Eiserfeld. 50 Meter Abstand zur Verkaufsstelle: Das ist die Entfernung zwischen Tommis Restaurant in Eiserfeld und dem Parkplatz hinter dem Hotel Siegboot.

Die Gastronomie und die Hotelszene gehören zu denen, die besonders unter der Corona-Pandemie leiden. In Eiserfeld haben Sandra Kahmer-Dach und ihr Bruder Thomas Kahmer ein Angebot entwickelt, das trotz des Lockdowns ein Restaurant-Erlebnis möglich macht, zumindest fast: Bei Tommis Restaurant bieten sie ein Wohnmobil -Dinner.

Das Restaurant

Das Haus Siegboot liegt in Eiserfeld direkt neben dem Impfzentrum des Kreises. Sandra Kahmer-Dach und ihr Bruder Thomas Kahmer leiten das Hotel Siegboot und das zugehörige Tommis Restaurant seit 2002 gemeinsam. Sie sind die vierte Generation des traditionsreichen Familienunternehmens.

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Für Geschäftsreisende ist das Hotel geöffnet, aber „die Buchungslage ist nicht gut", berichtet Kahmer-Dach. Das Restaurant muss für Besucher geschlossen bleiben, nur zum Mitnehmen darf Essen gekocht werden. Ihre 15 Mitarbeiter musste die 45-Jährige in Kurzarbeit schicken, „wirtschaftlich wäre das anders nicht zu stemmen.“ Gemeinsam mit einer Auszubildenden stemmt das Geschwisterpaar das, was es noch zu tun gibt, alleine.

Der Lockdown

Anders sähe es mit einem Stichtag aus, auf den das Team hinarbeiten könnte. Die Ungewissheit, das „in der Luft hängen", das sei das größte Problem, sagt Kahmer-Dach. Auch nach Ende des harten Lockdowns rechnet sie noch nicht mit einem großen Andrang, es könne noch dauern, bis wieder Tagungen stattfinden werden. „Wir gehen nicht davon aus, vor April wieder Gäste zu empfangen", sagt Sandra Kahmer-Dach, und mit Blick auf die Branche: „Wir sitzen alle im selben Boot." Schon im ersten Lockdown bot Tommis Restaurant einen Abholservice an, allerdings nur an den Wochenenden. Das Essen muss vorbestellt werden, es gibt eine spezielle Lockdown-Speisekarte mit festen Bestandteilen und wechselnden Monats-Empfehlungen. Das Angebot wird genutzt, Kahmer-Dach ist „zufrieden in diesen Zeiten". Sie ist dankbar für die Treue der Stammkunden und auch die sind zufrieden mit dem Angebot. Doch den eigenen gastronomischen Ansprüchen kann die Abhol-Variante nicht gerecht werden: „Es ist nie so wie im Restaurant", sagt Sandra Kahmer-Dach, das sei gar nicht durchführbar.

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Das Wohnmobil-Dinner

Die Idee zu dem Wohnmobil-Dinner entstand eher zufällig. Ein Stammgast kam mit seinem Wohnmobil, gemeinsam sprach man über ein mögliches Konzept, zunächst im Spaß. Ausgerechnet in dieser Situation kamen Mitarbeiter des Ordnungsamtes ins Restaurant - um sich selbst Essen zu holen. Diese Gelegenheit ließ sich der Wohnmobilbesitzer nicht entgehen und maß den Abstand zu seinem Gefährt gemeinsam mit den Ordnungshütern aus. Ziemlich genau wurden die erforderlichen 50 Meter erreicht.

Als im zweiten Lockdown eine Frau anrief und fragte, ob sie mit dem Wohnmobil kommen könnte, „da hat es bei mir Klick gemacht", erzählt Kahmer-Dach. Ihr Bruder, der auch Vorsitzender der Siegen-Wittgensteiner Dehoga ist, dem Fachverband für Hotels und Gaststätten, kannte ähnliche Angebote aus anderen Städten, zum Beispiel Köln. Schnell entwarf Kahmer-Dach einen Flyer, teilte ihn in den sozialen Medien - und das Angebot „schlug ein wie eine Bombe."

Dinner-Angebot

Am Valentinstag, 14. Februar. ist ein besonderes Wohnmobil-Dinner geplant. Es gibt es festes Drei-Gänge-Menü für 29,50 Euro und das Essen wird den Gästen direkt zum Wohnmobil gebracht, so dass niemand aussteigen muss.

Weitere Informationen, die Speisekarte und die Möglichkeit zur Vorbestellung gibt es unter www.hotel-siegboot.de/tommis-restaurant

Das Wohnmobil-Dinner ist eine „Mischung aus Restaurantatmosphäre und Essen wie zuhause", erklärt Kahmer-Dach. Auch für das Dinner bestellen die Gäste das Essen vor, einen Stellplatz muss aber niemand reservieren. „Unser Vorteil ist , wir haben Platz ohne Ende.“ Die Gäste parken, kommen ins Restaurant und sprechen den zeitlichen Ablauf für die bestellten Gerichte sowie Getränkewünsche ab, denn jeder Gang wird frisch zubereitet.

Bei der Essensübergabe nutzen die Gäste die Gelegenheit für die in Corona-Zeiten so rar gewordenen Pläuschchen. „Jeder möchte sprechen", berichtet Sandra Kahmer-Dach, viele angenehme Gespräche habe sie schon geführt, die Atmosphäre sei bemerkenswert. Die Gäste sind froh, schon alleine weil es überhaupt eine Ausgehmöglichkeit in der Pandemie gibt, das Wohnmobil-Dinner ist für sie ein „Licht am Horizont".

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