Siegen. Neben Bahnhof Weidenau und einer Kita in Geisweid erweitert die Kommunale Entwicklungsgesellschaft Siegen ihr Portfolio um ein Studierendenwohnheim am Lohgraben.

Mit dem ersten Studierendenwohnheim in kommunaler Hand betritt die KEG Neuland. Das hat Wolfgang Cavelius, Kämmerer der Stadt Siegen und Geschäftsführer der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft, beim Richtfest des Gebäudes am Lohgraben bekräftigt.

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Geld

200 Euro wird die Nettokaltmiete betragen. Die Zimmer sind möbliert und verfügen über eine Küchenzeile, Balkon, Fußbodenheizung und WLAN. Abgerechnet wird, wie beim Studierendenwerk Siegen, als All-inclusive-Miete. Das ist nicht nur für die Bewohner einfacher, sondern auch für die Hausverwaltung. Zielgruppe sind also im Grunde Studierende, die mit nichts als einem Rucksack am Bahnhof ankommen und sofort einziehen können.

Projektgesellschaft

Die Aufgaben der KEG sollen und werden laut Auftrag aus der Politik ausgeweitet werden – dafür ist das Studierendenwohnheim nur ein Beispiel.

Neben dem Kerngeschäft Parkraumbewirtschaftung und Wohnungsverwaltung baut die KEG einen neuen Kindergarten in Geisweid, erst kürzlich hat sie den Bahnhof Weidenau gekauft, um ihn einer multifunktionalen Nutzung zuzuführen.

Man verstehe sich – bei aller begrenzten Personalkapazität – als Projektgesellschaft, „die parat steht, wenn die Mutter – die Stadt Siegen – sie ruft“, sagt Wolfgang Cavelius.

1,9 Millionen Euro betragen die geschätzten Baukosten – die sich, anders als bei vielen anderen Bauvorhaben – mit der Zeit nicht weiter erhöht haben. 1,2 Millionen kommen an Fördermitteln von der NRW-Bank. Das Grundstück ist recht klein, trotzdem sind auf vier Ebenen 21 Apartments von je 23 m2 Größe untergebracht, es gibt einen Aufzug, breite Türen und bodengleiche Duschen für eine barrierearme Erreichbarkeit. Im Erdgeschoss wird eine Fahrradgarage zum Lohgraben hin eingerichtet, ein Gemeinschaftsraum und eine Terrasse auf der Rückseite sollen das Zusammenleben fördern.

Zeit

Trotz diverser Verzögerungen liegt das Wohnheim im Zeitplan. Die Stadt hatte das leerstehende Euterpe-Sängerheim auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise gekauft, um es als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Als dann die Zahlen sanken, kam die Idee auf, ein Studierendenwohnheim zu errichten.

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In der Straße Lohgraben gibt es bereits ein deutlich größeres Studierendenwohnheim in einem höherpreisigen Segment, die Lage in unmittelbarer Nähe zum Campus Unteres Schloss ist ein großer Vorteil. Zumal der Campus erweitert werden soll und Richtung Häutebachweg/Löhrtor näher an den Lohgraben heranrückt.

Ursprünglich sollte der erste Spatenstich 2018 gesetzt werden, auf dem Höhepunkt des Baubooms gab es Probleme, Unternehmen zu finden. Vor dem Abriss musste eine artenschutzrechtliche Kontrolle erfolgen, was den Beginn der eigentlichen Abrissarbeiten beeinträchtigte, ein alter Stollen in den Siegberg musste gesichert und denkmaltechnisch dokumentiert werden.

Im Frühjahr 2019 gingen die Arbeiten nach dem Abriss schließlich los – nur um direkt unterbrochen zu werden, weil eine Weltkriegsbombe auf dem Gelände gefunden wurde. Die Fördermittel bei der NRW-Bank zu beantragen kostete ebenfalls Zeit, war aber nötig, um günstige Mieten anbieten zu können.

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Die Fertigstellung soll im Mai 2020 erfolgen, nach gut einem Jahr Bauzeit. Wie Wolfgang Cavelius betont: Im Zeit- und Kostenplan, trotz aller Hürden, die es zu überwinden galt.

Umwelt

„Die KEG übernimmt eine gewisse städtebauliche Vorbildfunktion“, so Cavelius – denn das Energiekonzept ist durchaus bemerkenswert: Neben einer Luftwärmepumpe, die der Umgebungsluft Energie entzieht, die dann fürs Heizen genutzt wird, und einer Lüftungsanlage, die Wärmerückgewinnung ermöglicht, wird die Frontfassade begrünt. Gleiches gilt für das Flachdach, auf das eine Solaranlage montiert wird.

Beides trage zur Verbesserung des Mikroklimas bei und biete Insekten und Kleintieren Nahrung und Lebensraum. Die Idee, die Wärme des alten Stollens im Siegberg, der an das Gebäude angeschlossen ist und der zum Großteil begehbar bleibt, zu nutzen, ließ sich technisch nicht realisieren.

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