Hilchenbach. In der letzten Ratssitzung vor der Kommunalwahl blickt der scheidende Bürgermeister Holger Menzel zurück – ohne Zorn.

Bürgermeister Holger Menzel hat sich am Mittwoch vom Hilchenbacher Rat verabschiedet. Es sei für ihn ein Geschenk gewesen, fünf Jahre Bürgermeister der Stadt Hilchenbach zu sein: „Vielen Dank dafür und machen Sie’s gut!“

Abschied

Holger Menzel nutzte die letzte Ratssitzung vor der Kommunalwahl für einen Rückblick auf alle Politikfelder – von der Wieder-Auszeichnung Hilchenbach als Luftkurort und der Sparkassenfusion über die Entwicklung des Einzelhandels und die Umsetzung des IKEK-Programms bis zur Erschließung der Rothenberger Gärten und den Straßensanierungen. „Es waren sehr spannende, sehr aufregendem aber auch sehr anstrengende Jahre“, sagte Holger Menzel, der noch bis Ende Oktober im Amt ist.

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Im März hatte er dem Rat erklärt, dass er für eine zweite Amtszeit nicht zur Verfügung stehe, und das unter anderen mit aus seiner Sicht unfairer Behandlung durch den Rat und „einseitiger Berichterstattung der lokalen Presse“ begründet. „Ich bereue nichts“, sagte Menzel im März und auch am Mittwoch wieder.

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Abschiedsworte

UWG-Fraktionschef Heinz Jürgen Völkel verabschiedete den „lieben Holger“ mit einem Rückblick: 2015 hätten ihn 63,17 Prozent der Hilchenbacher zum Bürgermeister gewählt, auf gemeinsamen Vorschlag von UWG, Grünen und FDP. Völkel machte keinen Hehl daraus, warum seine Fraktion sich von Menzel abgewendet und gemeinsam mit CDU und FDP Edelgard Blümel zur neuen Kandidatin nominiert hat. Erst jetzt sähen die Bürger Bautätigkeiten für den Kulturellen Marktplatz Dahlbruch, „die Politik hat deinen sichtbaren Einsatz für das P.rojekt vermisst.“ Und auch für die Reaktivierung der Industriebrache des Allenbacher Hammerwerks, die erst in diesem Jahr ganz oben auf die Tagesordnungen gekommen ist, hätte er mehr „sichtbaren Einsatz erwartet“, sagte Völkel, „wir bedauern, dass es so weit gekommen ist.“

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SPD-Fraktionschef Helmut Kaufmann erinnerte daran, dass SPD und CDU 2015 eigentlich mit einer „sicheren Mehrheit“ für den gemeinsamen Kandidaten Sven Wengenroth (heute Linke) gerechnet hätten. Nach der Niederlage habe die SPD dem neuen Bürgermeister faire und konstruktive Zusammenarbeit zugesagt. „Unsere gesamte Fraktion hat dieses Versprechen eingehalten“, sagte Kaufmann. „Das kann ich nur bestätigen“, erwiderte Holger Menzel.

Frosch mit Koffer

„Time to say goodbye“ hat Holger Menzel die Einladung zu seinem „Ausstand“ überschrieben, den er am Freitag, 9. Oktober, geben wird. „Zum Glück gehört die Veränderung. Dieser Erkenntnis folge ich nun.“

Dekoriert hat Holger Menzel die Einladung mit der Rückansicht eines grünen (!) Froschs, der einen Rollkoffer davonzieht.

CDU-Fraktionschef André Jung verzichtete auf den Blick zurück. „Es wird eine andere Zeit anbrechen“, sagte er, der neue Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin werde „vielleicht auch andere Akzente setzen in der Kommunikation mit dem Rat“. André Jung lenkte den Blick aus dem Ratssaal heraus, der in Corona-Zieten durch die Aula der Carl-Kraemer-Realschule ersetzt wird. „Man muss das Politische und Private auch schon mal trennen“, sagte Jung und verriet: „Unser Bürgermeister hat sehr viel Humor, es macht dann auch richtig viel Spaß.“ Der CDU-Fraktionschef verabschiedete Menzel mit einer Bitte: „Bleiben Sie Hilchenbach gewogen.“ „Natürlich“, antwortete der Müsener.

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Grünen-Fraktionschef Dr. Peter Neuhaus nahm für sich in Anspruch, „im Gegensatz zu vielen anderen hier im Saal mit offenem Visier“ gestritten zu haben. Er erinnerte an Menzels Vorgänger Hans-Peter Hasenstab und den Eindruck, den Menzel „im Kontrast zu Ihrem Amtsvorgänger“ mit einem freundlichen und zugewandten Wesen gemacht habe. „Ich hatte die Erwartung, dass wir ein gutes Tandem sind und Sie eine gewisse Leidenschaft für die Kommunalpolitik entwickeln“, sagte Dr. Neuhaus und erwähnte eine Zeit, „als wir noch miteinander sprechen konnten“: „Irgendwann ging es zwischen uns beiden schief.“ Der Grünen-Fraktionschef: „Ich möchte mich entschuldigen für alles, was ich Ihnen zugemutet habe.“

FDP-Fraktionschef Ernst Heinrich Hofmann hielt die Abschiedsworte für verfrüht: „Es ist noch einiges zu tun.“ Hofmann wünschte alles Gute: „Man sieht sich.“

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