Kreuztal. Bei der Beratungsstelle für Mädchen in Not arbeiten zwei Sozialpädagoginnen. Gäbe es mehr Geld und Personal, könnten sie mehr Kindern helfen.
Bedarf gäbe es genug. Die Beratungsstelle für Mädchen in Not ist die einzige dieser Art weit und breit; die nächsten vergleichbaren Angebote gibt es in Gießen und Köln. Die Mitarbeiterinnen betreuen auch Mädchen aus Nachbarkreisen – auch wenn die sich nicht an der Finanzierung beteiligen. Abgewiesen wird hier niemand. Wer Rat und Hilfe braucht, der bekommt sie. Aber die Sozialpädagoginnen könnten mehr Mädchen helfen – und inzwischen auch Jungs. Wenn sie mehr Personal hätten.
Kreuztal: Beratungsstelle für Mädchen in Not braucht mehr Personal
Finanziert wird die Beratungsstelle für Mädchen in Not vom Kreis Siegen-Wittgenstein und der Stadt Siegen sowie über Spenden. Mit Stadt und Kreis gibt es entsprechende Verträge, seither habe sich die Situation verbessert, aber „wir können uns nicht zurücklehnen“, sagt Michael Groß, Geschäftsführer des Vereins für Soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS), seit 2018 Träger der Beratungsstelle. VAKS hatte die Trägerschaft vom Verein Ifpake übernommen.
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Gäbe es mehr Personal, könnten sie auf mehr Fälle aufmerksam werden, sagt Sozialpädagogin Katharina Heinrich: Denn dann könne man auch mehr Prävention anbieten, mehr Kooperationen mit Schulen eingehen, mehr Beratung vor Ort anbieten. Etwa ein Viertel der Fälle entstehen durch Gespräche mit Kindern und Jugendlichen an den Schulen, schätzt Melissa Thor, stellvertretende Leiterin der Beratungsstelle. Aktuell unterhält die Beratungsstelle Kooperationen mit drei Schulen, die regelmäßig in Form von Mädchensprechstunden betreut werden. Für mehr reichen Geld und Personal nicht. Die insgesamt zwei Stellen plus Räumlichkeiten und Reinigungspersonal sind so gerade ausfinanziert.
Kreuztal: Sprechstunden bei Beratungsstelle für Mädchen in Not sind Türöffner
Solche Kindersprechstunden sind oft der Türöffner für die jungen Betroffenen, etwa ein Viertel aller Fälle, die die Beratungsstelle tatsächlich betreut, entstehen über diese Kontakte, sagt Melissa Thor (wir berichteten). Die Mädchen sprechen über alles mögliche, was sie belastet: Probleme zuhause, in der Schule, mit Freunden, Geschwistern. Und eben auch irgendwann über mögliche Missbräuche.
Wie man die Beratungsstelle erreicht
Die Beratungsstelle in Kreuztal, Moltkestraße 11, ist montags bis mittwochs von 9 bis 17 Uhr, donnerstags von 9 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Kontakt: 02732/4133.
Die Sprechzeiten in Siegen, Sandstraße 28, 1. Stock, sind jeden zweiten Dienstag im Monat von 14 bis 17 Uhr und jeden letzten Freitag im Monat von 9 bis 11 Uhr sowie nach Vereinbarung. Kontakt: 0271/77349726.
Die Beratung ist kostenlos, „Wir sind für Dich da! Du bist nicht allein, komm zu uns! Wir glauben Dir“, so der Appell Melissa Thors und Katharina Heinrichs an Mädchen. info@maedchen-in-not.de
Die Beratungsstelle ist auch bei Facebook und Instagram zu finden. Nach Vereinbarung können Mädchen auch per WhatsApp mit den beiden Sozialpädagoginnen schreiben. Infos und Kontakt auch auf www.maedchen-in-not.de.
Die Beratungsstelle bemüht sich um geschützte Räume und Situationen; es muss Vertrauen entstehen, damit Kinder von Gewalt und sexualisierter Gewalt erzählen. Von Seiten der Schulen gibt es reges Interesse an solchen Kooperationen – aber die Mittel der Beratungsstelle sind eben begrenzt.
Beratungsstelle: Opfer von sexuellem Missbrauch leiden oft ein Leben lang
Beratung kostet Zeit, auch langfristig. Ein sexueller Missbrauch ist nicht irgendwann aufgearbeitet und dann abgehakt. Betroffene leiden oft ein Leben lang unter den Folgen der Tat. Die Mitarbeiterinnen haben oft jahrelang Kontakt zu ihren Klientinnen.
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Dank Spenden konnte auch ein Beratungsangebot für Jungen etabliert werden: Ehrenamtliche Männer, die über den Träger VAKS eingestellt sind, sprechen in den Schulen mit Jungen über Sexualität und Missbrauch, über Grenzen, Nein sagen und auch ein Nein akzeptieren. Denn Jungen, sagt Melissa Thor, lernten nach wie vor oft, dass sie ihre Gefühle nicht zeigen dürften. Betroffenen einen Mann an die Seite zu stellen, könne dabei helfen, die Hemmschwelle herabzusetzen – auch, um von einem möglichen Missbrauch zu berichten.
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