Netphen. Individuelles Training ohne Personaltrainer? Die „Kernwerk“-App wurde in Siegen erfunden und verspricht individuelle Workouts, die immer neu sind.

Eine lichtdurchflutete Lagerhalle. Matten liegen auf dem Boden. Dicke Lkw-Reifen stehen an den Wänden, Hanteln und Kettlebells im Raum verteilt. Die „Box57“ in Netphen: Hier wird Sport gemacht. Die Halle wird auch als Aufnahmestudio für die Workouts der Fitnessapp „Kernwerk – A Perfect Workout Every Day“ genutzt. Florian Petri, Oliver Schmidt, Björn Müller und Oliver Brunsmann haben die Anwendung 2017 entwickelt.

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Die Idee stammt aus Siegen

Der Siegener Gründer Florian Petri hatte die Idee für „Kernwerk“: „Ich war damals, mit 27 Jahren, total unsportlich und wog um die 100 Kilo. Ich wollte was ändern, habe dann eine Sportgruppe gegründet und bin irgendwann auf das funktionelle Training von Björn hier in Netphen gestoßen.“ Dem ehemaligen IT-Projektmanager kam die Idee, das Training auch digital abzubilden. Björn Müller, der ausgebildeter Fitnesstrainer ist, Florian Petri und sein Freund Oliver Schmidt, alle drei aus Siegen, fingen an, Zuhause kurze Workoutvideos zu drehen.

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„Erst war es nur so ein Hobby neben dem Beruf, aber wir haben schnell gemerkt, dass es unsere Idee so noch nicht auf dem Markt gibt und haben uns intensiver damit beschäftigt“, sagt Florian Petri.
2017 gegründeten sie dann das Unternehmen Kernwerk in Siegen. Da Florian Petri es beruflich nach Köln verschlug, verlegten sie ihr Büro dorthin. „In Köln ist sozusagen unser Büro für die Technik, in Netphen werden die Videos aufgezeichnet“, sagt Florian Petri.

Die Kernwerk-App

„Wir wollen Menschen fit für ihren Alltag machen“, sagt Fitnesstrainer Björn Müller. Ihr Konzept sei weltweit einzigartig: Zu Beginn machen User einen Einstufungstest, danach lernt der Algorithmus die Stärken und Schwächen des Benutzers nach jedem Workout besser kennen. „Das System muss den Kunden erst kennenlernen. Am Anfang muss man sich echt durchbeißen und am Ball bleiben, damit die Workouts sich anpassen können“, sagt Gründer Florian Petri. Bei der Registrierung gibt der User an, wie die Gegebenheiten seiner Umgebung sind. Trainiert man im Park, im Fitnessstudio oder in der Wohnung? Steht eine Wand zur Verfügung, eine Mauer oder ist Platz zum Laufen? Im Weiteren Verlauf kann man dann angeben ob man Hanteln oder Gewichte, ein Springseil oder eben kein Equipment zu Hause hat. Das Workout richtet sich genau auf die Angaben und Bedürfnissen des Nutzers aus.

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Durch den Algorithmus erhält der User jeden Tag ein neues, individuelles Workout. Das System hat zwei Milliarden Möglichkeiten, dieses genau auf den Nutzer anzupassen „Wir wollen, dass unsere Kunden dranbleiben und dass das Training nie langweilig wird“, sagt Florian Petri. Er betont, dass die Individualität und Einmaligkeit der Trainingseinheiten ebenfalls dazu beitragen, dass Kunden regelmäßig ihre App nutzen: „Das ist ein Ansporn. Man will wissen, welches Training heute auf einen wartet“, sagt Florian Petri.

Das Ziel des functional Trainings

Das Ziel des Trainings mit der Kernwerk-App ist nicht etwa speziell der Muskelaufbau oder das Abnehmen. Die Workouts sollen den kompletten Körper trainieren und ihn für den Alltag fit machen. „Wir bieten ‘Functional Training’ an. Der Unterschied zum Bodybuilding ist der, dass das Training bewegungsbezogen ist und nicht muskelbezogen“, erklärt Fitnesstrainer Björn Müller. Beim funktionellen Training werden somit zusammenhängende Muskeln trainiert, der Körper wird als eine Einheit fit gehalten – oder gemacht. Das sei das richtige Training, betont Florian Petri.

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Ein Beispiel: Beim Tragen einer Kiste Wasserflaschen werden viele verschiedene Muskeln beansprucht. Es würde also nicht reichen, nur die Armmuskeln zu trainieren und dann davon auszugehen, dass man den Kasten leicht die Treppen hoch tragen kann. Beim funktionellen Training wird der Körper auf solche Herausforderungen vorbereitet und sich nicht nur auf die Arme konzentriert, sondern auch auf die Schulter, den Rücken und die Beine. Die Folgeerscheinungen des Trainings seien dann ganz automatisch der Muskelaufbau und das Abnehmen.

Björn Müller zeigt wie eine „vernünftige“ Kniebeuge auszusehen hat.
Björn Müller zeigt wie eine „vernünftige“ Kniebeuge auszusehen hat. © Leandra Stampoulis

Persönlicher Support in der Kernwerk-App

Gerade Anfänger seien zu Beginn übermotiviert und würden Übungen falsch ausführen. Daher erhalten Nutzer durch zusätzliche Video-Tutorials eine genaue Anleitung wie sie die Übungen richtig auszuführen haben. „Kniebeugen sind zum Beispiel echt schwierig, wenn man sie richtig macht. Das denkt man am Anfang erstmal gar nicht“, erklärt Björn Müller.

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Um ihren Nutzern eine persönliche Unterstützung zu gewährleisten, gibt es auch eine Chatfunktion in der App, die bei Fragen und Problemen genutzt werden kann. Gerade in der Corona-Zeit seien immer mehr Leute hinzu gekommen: „Das spielt uns echt in die Karten“, sagt Florian Petri. Mittlerweile erreicht die App eine fünfstellige Nutzerzahl.

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