Bad Berleburg. Die Hotel- und Gastronomiebranche hat nicht nur mit der Corona-Pandemie zu kämpfen. Auch Nachwuchs ist nur schwer zu finden.

Leere Stühle in Gaststätten und Restaurants. Frischbezogene Betten in Hotelzimmern, die ebenfalls leer stehen und noch einige Wochen leer bleiben werden, solange der Lockdown anhält. "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Daher hoffe ich, dass wir Anfang März endlich wieder aufmachen dürfen. Aber ich denke eher, dass es kurz vor Ostern wird", sagt Michael Müller. Seit 36 Jahren ist er bereits in der Gastronomie tätig und leitet heute den Landgasthof Laibach - mitten in der Wittgensteiner Natur. Dort, wo neben Familien und Wanderern auch Motorradfahrer sowie kleine und größere Gruppen gerne ihre Zeit verbringen. "Ich hoffe, dass meine Mitarbeiter nach dem Lockdown wieder da sind", so Müller. Er weiß, wie schwer es ist, in der Hotel- und Gastronomiebranche ausreichend gutes Personal zu finden. Und nicht nur das: Auch Auszubildende sind rar - und das unabhängig von Corona.

Seit vier Jahren gab es keinen Auszubildenden mehr im Landgasthof Laibach. Dabei könnten junge Menschen dort in verschiedenen Bereichen ausgebildet werden - zum Hotelfachmann/frau, zu Fachkraft im Gastgewerbe, zu Koch/Köchin oder zum Beikoch/Beiköchin. Warum sich immer weniger Schulabgänger für eine Ausbildung in der Hotel- und Gastronomiebranche interessieren, kann sich Müller nicht erklären. "An der Arbeitszeit kann es nicht liegen. Die, die schon länger in der Branche arbeiten, sagen oft: Was soll ich mit einem freien Sonntag, wo ich nur zur Hause sitze, wenn ich Montag oder Dienstag dann unter anderem in die Stadt kann."

Nachwuchssorgen

Doch er merkt, dass unter anderem die Reisebereitschaft bei den jungen Menschen nachlässt. "Vor einigen Jahren waren die Auszubildenden noch bereiter, längere Strecken zu fahren. Heute heißt es häufig: bitte nicht mehr als 15 Kilometer." Dabei werden die Prüfungen mittlerweile sogar in Bad Berleburg abgenommen. "Früher mussten die Azubis zwei Mal die Woche nach Siegen fahren. Die Strecken sind also gar nicht mehr so weit." Doch nicht nur die Hotel- und Gastronomiebranche sei betroffen - das Handwerk generell hat Probleme, genügend Nachwuchs zu finden. "Ich weiß nicht, woran es liegt. Und wenn man nach langer Suche jemanden gefunden hat, springt derjenige machmal nach wenigen Wochen wieder ab, weil er merkt, dass es doch nicht das Richtige für ihn ist." Und was ist derzeit schwerer zu finden - einen Azubi zum Koch oder zum Hotelfachmann? "Das ist beides gleich schwer."

Dabei, so Müller, biete gerade die Hotel- und Gastronomiebranche eine abwechslungsreiche Arbeit. "Es ist ein schöner Beruf. Man hat viel mit Menschen zu tun, und jeder Tag ist anders." Um jungen Menschen die Berufe und die Ausbildungsgänge im Gastgewerbe besser vorzustellen, bieten DEHOGA, Berufsschulen und die Industrie- und Handelskammer immer wieder Infoveranstaltungen an.

Und auch der Landgasthof Laibach würde sich freuen, bald wieder eine Auszubildende/einen Auszubildenden bei sich zu begrüßen. Zwei Festangestellte, eine Halbtagskraft und fünf Minijobber sind im Landgasthof angestellt - wäre gerade nicht Corona. Bei ihrer Tätigkeit kommt es vor allem auf eines an: Flexibilität. "Manche Gruppen melden sich erst wenige Tage vor ihrer Anreise an. Da muss man dann schon mal kurzfristig umplanen", so Müller. Doch gerade die Vielseitigkeit und die unterschiedlichen Gäste sind es, die der Gastronom so sehr schätzt und hoffentlich schon bald wieder bei sich begrüßen kann. "Das To-Go-Geschäft hat sich in der Vorweihnachtzeit gut bewährt. Doch jetzt im neuen Jahr ist es sehr ruhig geworden", so Müller, der auch weiterhin am Freitag- und Samstagabend sowie am Sonntagmittag Essen zum Abholen anbietet.

-> Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband über die aktuelle Ausbildungssituation

Auch während des zweiten Lockdowns bieten viele gastronomische Betriebe Essen zum Abholen an. Aber es gibt auch Betriebe, bei denen dies nicht der Fall ist, weil es sich für den Gastronomen nicht rechnet. Doch was machen die Azubis in solchen Fällen? Wie sieht der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) die derzeitige Situation? "Die meisten Gastronomen und Hoteliers versuchen auch während des Lockdowns ihren Nachwuchs so gut es geht zu beschäftigen", sagt Lars Martin, stellvertretender DEHOGA-Hauptgeschäftsführer in Westfalen. "Wo noch Betrieb ist, werden die Auszubildenden weiterhin eingesetzt und für die anstehenden Prüfungen vorbereitet. Wenn es aktuell keinen Betrieb gibt, werden oftmals interne Schulungen angeboten."

Des Weiteren lobt Lars Martin die Zusammenarbeit mit Unternehmen in verwandten Branchen. "Ich habe von einigen gehört, dass sie eine Kooperation mit anderen Betrieben haben. So werden beispielsweise Azubis für einige Wochen in einer Metzgerei eingesetzt und lernen dort vieles über Fleisch. Das ist eine tolle Idee."

Und wie sieht es mit der Suche nach neuen Auszubildenden aus? "Die Branche hatte auch vor Corona schon einen Fachkräftemangel. Einige größere Häuser haben bereits erste Bewerber und wollen auch im Sommer 2021 weiter ausbilden." Bei den kleineren Betrieben hingegen sei man derzeit noch zurückhaltender. "Wie viele Bewerber es in diesem Jahr geben wird, wird sich aber erst noch zeigen."