Siegen. Der erste Bauabschnitt zur Sanierung der Siegener Martinikirche ist fast abgeschlossen – und illustriert, wie das Gebäude künftig aussehen wird.
Ein großer Teil von Siegens ältestem Gebäude sieht wieder aus wie neu. Der erste Bauabschnitt zur Sanierung der Martinikirche ist im Wesentlichen abgeschlossen, in den kommenden Wochen folgen noch Restarbeiten. Wie es dann weitergeht, hängt auch von den Fortschritten bei der Spenden- und Sponsoren-Akquise ab, sagt Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng: „Da müssen wir noch Klinken putzen.“
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Südliche Seite der Siegener Martinikirche
Jeden Stein auf der der Grabenstraße zugewandten Fassadenseite haben die Fachleute der auf historische Bauwerke spezialisierten Firma Denkmalplan aus dem thüringischen Körner in Augenschein genommen. Die Bruchsteine, nach der Zerstörung der Martinikirche 1944 vor der bis zu 1,20 Meter dicken Innenmauer angebracht, wurden im Laufe der Jahrzehnte oft brüchig, die Fugen bröckelten teilweise heraus, Wasser drang ins Mauerwerk ein, so dass schließlich vor einigen Jahren der Sanierungsbedarf festgestellt wurde. Einige der Steine ließen sich wiederverwenden, wie der betreuende Architekt Norbert Sonntag vom Siegener Büro Sonntag + Partner, erläutert – wenn auch teilweise an anderen als ihren ursprünglichen Stellen. Rund 3000 Steine mussten aber komplett ausgetauscht werden. Im Herbst soll der erste Bauabschnitt fertig sein.
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Technische Seite der Arbeiten an der Martinikirche Siegen
Zunächst wurden der alte Fugenmörtel herausgekratzt und die Steine gesetzt, dann in einem so genannten Trockenspritzverfahren mit einer Spezialmaschine neue Fugen eingebracht – mit drei Bar Druck, damit nirgends Hohlräume entstehen. Per Hand kratzten die Experten dann die Steinoberflächen wieder frei. „Der Stein soll sichtbar bleiben“, betont Norbert Sonntag. „Es ist nicht gewünscht, dass wir alles zumörteln.“ Tatsächlich war die Martinikirche bis Anfang des 20. Jahrhunderts verputzt; nun aber sei das Ziel, die seit Jahrzehnten bekannte Bruchsteinoptik zu erhalten.
Martinikirche in Siegen gerät aus den Fugen
Die Fugen erfüllen noch eine ganz wichtige weitere Funktion, wie der Architekt erläutert. Da die verwendeten Steine unterschiedlich tief sind, ist die Fassade – auch wenn es aus der Entfernung nicht so erscheint – keine schnurgerade und ebene Fläche, sondern ist durchgehend von Höhenunterschieden geprägt. Diese muss das Fugenmaterial ausgleichen. Vor allem gilt es, Stufen und Vorsprünge zu vermeiden, auf denen sich Wasser sammeln kann. „Wenn Wasser irgendwo steht, findet es auch einen Weg ins Mauerwerk“, sagt Norbert Sonntag. Das soll unbedingt verhindert werden, denn was die Haltbarkeit der laufenden Maßnahmen betrifft „denken wir hier in Generationen“.
Finanzielle Seite
Die Gesamtkostenschätzung für die Sanierung der Martinikirche liegt bei rund 860.000 Euro. 320.000 Euro stellt der Bund zur Verfügung, weitere 150.000 Euro das Land Nordrhein-Westfalen. 25 Prozent der Gesamtkosten kommen aus dem Baufonds des Kirchenkreises Siegen.
Den Rest muss die Gemeinde aufbringen. Dafür gründete sich eigens ein Förderverein, der immer noch Mitglieder und Unterstützer sucht. Kontakt: verein-martini.de
Sanierung der Martinikirche Siegen: die optische Seite
Im Bereich des ersten Bauabschnitts ist bereits zu erkennen, wie die gesamte Martinikirche nach der Sanierung aussehen wird. Die Fugen werden etwas breiter sein, die Mauer insgesamt etwas weniger kleinteilig als bisher. Dennoch bleibt der Eindruck eines authentischen historischen Gebäudes. „Wir wollen die Patina, die auf den Steinen liegt, nicht wegnehmen“, unterstreicht der Architekt. Die Fassade wird zwar noch einmal gestrahlt, allerdings mit einem weichen Spezialgranulat – das schont Steine und Fugen. Um die historische Anmutung bestmöglich zu erhalten, haben die Fachleute von Denkmalplan – das Unternehmen war und ist auch an der Sanierung der Siegener Stadt- und Wehrmauern beteiligt – auch größte Sorgfalt bei der Platzierung der Steine walten lassen. Diese unterscheiden sich in Form, Farbe und Größe mitunter sehr voneinander, so dass das Einsetzen genau durchdacht sein musste, um den farblichen und strukturellen Charakter des Bauwerks zu bewahren.
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Andere Seiten des Projekts in Siegen
Zweiter Bauabschnitt wird auf jeden Fall die Portalseite. Geplant ist die Umsetzung für 2021. Ob danach noch zwei oder nur ein weiterer Bauabschnitt folgen, ist nicht abschließend geklärt. Das Gesamtprojekt ist extra in Teilschritte gegliedert, um auf Unwägbarkeiten reagieren zu können, wie sie insbesondere bei Maßnahmen an historischen Bauwerken auftreten können. Spätestens 2023 soll aber alles fertig sein.
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