Hilchenbach. Im Rahmen des Kulturellen Marktplatzes wird das Gebäude am Bernhard-Weiss-Platz in Hilchenbach abgerissen. Das Jugendcafé muss deshalb umziehen
„Es ist schon viel passiert, auch wenn es nicht so aussieht“, beschreibt Heike Kühn die Lage im Keller der ehemaligen evangelischen Kirche in Dahlbruch. Hier soll schon in wenigen Wochen das Dahlbrucher Jugendcafé der Stadt Hilchenbach sein neues Zuhause finden – übergangsweise, bis die Umbauten des Gebäudes am Bernhard-Weiss-Platz im Rahmen des Kulturellen Marktplatzes abgeschlossen sind.
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Der Grund
Es sieht tatsächlich nicht so aus, als sei in dem alten Kellerraum schon viel getan worden. Er ist noch fast komplett leer, nur eine Theke gibt dem Zimmer ein wenig Struktur und lässt erahnen, dass hier einmal ein Jugendzentrum entstehen könnte. Heike Kühn und Fabian „Joe“ Dicke leiten das Jugendcafé. Während sie durch den Keller gehen und vom anstehenden Umzug berichten, tauschen sie immer wieder spontan Ideen aus, wie sie die Räume gestalten können und wo die verschiedenen Möbel aus dem alten Jugendcafé Platz finden können. Wenn sie davon reden, ist deutlich zu spüren, wie sehr ihnen das Projekt am Herzen liegt.
Das Jugendcafé „No Limits“ am Bernhard-Weiss-Platz ist aktuell noch in Betrieb. Dass der Abriss des Gebäudes und der vorübergehende Umzug irgendwann anstehen würde, wissen Kühn und Dicke schon seit 2013. Im Rahmen der Regionale bewarb sich die Stadt Hilchenbach um eine Förderung und war damit auch erfolgreich. In der Folge entstanden die Pläne für den Kulturellen Marktplatz und damit für den Neubau des Gebäudes, in dem das „No Limits“ untergebracht ist.
Die Suche
Während sich verschiedene Architekten mit Entwürfen bewarben und weitere Mittel gesucht wurden, vergingen noch einige Jahre. Vor etwa zwei Jahren nahm das Projekt jedoch Fahrt auf und das Team des Jugendcafés musste sich intensiv damit beschäftigen, wo es eine neue Bleibe findet. Ursprünglich sollte der Abriss sogar schon 2019 stattfinden und im Dezember 2018 gab es eine Abrissparty im „No Limits“.
Die Suche nach einer neuen Unterkunft dauerte fast ein Jahr, doch mit dem Keller der ehemaligen evangelischen Kirche wurde schließlich eine fast optimale Lösung gefunden. „Wir wollen unser Angebot nicht einschränken während der Übergangszeit“, sagt Heike Kühn. „Die Voraussetzungen sind gut“, erklärt Fabian Dicke. Obwohl nur etwa die Hälfte der Fläche des alten Cafés zur Verfügung stünde, sei das ganze Team sofort für den Kirchenkeller gewesen. Er erfüllt wichtige Voraussetzungen: Es gibt mehrere Räume für Gruppen, ein Tagungszimmer – und die Theke, die schon früher von Jugendgruppen genutzt wurde und hinter der auch die Küche Platz finden kann.
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Die Gemeinde wollte das entweihte Kirchengebäude eigentlich verkaufen, doch ein möglicher Investor sprang ab. Zum Glück – aus Sicht des Jugendcafé-Teams, das hofft, nun auch bis zur Neueröffnung an alter Wirkungsstätte im Keller bleiben zu können. Sicher ist das keineswegs, denn grundsätzlich ist die Gemeinde weiterhin am Verkauf interessiert und im Mietvertrag gibt es eine Klausel, die in diesem Fall eine Kündigung erlaubt. Doch Kühn ist guter Dinge, auch weil das Presbyterium in den Verhandlungen sein Wohlwollen gegenüber dem Jugendcafé bewiesen hat.
Der Umzug
Möglichst viele Arbeiten will das Team alleine stemmen und möchte dabei auch die Jugendlichen mit einbeziehen. „Das ist der Geist der Jugendpflege“, sagt Fabian Dicke, „ wir spielen nicht die Alleinunterhalter, wir wirken Projekte gemeinsam mit den Jugendlichen, und dazu zählt auch der Umzug.“ Neues Licht hat der Keller schon bekommen, außerdem wurde im großen Stil entrümpelt.
Jugendcafé Hilchenbach
Die Öffnungszeiten sollen unverändert bleiben. Ein „Offener Treff“ findet mittwochs, donnerstags und sonntags von 15 bis 19 Uhr statt. Sozialpädagogische Gruppenarbeit findet montags und donnerstags von 15.15 bis 17.30 Uhr statt.
Weitere Informationen gibt es bei Heike Kühn unter 02733/288-124 oder unter
In der kommenden Woche hat die Stadt eine Firma bestellt, die alles gründlich reinigt. Danach kann das Team des Jugendcafés endlich kreativ arbeiten. „Der Keller könnte einen jugendfreundlicheren Anstrich vertragen“, findet Heike Kühn, „mehr Farbe“ und „mehr Atmosphäre“ möchte sie hineinbekommen. Sie stellt sich eine Aktion zusammen mit den Kids vor, um diese Ideen zu verwirklichen.
Für den 10. Februar ist dann der große Umzug geplant, dann kommen die Wagen des Bauhofs und bringen die schweren Möbel, zum Beispiel den Billardtisch, vom Bernhard-Weiß-Platz zur Hochstraße. Bis dahin bleibt das „No Limits“ noch geöffnet, auch wenn vorher schon einige Arbeiten stattfinden, wie der Abbau der Küche. „Das sollen die Kinder ruhig hautnah miterleben“, erklärt Kühn. Für den Umzug ist dann etwa eine einwöchige Schließung geplant, bis das Jugendcafé an neuer Stelle öffnet – dann auch unter neuem Namen. „Underground“ soll es während der Zeit im Kirchkeller heißen, in Anlehnung an den ursprünglichen Namen des anderen Hilchenbacher Jugendcafés „Next Generation“, unter dem dieses einst im Keller einer Hilchenbacher Schule entstand.
„Wir hoffen, dass wir durch den Umzug keinen verlieren“, erklärt Kühn. Viele Besucher kamen direkt aus den Häusern am Bernhard-Weiss-Platz, der 400 Meter von dem Kirchkeller entfernt liegt. „Da mache ich mir keine Sorgen“, sagt Dicke. „Das Interesse ist da, viele fragen schon nach.“ Wann die Arbeiten im Rahmen des Kulturellen Marktplatzes abgeschlossen sein werden und das Jugendcafé dort wieder öffnen kann – und auch ob es dort dann gleich gute Bedingungen vorfindet – ist derzeit noch vollkommen offen. Doch Kühn und Dicke schauen optimistisch in die Zukunft. Und eines haben sie schon in den vergangenen Jahren gelernt: „Zeit ist relativ“.
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