Hilchenbach/Freudenberg. Der niederländische Generalkonsul Peter Schuurman besucht mit Volkmar Klein die Ginsburg und die evangelische Kirche in Freudenberg

Als Peter Schuurman und Volkmar Klein das Turmzimmer der Ginsburg in Hilchenbach betreten, klingt ihnen die Melodie von „Het Wilhelmus“ entgegen. Der „Burgherr“ Dieter Viehöfer, erster Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung der Ginsburg, hat höchstpersönlich zur Trompete gegriffen, um den Bundestagsabgeordneten und den Generalkonsul der Niederlande zu empfangen. Schuurman besucht auf Einladung Kleins zwei Orte, die ein historisches Zeugnis für die enge Verbindung zwischen den Niederlanden und dem Kreis Siegen-Wittgenstein sind.

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Historische Verbindung zwischen Siegen-Wittgenstein und den Niederlanden

Das Wilhelmlied passt als Begrüßungsmusik für den niederländischen Gast nicht nur, weil es die Nationalhymne seines Heimatlandes ist. Es wurde auch zu Ehren jenes Wilhelms I. von Oranien-Nassau geschrieben, der 1568 Truppen zum Aufstand gegen die Spanier sammelte, ein zentraler Anführer im Achtzigjährigen Krieg wurde und in den Niederlanden als „Vater des Vaterlands“ bis heute verehrt wird. Ein entscheidendes Treffen zur Planung des Unabhängigkeitskrieg soll sich in der Ginsburg abgespielt haben.

Am Dienstag, 31. März 1568 soll sich Wilhelm „der Schweiger“ mit seinen Brüdern und weiteren Gefolgsmännern auf der Ginsburg getroffen haben und drei Tage lang Vorbereitungen für den Kriegszug gegen die Spanier getroffen haben. Historischer Beleg für dieses Treffen ist ein Kassenzettel über Speis und Trank, den ein ehemaliger Siegener Stadtarchivar fand. Eine „für unsere Maßstäbe beachtliche Menge Wein“ konsumierten Wilhelm und sein Gefolge, erzählt Viehöfer.

Prinzenflagge und Porzellan

Volkmar Klein überreichte dem Generalkonsul die Nachbildung einer Prinsenvlag, der historischen Flagge der Niederländer, die von den Oraniern im Achtzigjährigen Krieg getragen wurde.

Peter Schuurman brachte als Gastgeschenk eine moderne Variante eines traditionellen, niederländischen Porzellankrugs mit, der zukünftig in der Ginsburg ausgestellt werden soll. „Im Moment sind wir noch nicht würdig genug ausgestattet“, sagte Dieter Viehöfer und versprach: „Das wird sich im nächsten Jahr ändern.“

Am 2. April zog der Trupp um Wilhelm nach Freudenberg. Der heutige Kirchturm war einst ein Turm der ehemaligen Burg und wurde, wie auch die Ginsburg, von den Grafen von Nassau errichtet.

Zum Erhalt beider historischer Bauwerke konnte Volkmar Klein finanzielle Unterstützung aus Berlin vermitteln. Da es sich um „zwei wesentliche Bestandteile der deutsch-niederländischen Beziehungen“ handelt, kam er auf die Idee, den niederländischen Konsul einzuladen. „Es ist gut, wenn man sich nicht nur um Steine kümmert“, scherzt Volkmar Klein.

Niederländischer Konsul: Corona-Hilfe von Deutschland eine „tolle Geste“

„Man merkt jeden Tag, wie verwurzelt wir sind“, sagt Peter Schuurmann, der dieser Einladung gerne folgte. Seit 14 Monaten ist Schuurman Generalkonsul der Niederlande in Düsseldorf. Obwohl er es vorher schon gewusst habe, sei ihm in dieser Zeit noch klarer geworden, wie eng die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen beiden Staaten seien. „Ich bin stolz,Teil dieser Beziehungen zu sein“, so Schuurman.

Schuurman erinnert an die Probleme, die das niederländische Gesundheitswesen im Frühjahr im Umgang mit der Coronakrise hatte. Es standen nicht genügend Krankenhausbetten für die Patienten zur Verfügung. Es sei eine tolle Geste aus Deutschland gewesen, Patienten aufzunehmen – eine Geste, die bald vielleicht erneut nötig sein werde.

Die guten Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden wolle er weiterentwickeln, so Schuurman. Markus Völkel, zweiter Vorsitzender des Ginsburg-Vereins, stellte dem Konsul die Pläne für den Umbau der Ginsburg vor und trug zwei Bitten an Schuurman heran, wie er die Arbeit praktisch unterstützen könne. Erstens komme der Historiker aktuell Corona-bedingt nicht ins Archiv in Den Haag und brauche deshalb digitalen Zugriff und zweitens sei es bisher noch nicht ausreichend gelungen, die Ginsburg in den Niederlanden bekannter zu machen und einen regeren Austausch herzustellen. Schuurman sagte seine Hilfe zu und kündigte einen weiteren Besuch an. Zur geplanten Einweihung im Spätsommer 2021 wolle er, wenn es Corona zulässt, wiederkommen. „Es ist gut hier zu sein. Ich hoffe das ist nicht der Endpunkt.“

Bevor sich auch Volkmar Klein und Peter Schurmann – wie einst Wilhelm von Oranien mit seinem Gefolge – auf den Weg nach Freudenberg machten, lädt der Bundestagsabgeordnete den Generalkonsul noch auf die Aussichtsplattform auf der Ginsburg ein – das sei schließlich „der höchste Punkt der Niederlande“.

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In einer früheren Version des Artikels war an einigen Stellen vom „Großkonsul“ die Rede, korrekterweise muss es „Generalkonsul“ heißen. Der Fehler wurde korrigiert, wir bitten um Entschuldigung.