Netphen. Die Fußgängerbrücke über die Sieg in Dreis-Tiefenbach spaltet den Stadtentwicklungsausschuss. Die Sanierung wäre teurer als ein Neubau
„Das Thema Stadtentwicklung ist ein riesengroßes“, sagte der neue Vorsitzende Sebastian Zimmermann zum Auftakt der ersten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses in dieser Wahlperiode. Hier werde maßgeblich gestaltet, wohin sich die Stadt entwickele. Dabei wolle er mit dem Ausschuss „mindestens ein bis zwei Zylinder am Motor der Stadt Netphen “ sein.
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Schon in dieser ersten Sitzung zeigte sich jedoch, dass es einige Konflikte zwischen Politik und Verwaltung und zwischen den verschiedenen Parteien gibt – sowie zwischen Vertretern verschiedener Ortsteile. Besonders deutlich wurde dies am Beispiel der Siegbrücke in Dreis - Tiefenbach .
Die Siegbrücke in Dreis-Tiefenbach
Die Fußgängerbrücke unterhalb der K 5 in Dreis-Tiefenbach ist seit Ende 2018 gesperrt , da eine Brückenprüfung ergab, dass sie sich in keinem verkehrssicheren Zustand mehr befindet. Abriss und Neubau würden rund 125.000 Euro kosten. Der Stadtentwicklungsausschuss sprach sich gegen den Erhalt der Brücke aus . Sieben Stadtverordnete aus Dreis-Tiefenbach stellten im Rat den Antrag, diesen Beschluss in geheimer Abstimmung aufzuheben und von der Verwaltung eine neue Vorlage erstellen zu lassen, mit dem Ziel des Erhalts der Brücke. Der Rat verwies die Angelegenheit schließlich einstimmig zur Entscheidung zurück in den Ausschuss, die Verwaltung sagte zu, möglichst kostengünstigere Varianten zur Erneuerung der Brücke zu suchen.
Weitere Streitpunkte
Die Verwaltung leite die Vorlagen zu spät an die Ausschussmitglieder weiter, beschwerte sich Rüdiger Bradtka (CDU): „Das alte Lied setzt sich im neuen Jahr fort.“
Paul Legge (CDU) kritisierte, dass das geplante Baugebiet in Niedernetphen durch ökologische Ausgleichsflächen in Irmgarteichen kompensiert werden soll: „Das ist eine Unverfrorenheit.“
Von verschiedenen Seiten gab es Kritik an der Verkehrsbesprechung, bei der die zuständigen Behörden 90 Prozent der Bürgeranliegen abgelehnt hätten. Besonders die Ablehnung, den Pappelweg in Nenkersdorf zu einem verkehrsberuhigten Bereich zu machen, missfiel mehreren Ausschussmitgliedern. Tobias Glomski (Grüne) forderte, die Straße einmal mit „normalen Menschenverstand“ zu durchfahren.
Jetzt wurden dem Ausschuss unterschiedliche Möglichkeiten zu Sanierung und Neubau vorgelegt. Die Sanierung würde jedoch in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zum Neubau stehen und auch eine günstigere Bauweise konnte nicht gefunden werden.
UWG Netphen möchte Brücke erhalten
Aus der Vorlage gehe nicht eindeutig hervor, wie es nun weitergehen soll, wunderte sich Alfred Oehm (CDU) und fragte, ob der Haushalt 2021 den finanziellen Spielraum für die Brücke biete.
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„Die SPD-Fraktion hängt nicht an dieser Brücke“, sagte Annette Scholl (SPD). So lange das Geld nicht da sei, könne die SPD einem Erhalt der Brücke nicht zustimmen. Sie regte an, das seit fast zwei Jahren gesperrte Bauwerk abzureißen.
Ignaz Vitt (UWG) regte an, noch keine Ja- oder Nein-Entscheidung zu treffen und das Geld mit einem Sperrvermerk im Haushaltsplan zu berücksichtigen.
„Prinzipiell ist es natürlich schade, wenn eine solche Verbindung wegfällt“, sagte Tobias Glomski (Grüne). Zu Fuß gehen müsse attraktiv bleiben, andererseits müsse man die Entscheidung aber unter Haushaltsgesichtspunkten sehen. In Dreis-Tiefenbach gäbe es essenziellere Fußverbindungen, die saniert werden müssten.
„Das kann man nur sagen, wenn man nicht aus Dreis-Tiefenbach kommt“, entgegnete Erhard Braas (UWG). Seit die Brücke gesperrt wurde, würden auch die dortigen Parkplätze nicht mehr genutzt, was an anderer Stelle zu mangelnden Plätzen führe. Sein Fraktionskollege Reinhard Kämpfer erinnerte daran, dass die Ratsmitglieder zum Wohle der Bürger handeln müssten und in Dreis-Tiefenbach hätten sich 1600 Bürger – rund die Hälfte aller Wahlberechtigten – für einen Erhalt der Brücke ausgesprochen.
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Solange der ablehnende Beschluss zur Brücke vorliege, könne er keine Mittel im Haushalt einplanen, stellte Kämmerer Hans-Georg Rosemann klar. Die UWG kündigte an, weitere Anträge zu stellen.
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