Siegen-Wittgenstein. Die Fusion der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein wäre laut einer Machbarkeitsstudie möglich. Nun sind die Presbyterien der Gemeinden gefragt.

Jetzt sind die Presbyterien am Zug: Finden sie für ihre Gemeinde die Fusion der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein praktikabel? Der Kirchenkreis kommt in seiner Machbarkeitsstudie zu dem Schluss: Ja, eine Fusion ist möglich, organisatorisch und finanziell, die Vorteile überwiegen. Damit niemandem ein Nachteil entsteht, sollen die Presbyterien nun für sich überprüfen, ob die Voraussetzungen stimmig sind. Die Weiterleitung an die Gemeinde haben beide Kreissynoden mehrheitlich beschlossen.

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Fusion der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein: Ziele und Strukturen

Wenn die Kirchenkreise fusionieren, wird es keine Erweiterung von Siegen um Wittgenstein. Natürlich stehen irgendwann auch Strukturen zur Disposition, was bleiben kann, was sich ändern muss. Die Zusammenarbeit werde ohnehin immer stärker und dringlicher, sagt der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg bei der Kreissynode – man werde gemeinsam einen neuen Kirchenkreis gründen, um Herausforderungen besser meistern zu können. Dabei gelte es unbedingt, die Identifikation der evangelischen Christen mit ihrer Gemeinde, ihrer Kirche zu erhalten, „Stallgeruch“ weiterhin erkennbar zu lassen.

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„Unsere Bedeutung als Volkskirche in der Gesellschaft nimmt spürbar ab“, sagt aber der Superintendent. Gleichwohl wolle und müsse man unter Bezug auf die „Verheißungen der Bibel“ auch als Minderheit in der Gesellschaft wirken: Kirche sei ein lebendiger Organismus, befinde sich in einem Modus des permanenten „Unterwegs-Seins“. Gemeinsam könne man in der Zukunft Parallelstrukturen vermeiden, sich gegenseitig ergänzen, Dienste teilen. In einem gemeinsamen Kirchenkreis will man sich verständigen darüber, was Kirche im südlichen Südwestfalen sein und leisten soll, fasst ein Synodaler zusammen.

Arbeit im 202. Jahr

Den Evangelischen Kirchenkreis Siegen gibt es seit 1818, damals gebildet als „Diöcese Siegen“ mit 13 Gemeinden.

Auf kirchenkreis-siegen.de gibt es eine Fülle von Informationen und geschichtlichen Daten, die zum Jubiläum zusammengetragen wurden.

Mit 112.000 Gemeindegliedern ist Siegen bereits einer der großen Kirchenkreise, Wittgenstein bringt als kleinster der Landeskirche 31.000 mit – zusammen wäre man nach Dortmund der zweitgrößte Kirchenkreis in Westfalen, so Stuberg. Man habe für die Machbarkeitsstudie die beiden Kirchenkreis-Systeme synchronisiert und als oberste Bedingung angeführt: Keine Gemeinde, keine Einrichtung darf sich verschlechtern, alles – Personal, Gebäude, Einrichtungen – wird in den neuen Kirchenkreis integriert.

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Fusion der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein: Geld und Pfarrer

Die Gemeinden zählen immer weniger Mitglieder, das Kirchensteueraufkommen sinkt, zahlreiche Pfarrer gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand, Nachwuchs kommt nur sehr wenig. Für den neuen Kirchenkreis rechnet die Machbarkeitsstudie 3000 Gemeindeglieder je voller Gemeindepfarrstelle, plusminus zehn Prozent. In Diasporagemeinden mit weniger als 25 Prozent evangelischen Christen in der Bevölkerung und entsprechend größerer Fläche gilt eine andere Richtschnur. Für kreiskirchliche und Funktionspfarrstellen – etwa an Schulen oder Krankenhausseelsorge – werden 25.000 Gemeindeglieder gerechnet.

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Von maximal 60 Pfarrstellen, die aus Kirchensteuermitteln finanziert werden geht die Machbarkeitsstudie aktuell aus. Im Kirchenkreis Siegen entspricht das Pfarrer-Gemeindeglieder-Verhältnis im Schnitt dem sogenannten Korridor, Wittgenstein liegt darunter – das soll angeglichen werden, um Einheitlichkeit über den gesamten neuen Kirchenkreis zu erzielen.

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Einheitlichkeit soll auch bei der Verteilung der Kirchensteuermittel an die Gemeinden herrschen: Auf Basis einer fiktiven Berechnung der beiden Haushalte für das Jahr 2020 würde in einem gemeinsamen Kirchenkreis jede einzelne Gemeinde sogar besser gestellt, als es aktuell der Fall ist. Siegen hätte einen kleinen Überhang, die Wittgensteiner geben überproportional ab, profitieren aber auch überproportional, erläutert Stuberg. Um Ungleichbehandlungen zu vermeiden, wird eine Obergrenze vorgeschlagen.

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Zeitplan für die Fusion der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein

Die nun vorgelegten Zahlen sind kein endgültiges Konzept, an der Umsetzung und einzelnen Details soll und wird weiter gefeilt, betont Stuberg. „Das ist heute der Startschuss für den weiteren Fahrplan“, so der Superintendent.

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Bis Ende Februar 2021 können Gemeinden ihre Stellungnahmen einreichen, die Machbarkeitsstudie wird überarbeitet. Ende März soll dann eine gemeinsame Synodalversammlung beider Kirchenkreise stattfinden, im Juni entscheiden dann die Synoden. Bei einstimmigen Beschlüssen beginnt ein Anhörungsverfahren in den Presbyterien durch die Landeskirche, ist das zum 1. Januar 2022 ebenfalls einstimmig, könnte die Vereinigung bzw. Gründung eines neuen Kirchenkreises rechtskräftig vollzogen werden.

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