Dahlbruch. In Hilchenbach rettet Peter Neuhaus Graffiti des Dahlbrucher Jugendtreffs vor dem Abrissbagger und will sie dem Kinder- und Jugendbüro übergeben

„Warum eigentlich immer ich“, fragt sich Peter Neuhaus am Samstagnachmittag in Hilchenbach, während er verzweifelt versucht, Strom für seine Heißluftpistole zu bekommen. Weil das Verlängerungskabel irgendwie nicht funktioniert. Wie es denn mit dem Sicherungskasten aussehe, möchte er von Jochen Manderbach wissen, der gerade mal aus dem Kino herübergekommen ist. Dann verschwinden beide in Richtung des Gebäudes.

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Eigentlich ist der Hilchenbacher Grünen-Politiker vor Ort, um etwas zu retten, von dem er glaubt, dass es bewahrt werden sollte. Die beiden Graffiti möchte Neuhaus erhalten, die den Eingangsbereich des Jugendtreffs zieren. Zumindest so lange noch, bis der Abrissbagger kommt. Die über der Tür sind ihm nicht so wichtig, was aber nicht an der teils grünen Farbe der ausgesuchten liege, versichert der Politiker, der „natürlich vorher mit der Verwaltung gesprochen“ und sich deren Einverständnis geholt hat.

Erinnerung an Feuerwehrgerätehaus in Dahlbruch

Erstmal habe er gar nicht gewusst, wie er überhaupt an die Aufgabe herangehen solle, dann aber erfreulicherweise festgestellt, „dass der Künstler nicht direkt auf der Wand gearbeitet hat“. Es ist eine Art Stoffbezug, der sich deutlich leichter von der Fläche ablösen lässt, als zunächst befürchtet. „Ich wollte schon einen Pizzaroller nehmen und alles in ganz kleine Stücke zerlegen, später wieder zusammensetzen“, sinniert Peter Neuhaus. Was nun aber ganz offensichtlich auch nicht nötig sei, weil die Bespannungen am Stück loskommen.

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Während Neuhaus mit seinem Bohrer hantiert und nach Strom sucht, erinnert sich Jochen Manderbach an jene Zeiten, als im jetzigen „No Limits“ noch die Feuerwehrfahrzeuge standen. Da habe es immer wieder Probleme gegeben, „wenn die Kinobesucher etwa bei ‚Spiel mir das Lied vom Tod’ die Ausfahrt zugeparkt hatten“, schmunzelt der Betreiber des Viktoria Kinos in Dahlbruch.

Graffiti soll Platz an neuem Standort in Hilchenbach finden

Nach dem Auszug der Blauröcke habe er mal gehofft, dort einen zweiten Kinosaal installieren zu können. Leider sei das nicht gelungen. Dafür kommt jetzt der Kulturelle Marktplatz, für den sich das „No Limits“ während der Bauzeit in einen „Underground“ verwandelt und sich in den Keller der evangelischen Kirche verzogen hat.

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Das Kino erhält seinen zweiten Saal, der Jugendtreff kehrt in das dann neu errichtete Haus der Alltagskultur zurück. „Da müssen sie demnächst mit Filzpantoffeln über den neuen Teppich schleichen“, fürchtet Peter Neuhaus und trauert der „Rustikalität“ der Vergangenheit hinterher, „dem versifften Boden“ und allen anderen Feinheiten an der Noch-Lokalität. Und wenn die Graffitis dann gerettet sind? „Dann werden sie auf Holz gezogen“, sagt der „Grüne“ und will sie in dieser Form dem Kinder- und Jugendbüro überreichen. In der Hoffnung, dass die beiden Kunstwerke in irgendeiner Form einen Platz am neuen Standort finden können.

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