Siegerland. Gastronomen und Hoteliers stecken seit Monaten im zweiten Lockdown. Von der Politik kommen keine Antworten auf wichtige Fragen.

Vielen Gastronomie- und Hotelbetrieben geht die Luft aus. Seit dem 3. November sind sie wieder im Lockdown, und das nach einem Sommer und Herbst mit angezogener Handbremse. Betroffen sind insgesamt rund 1400 Betriebe im Siegerland und Olpe.

Wenig Optimus in der Gastronomiebranche

Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Sprecher des Deutschen Hotel und Gaststättenverband (DEHOGA) Westfalen, spricht für rund 350 angeschlossene Betriebe im Siegerland: „Das komplette Vorweihnachts- und Weihnachtsgeschäft ist weggebrochen. November und Dezember sind die umsatzstärksten Monate durch Weihnachtsfeiern und die Feiertage.“

Mehr als die Hälfte der Restaurants bemühen sich Außer-Haus-Angebote zu machen, „auch Betriebe, die daran nie gedacht haben, machen das jetzt“, erläutert Lars Martin. Das Angebot werde von den Kunden gut angenommen. „Wir sind den Gästen dafür sehr dankbar. Viele Betriebe waren dadurch zu Weihnachten sogar ausgebucht.“ Damit ist auch schon alles Positive zum Thema gesagt: „Wir sind wenig optimistisch, was die Zukunft angeht.“

Siegener Gastronomen sind "resigniert"

Ein weiterer großer Verlust für Gastronomen und Hoteliers sei der Wegfall des Veranstaltungsgeschäfts. Lars Martin: „Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Sicher ist, dass wir nicht die ersten sein werden, die wieder öffnen.“ Die Stimmung der Gastronomen und Hoteliers beschreibt er als „wenig optimistisch“ bis „resigniert“. Viele Betriebe hätten nach dem ersten Lockdown im Frühjahr investiert. Luftfilter und Abtrennungen wurden eingebaut, Konzepte erdacht. „Die Betriebe haben alles gemacht, was möglich war.“

Erschwerend kommt hinzu, dass die von der Politik versprochenen November- und Dezemberhilfen sehr schleppend bis gar nicht kämen. „Viele haben bis jetzt nicht mal die Novemberhilfe bekommen“, schildert Martin die dramatische Situation. Grund dafür sei ein Softwarefehler gewesen. Der Bund hat zwar Vorschüsse von bis zu 50.000 Euro versprochen, angekommen ist das Geld bei vielen Betrieben aber noch nicht. Die Höhe der Unterstützung für die Monate November und Dezember berechnet sich nach den Umsätzen aus den Vorjahresmonaten. Gezahlt werden davon 75 Prozent. „Das ist eine echte Hilfe, weil das Geld nicht zurückgezahlt werden muss“, sagt der Dehoga-Sprecher. „Wenn das Geld denn dann auch ankäme, könnten die Betriebe damit leben.“

Dehoga-Sprecher: „Die Politik hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht.“

„Viele Gastronomen haben keine Reserven mehr.“ Er weiß von Unternehmern, die jetzt Lebensversicherungen oder die Familien anzapfen müssen, um überleben zu können. Der Lars Martin rechnet mit einer "Pleite-Welle", da im Januar oftmals große Rechnungen zu bezahlen sind. Und: Was die Pandemie und die Folgen betrifft, „ist keine Ende ist Sicht“.

Er findet dass die Politik "ihre Hausaufgaben nicht gemacht“ hat. Konzepte würden fehlen, die Gastronomen hangeln sich von den einen drei Wochen zu den nächsten drei Wochen. Auf die dringende Frage: „Unter welchen Bedingungen können Gastronomie und Hotellerie wieder öffnen?“, hätte die Politik keine Antwort.

Tourismus im Wittgensteiner Land ist "weggebrochen"

Sehr belastet durch die Folgen der Pandemie ist die Hotelbranche: „Sie hat es extrem schwer“, sagt Lars Martin. Private Übernachtungen sind verboten, im Wittgensteiner Land ist der Tourismus weggebrochen. Geschäftsreisende bleiben ebenfalls aus. Viele Firmen haben digitale Wege für Konferenzen gefunden.

Zu leiden haben auch die Angestellten. Sie sind in Kurzarbeit und erhalten 60 bis 67 Prozent des ausgefallenen Nettogehalts. Ein weiterer großer Punkt für Angestellte ist der Wegfall der Trinkgelder. „Die Branche macht sich große Sorgen um die Zukunft, weil es kaum Perspektiven gibt.“ Es besteht die Befürchtung, dass Mitarbeiter der Branche den Rücken zu kehren.

Suche nach Auszubildenden wird schwieriger

Es ist noch nicht lange her, da hat Lars Martin für die Ausbildung in der Branche mit den Worten geworben: „Der Job ist sicher.“ Immerhin gab es bisher keine Entlassungswelle. Er weiß: „Viele brennen für ihren Beruf in der Gastronomie.“

Er befürchtet, dass es noch schwieriger wird Auszubildende für die Branche zu gewinnen. „Das war schon vor dem Lockdown schwierig“, weiß der Dehoga-Sprecher. „Wir appellieren an die Betriebe: Macht es irgendwie möglich, auszubilden.“ Werde in diesem Bereich nachgelassen, „wird sich das später böse rächen“.

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