Siegen-Wittgenstein. Ein EU-Life-Projekt könnte Lebensräume sichern: Die Biostation bemüht sich um 3,6 Millionen Euro Fördermittel.

Die Biologische Station Siegen-Wittgenstein will im Vogelschutzgebiet Burbach-Neunkirchen ein auf bis zu sechs Jahre angelegtes Life-Projekt der EU etablieren.

Das EU-Projekt: Vogelschutz in Burbach und Neunkirchen

Dr. Jasmin Mantilla Contreras, Leiterin der Biostation, stellte das Projekt „Siegerländer Kultur- und Naturlandschaften“ jetzt im Umweltausschuss des Kreistags vor. Mit sieben Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH) und 27 Naturschutzgebieten „ist das hier die schützenswerteste Region“. Der Weg zur Förderung durch die EU sei lang. „Wir haben das voriges Jahr schon versucht“, sagte Dr. Jasmin Mantilla Contreras. Vielleicht schaffe Siegen-Wittgenstein in diesem Jahr die erste Antragsstufe. „Es kann sein, dass wir beim Hauptantrag wieder nicht durchkommen, darauf sind wir gefasst.“

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Im Gespräch ist eine Fördersumme von 3,6 Millionen Euro, der Eigenanteil des Kreises Siegen-Wittgenstein wurde zuletzt auf 136.000 Euro beziffert. Ausschussvorsitzende Jutta Capito (CDU) begrüßte das Vorhaben: „Es ist gut, dass die Biologische Station sich nicht hat entmutigen lassen.“

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Für Braunkehlchen und Feuerfalter

Im einzelnen geht es um Lebensräume für Vogelarten wie das Braunkehlchen, den Rotmilan, den Grau-, Mittel- und Schwarzspecht sowie um den Feuer- und den Schneckenfalter. Dazu sollen Extensivgrünland und strukturreiche Wälder wiederhergestellt werden, indem Nadelwald für Offenland oder Laubwald beseitigt, Brachen und Auflichtungen erhalten werden. Das Braunkehlchen hat hier landesweit seine größte Population. Der blauschillernde Feuerfalter ist nur noch in zwei Gebieten, darunter im Buchhellertal, vertreten. Der Skabiosen-Schneckenfalter wurde seit 2015 nicht mehr gesehen. Der Grauspecht hat noch zwei, der Rotmilan zwei bis drei, der Schwarzspecht drei bis vier und der Mittelspecht 20 bis 30 Reviere. Mit Erlebnispfaden und Aussichtspunkten werden Besucher angesprochen, auch der Flächenerwerb und der Vertragsnaturschutz durch Landwirte werden gefördert.

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Der Naturpark: Plan zum Mitmachen

Der neue Naturpark Sauerland- Rothaargebirge hat einen Naturparkplan aufgestellt. „Wir wollen Menschen in der Region bewegen, im Naturpark mitzumachen“, sagte stellvertretender Naturpark-Geschäftsführer Georg Schmitz jetzt im Umweltausschuss. Das, so fand Ausschussvorsitzende Jutta Capito (CDU), sei auch nötig: „Der Naturpark ist einfach noch nicht in den Köpfen der Menschen angekommen.“

Schmitz stellte vier Bausteine vor: Der „junge Naturpark“ wird zum Beispiel durch Naturaktionstage mit Grundschulen, durch die Einrichtung von Natur- und Trekkingplätzen und durch Landschaftspflegeaktionen verwirklicht. Für den „blütenreichen Naturpark“ stehen „Vorbildlandschaften“ wie das Wetterbachtal bei Holzhausen. Als Beispiel für „Vor meiner Haustür – Naturpark kennen“ nannte Schmitz Präsentationen von landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf einem Bauernmarkt. Unter „Clever geleitet“ werden die Infrastruktur, zum Beispiel Wanderparkplätze, und das Besucherlenkungskonzept zusammengefasst.

Die Kosten

Für die Projekte des Naturparkplans veranschlagt der Naturpark einmalige Investitionen von etwa drei Millionen Euro und jährliche Investitionen bis zu 125.000 Euro.

Hinzu kommen laufende Kosten, die auf bis zu 165.000 Euro pro Jahr geschätzt werden; darin sind die Kosten für Infrastruktur und Besucherlenkung noch nicht enthalten.

Die Herausgabe eines Einkaufsführers und Gastronomieseminare standen 2019 auf den Programm, in diesem Jahr sollen ein Rezeptbuch und eine regionale Speisekarte mit „Naturparkteller“ erarbeitet werden. Im Kreis Siegen-Wittgenstein fanden Naturaktions- und Naturentdeckertage statt, auf der Trupbacher Heide („Naturpark-Juwel“) wurden die Heidebestände gepflegt und Raum für die Heidelerche geschaffen. In diesem Jahr werden der Wanderparkplatz Breitenbachtalsperre und der Lernpfad über dem Dreisbachtal nach Ruckersfeld erneuert. Ab Mitte August sollen wieder Naturparkführungen stattfinden. 16 Naturparkführer, davon sechs in Siegen-Wittgenstein, sind dafür einsatzbereit.

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Michael Gertz von der Naturschutzbehörde des Kreises berichtete über das „Starterprojekt“ im Naturschutzgebiet Littfelder Grubengelände: „Die Grasnelke erobert sich die Flächen zurück.“ Drei Teilflächen seien seit 2017 abgeschoben worden. Deutschlandweit gebe es nur drei Standorte für die Grasnelke. „Wir müssen die Flächen regelmäßig bearbeiten“ – denn eine Viehhaltung ist auf dem Schwermetallrasen naturgemäß nicht möglich.

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