohne Gäste. Sie ist im letzten Lehrjahr und hat einen Wunsch.

Der Parkplatz des Siegener Familienhotels „Pfeffermühle“ ist leer. Das Gebäude wirkt verlassen – kein Wunder: Hier dürfen zur Lockdownzeit nur Dienstreisende einchecken und die erscheinen zur Zeit nicht in Massen. Auch im Hotel ist es still. Keine Spur von Koffern oder anderen Gepäckstücken. Irgendwo in einem der oberen Stockwerke wird gesaugt.

Auch interessant

Hier und da putzen Angestellte Flächen ab oder stellen Blumenkübel um, von Gästen aber ist nichts zu sehen. Die Angestellten scheinen trotzdem gut beschäftigt. In der zweiten Etage macht gerade Sina Marie Kotzian eines der Zimmer fertig, die in der Nacht tatsächlich belegt waren. Sie ist im dritten Ausbildungsjahr zur Hotelfachfrau. Auch sie hat einen Lappen in der Hand und geht gewissenhaft über jede Fläche in dem kleinen Doppelzimmer.

Siegener Hotel ist froh über Dienstreisende

„Ich habe diese Ausbildung angefangen, weil ich nah am Gast arbeiten wollte, ich mag den Service“, sagt sie. Das geht zur Zeit nicht. Im ersten Lockdown war noch weniger zu tun als jetzt. Damals waren nur Sina Marie Kotzian, der Küchenazubi und die Chefs im Hotel.

Auch interessant

„Jetzt haben wir mit den Dienstreisenden wenigstens ein bisschen was zu tun.“ An diesem Vormittag sind 15 Gäste im Hotel. Bei 43 Zimmern ist das aber nur eine sehr geringe Anzahl. In der Zeit vor Corona waren unter der Woche immer gut 30 Zimmer belegt. „Das ist schon etwas her“, schwelgt sie in Erinnerungen, während sie den Staubsauger in die Steckdose stöpselt. Ihr Arbeitsalltag hat sich durch die Corona-Pandemie stark verändert.

Corona verändert ihren Arbeitsalltag

Sonst musste sie häufig eher im Abendbereich arbeiten, um im Restaurantbetrieb mitzuhelfen. Das Restaurant bleibt aber weitestgehend geschlossen. Das Hotel bietet seinen Gästen an, abends Gerichte aufs Zimmer zu bestellen. Außerdem darf morgens ein Frühstücksbuffet angeboten werden. „Ich komme im Moment vormittags ins Hotel und helfe dabei die Zimmer herzurichten, dann wird der Frühstückssaal gesäubert“, sagt Sina Marie Kotzian. Es seien oft eintönige Aufgaben: Es wird viel geputzt, Staub gewischt und dann wieder von vorne geputzt, ihr fehlen die Gäste.

Auch interessant

„Ich mache auch einfach am liebsten den Service nah am Gast, servieren und den Gast glücklich machen.“ Damit die Arbeit nicht zu monoton wird, hört sie mittlerweile beim Putzen Musik oder Podcasts durch ihre Kopfhörer. „Ohne Corona wären wir ja auch mehr Mitarbeiter, da hat man ab und zu miteinander geredet oder mit Gästen gesprochen, aber das fällt jetzt weg. Deshalb die Musik.“

Hotelmitarbeiter in Kurzarbeit

Vor der Pandemie arbeiteten 35 Leute im Hotel, zur Zeit sind es etwa zehn Personen. „Wir mussten viele in Kurzarbeit schicken und unsere 450 Euro-Kräfte entlassen“, sagt Jannik Rosenkranz, der das Hotel Pfeffermühle mit seiner Familie leitet. Auch er steht an diesem Vormittag vor einem leeren Frühstückssaal, auf einigen wenigen Tischen liegen Krümel. Sina Marie Kotzian ist jetzt dabei, diese Tische wieder sauber zu machen und das Buffet herzurichten. Wieder putzen. „Ich glaube, wenn ich erst im ersten Lehrjahr wäre, dann würde ich jetzt den Mut verlieren. Die Aufgaben sind ja nicht allzu abwechslungsreich“, sagt sie. Dennoch hat ihr die Ausbildung bisher generell viel Spaß gemacht und sie würde sie auch jedem weiterempfehlen, wenn keine Pandemie im Umlauf ist. Die Unterrichtseinheiten im Berufskolleg fallen im Moment ebenfalls anders aus: Sie bekommt online Aufgaben gestellt, die sie dann bearbeiten muss.

Ostermenü to go

Das Hotel „Pfeffermühle“ bietet im Onlineshop auch „Kombo-Pakete“ zum Mitnehmen für das Osterfest an. Enthalten ist ein komplettes Menü für zwei Personen.

Gezahlt werden kann online per PayPal oder in Bar bei Abholung im Hotel.

Zur Webseite: www.regio-genuss.de/pfeffermuehle-siegen

Sonst ging sie einmal in der Woche in den Unterricht: „Selbst das fehlt mir. Ich hätte niemals gedacht, dass mir mal der Unterricht fehlen würde“, sagt Sina Marie Kotzian verdutzt, während sie über eine schon sehr sauber wirkende Glasfläche wischt. Heute hat sie noch „Nachhilfe“ bei einem ihrer Service-Kollegen. Sie muss lernen, welcher Wein zu welchem Essen passt. „Das kann ich ja jetzt gerade leider nicht in der Praxis am Gast lernen. Aber in diesem Fall ist das gar nicht so schlimm. Dann kann ich nichts falsch machen.“ Sie wird im Mai ihre theoretische und im Juni ihre praktische Prüfung haben. Was sie danach machen will, steht für sie noch nicht fest.

Mit kreativen Ideen durch den Lockdown

Auch Jannik Rosenkranz macht sich Gedanken um die Zukunft: Mit den finanziellen Hilfen vom Staat kann er nur einen kleinen Teil der Kosten decken. Daher ist Kreativität gefragt: „Wir haben im Sommer angefangen unsere hausgemachten Soßen, Nudeln und Marmeladen über unseren Onlineshop zu verkaufen.“

Auch interessant

Der Shop ist noch ganz neu und wird auch noch weiter entwickelt, „man muss sich eben was ausdenken“, sagt er. Außerdem werden Gerichte aus dem Restaurant „to-go“ angeboten. Sina Marie Kotzian hat den Lappen zur Seite gelegt, sie rückt ihre Maske zurecht: Jetzt muss sie das richtige Servieren von Wein lernen, in der Hoffnung, dass sie ihr Wissen irgendwann wieder an richtigen Gästen anwenden kann.

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.