Siegen. Große Stadtumbauten kennt Siegen bereits – Neue Ufer, Rund um den Siegberg. Der Umzug der Uni Siegen ins Zentrum wird das in den Schatten stellen

Das Projekt „Uni (kommt) in die Stadt“ wird das Siegener Zentrum weit drastischer verändern als die millionenschweren Städtebauförderprogramme „Siegen zu Neuen Ufern“ und „Rund um den Siegberg“. Stadt und Uni Siegen haben am Freitag, 26. Juni, die Siegerentwürfe des Berliner Büros Machleidt für die Erweiterungen des Campus Unteres Schloss Nord (Friedrichstraße) und Süd (Häutebachweg) vorgestellt. Einen dreistelligen Millionenbetrag hat Kanzler Ulf Richter für den Kraftakt beantragt, den Großteil der Hochschule vom Haardter Berg ins Siegener Zentrum zu verlagern.

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Das Projekt „Uni (kommt) in die Stadt“ in Siegen

Die Siegener Innenstadt wird nicht wiederzuerkennen sein, wenn der Campus in einigen Jahren fertiggestellt ist. „So eine Maßnahme gab es in Siegen noch nicht“, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann nach der Jurysitzung. 13 Entwürfe waren eingegangen, vier wurden prämiert, darunter auch das Siegener Büro Christiane Loth. Machleidt habe die gestellte Aufgabe am besten gelöst, so Juryvorsitzender Prof. Andreas Fritzen (Köln).

„Haus der Künste“ statt Löhrtorbad, davor plätschert die freigelegte Weiß mit Treppenanlage.
„Haus der Künste“ statt Löhrtorbad, davor plätschert die freigelegte Weiß mit Treppenanlage. © Carsten Schmale/REpro Machleidt

Die Aufgabe hat es in sich: Städtebaulich und landschaftsplanerisch denken, dabei Grundrisse und Raumprogramme den Bedarfen der Uni gemäß unterbringen. Tausende Studierende sind auf dem Campus Mitte unterwegs, benötigen Flächen für Aufenthalt und Lernen, Dozenten brauchen Büros, erforderlich sind Bibliotheken, Hörsäle, Seminarräume, Wegeverbindungen. Gewaltige Raumvolumen werden im vergleichsweise kleinen Siegener Zentrum mit seiner durchaus komplizierten Topografie benötigt.

Der Siegerentwurf schaffe in herausragender Weise die Verbindung von öffentlichem Raum mit Universitätsgebäuden, so Fritzen. Er nehme Rücksicht auf Bestandsbauten und die Topografie, schaffe sinnvolle Wege und Anbindungen, bringe Qualität in die Innenstadt und sei gut umsetzbar.

Der Siegerentwurf für den Umzug der Uni in die Siegener Innenstadt

Teilcampus Nord: Vom Bahnhof werden Besucher in einen „inneren Anger“ an der Friedrichstraße geführt – ein weitläufiger Platz, umgeben von Hochschulgebäuden. Der Straßenverkehr wird an diesem Platz vorbeigeleitet. Von dort führt eine breite Treppe auf den an dieser Stelle recht steilen Siegberg, die hinter dem Bruchwerk-Theater auf die Siegbergstraße trifft und damit über den Platz am Dicken Turm die zentrale Verbindung zum Hauptcampus darstellt. Hier wird auch der barrierearme Zugang zum Hügel gewährleistet: Über eine Fuge im Gebäude, die in einem Aufzug mündet – ähnlich wie auf der anderen Siegberg-Seite durch die neue Mensa am Obergraben. „Ein jahrzehntealter Wunsch der Siegener“, sagt Bürgermeister Steffen Mues.

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Teilcampus Süd: Auch am Häutebachweg gruppieren sich die mehrgeschossigen Fakultätsgebäude um einen zentralen Platz. Wesentlich ist die Freilegung weiter Teile der hier verlaufenden Weiß, der man sich auch wieder nähern kann: „Dem Fluss wird deutlich mehr Raum gegeben“, sagt Fritzen, hier könne Landschaft wieder gestaltet werden, weil versiegelte Flächen in großem Umfang wieder offengelegt werden – als „Grüne Lunge“ gewissermaßen. Das biete auch die Chance, schattige Plätze mit großen Bäumen zu schaffen, die es im Zentrum sonst nur spärlich gibt.

Der Prozess für den Umzug der Uni ins Zentrum von Siegen

Auch die anderen Entwürfe hätten interessante Ansätze – etwa einen großen Hörsaal unter der Treppe auf den Siegberg. „Vielleicht schaffen wir es, diese Aspekte mit in die Realisierung zu bringen“, sagt Andreas Fritzen. Jetzt wird – wahrscheinlich – der Siegerentwurf als Masterplan verfeinert, „um unterzubringen, was wir unterbringen müssen“, sagt Kanzler Ulf Richter. Man werde auch bald damit beginnen, den Markt zu erkunden und Bauunternehmen ansprechen. Dann folgt die Aufstellung der Bebauungspläne.

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