Bad Berleburg. „Ich möchte nicht, dass die Zukunft meines Kirchenkreises in Bielefeld auf der Landessynode entschieden wird“, sagt Kerstin Grünert.

Es ist nicht die Notwendigkeit einer Fusion mit dem Kirchenkreis Siegen zu einer größeren und damit wohl auch zukunftsträchtigeren Organisation, die die Mitglieder der Synodes des Kirchenkreises Wittgenstein umgetrieben hat. Es waren mehr die Formulierungen des Beschlussvorschlages, um die in einer gut zweistündigen Diskussion im Bad Berleburger Bürgerhaus am Markt gerungen wurde, bevor es dann in einer Abstimmung klare Mehrheiten gab - für die Ursprungsvariante des Textes. Damit hat die wegen der Corona-Pandemie um gut drei Monate verschobene „Sommersynode“ im Grunde aber auch bereits das eingeleitet, was sich die Steuerungsgruppe der beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein mit ihrem 31 Seiten umfassenden Papier gewünscht hat - eine breite Diskussion an der Basis, in den Kirchengemeinden.

Konsensprozess

Auch wenn die Synode aufgrund der Corona-Bestimmungen sowohl zeitlich als auch räumlich schwierigen Bedingungen unterlag, war es Superintendent Stefan Berk wichtig, den Beschlussvorschlag ausgiebig zu diskutieren und ihn erst dann der Basis zur weiteren Diskussion weiterzuleiten.
„Es macht keinen Sinn, so etwas durchzupauken. Das ist ein Konsensprozess“, so Berk.

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Zeitgleich diskutierte in Siegen die Synode des potenziellen Partners das gleiche Papier und stimmte letztlich - wie auch die Wittgensteiner mit breiter Mehrheit zu. In den einzelnen Kirchengemeinden sollen nun alle Aspekte der Machbarkeitsstudie eingehend behandelt werden, bevor sich die Evangelischen Christen in Siegen und Wittgenstein am 24. März 2021 zu einer gemeinsamen Synodaltagung zum Thema Fusion treffen. Das wäre der frühestmögliche Termin, an dem eine Entscheidung fallen könnte.

Am Ende eines Diskurses ging es im wesentlichen um drei Dinge, die die Pfarrer Detlev Schnell und Peter Mayer-Ullmann und Dr. Dirk Spornhauer in die Diskussion einführten.

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Schnell monierte die geplante Verkleinerung der gemeinsamen Synode, die laut Pfarrer Dieter Kuhli sonst nominell 200 stimmberechtigte Mitglieder hätte.

Kritische Stimmen

Mayer-Ullmann störte sich ebenfalls an der Zusammenlegung von Ausschüssen in der Strukturreform. Dadurch gehe möglicherweise regionale Identität verloren. Außerdem mahnte er redaktionell an, wertende Begriffe, dass der Zusammenschluss nicht nur machbar, sondern „sinnvoll“ sei zu streichen.

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Dirk Spornhauer nahm die Vergrößerung des Pfarrstellenschlüssels aufs Korn: Aktuell kommt in Wittgenstein eine Pfarrstelle auf 2500 Gemeindeglieder. Für die Fusion wird ein Schlüssel von 3000 vorgeschlagen. Durch den Unterschied von 500 Gemeindegliedern, sieht Spornhauer die Chance, Kirchensteuer-Mittel für „multiprofessionelle Teams“ in den Gemeinden zu belassen.

Daniel Seyfried und Silke Grübener regten an, bei der Diskussion einen gedanklichen Wechsel zu vollziehen: „Das inhaltliche sollte die Strukturen bestimmen“, sagt Seyfried. In der Machbarkeitsstudie sei es leider umgekehrt, kritisiert er.

Zweitgrößter Kirchenkreis

Schlössen sich die Wittgensteiner mit ihren Diaspora-Gemeinden im Hochsauerland mit Siegen und deren Olper Gemeinden zusammen, entstünde ein Kirchenkreis mit rund 140.000 Gemeindegliedern. Das wäre nach dem Kirchenkreis Dortmund der zweitgrößte in der Evangelischen Landeskirchen von Westfalen.

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Am Ende stimmte die breite Mehrheit für den Beschlussvorschlag aus der Machbarkeitsstudie, allerdings gab es sechs Enthaltungen und fünf Neinstimmen. Bis zum März muss das anders werden, wie sowohl Stefan Berk als auch Ulrich Möller von der Landeskirche erläuterten. Wenn keine einmütige Entscheidung aller Gemeinden getroffen werde, dann gehe das Thema an die Landessynode.

Vor diesem Hintergrund appellierte auch Kerstin Grünert an alle Diskutanten am Konsens zu arbeiten: „Ich möchte nicht, dass die Zukunft meines Kirchenkreises in Bielefeld auf der Landessynode entschieden wird.“