Dahlbruch. Nach der Außerdienststellung der Kirche hat die Gemeinde nun im Gemeindesaal einen Raum für Gottesdienste eingerichtet – mit Kirchenfenster.

Seit dem 3. Januar 2016 ist die Dahlbrucher Kirche keine Kirche mehr, die evangelische Kirchengemeinde Müsen-Dahlbruch will die Immobilie loswerden. Gottesdienste fanden seitdem im benachbarten Gemeindezentrum statt. Dort hat die Gemeinde jetzt rund 80.000 Euro investiert – und ein Stück Kirche zurückgeholt.

Das Gemeindezentrum: Sogar mit neuer Orgel

Der ehemals dunkle Saal ist nun hell, eine schräge Wand wurde neu eingezogen und mit einem bunten, aus der Kirche entnommenen Fenster versehen. Kreuze schmücken die Wand, und eine richtige Orgel steht neben dem als Altar dienenden Tisch – die 10.000-Euro-Spende eines Gemeindeglieds machte die Anschaffung möglich, nachdem die Kirchenorgel bereits nach Elisabethfehn in Niedersachsen verkauft wurde. „Ich finde das hier ganz toll“, freut sich die neu gewählte Presbyterin Brigitte Gehrke. Auch ausgeräumt werden kann bei Bedarf, der mit Beamer ausgestattete Raum ist multifunktional.

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Ab Juli sollen hier wieder alle 14 Tage Gottesdienste stattfinden, außerdem die monatliche „Winterkirche“ am Sonntagabend um 18 Uhr, die abwechselnd in Müsen und Dahlbruch stattfindet. Unter Coronaschutzbedingungen werden dann alle Trennwände zu den Nachbarräumen geöffnet werden müssen, um 25 Besuchern die Teilnahme zu ermöglichen.

Seniorenclub, Frauenhilfe, Krabbelgruppe und all die anderen Gruppen der Gemeinde dürfen hier derzeit ohnehin nicht zusammenkommen. Und auch der Dahlbrucher Männerchor und die Chöre des TuS, die während des Neubaus am Kulturellen Marktplatz heimatlos geworden sind, können derzeit von ihrem Gastrecht nicht Gebrauch machen. Für die neun Familien der „Schulis“, die jetzt den Kindergarten verlassen, hofft Pfarrer Andreas Weiß auf gutes Wetter: Sie sollen in einem Open-Air-Gottesdienst verabschiedet werden.

Das Gebäudekonzept: Dahlbrucher Kirche steht zum Verkauf

Die Gemeinde wird kleiner. Seit Hans-Jürgen Uebach wieder ganz in Hilchenbach eingesetzt ist, ist Andreas Weiß der einzige Pfarrer für Dahlbruch und Müsen. Das Gebäudekonzept wurde angepasst:Im Dienst bleiben die Müsener Kirche von 1627 und das Dahlbrucher Gemeindezentrum, das 1978 eröffnet wurde und an das ein Kindergarten angegliedert ist.

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Im Keller der Dahlbrucher Kirche ist zurzeit der städtische Jugendtreff„Underground“ zu Hause; das „No Limits“ wird mit dem Kulturellen Marktplatz neu gebaut. „Wir hatten die Kirche beinahe schon verkauft“, erinnert Pfarrer Weiß – da stand auf einmal das Baurecht der Nutzung durch ein Architekturbüro entgegen. „Wir haben auch über ein Kolumbarium nachgedacht“, berichtet Andreas Weiß.

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„Ideal wäre etwas Kirchliches“, sagt Presbyter Friedrich-Wilhelm Kunze. Oder eine kulturelle Nutzung, für die dann ebenfalls ein Trägerverein gefunden werden müsste: „Wir haben in Dahlbruch ja noch kein Bürgerhaus.“ Die Gemeinde hätte ihre erst 1954 eröffnete Kirche aber auch behalten und das Gemeindezentrum dem Kindergarten überlassen können, findet Kunze. Aber das ist nun vorbei.

Für das Gemeindezentrum in Müsen gebe es drei Interessenten, sagt Pfarrer Andreas Weiß. Möglicherweise gelinge der Verkauf noch in diesem Jahr. „Das wäre ideal für eine dritte Kindergartengruppe.“ Der Kindergartenträger,die beim Kirchenkreis angesiedelten EKiKS, sah das bisher nicht so.

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Die Zukunft: Blick nach Hilchenbach

Andreas Weiß möchte gern „nach vorn schauen“, über Inhalte und die zukünftige Gemeindearbeit sprechen und auch nicht mehr lange über Corona und das abgesagte Konfi-Camp trauern, das die beteiligten Gemeinden nun durch ein Konfi-Camp „@home“ ersetzen. Mit dem „Ende der Umstrukturierung“ könne die 3000 evangelische Christen zählende Gemeinde nun ein neues Kapitel aufschlagen. „Wir sind gut aufgestellt, die Gottesdienste können in schönem Rahmen gefeiert werden.“

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Die nächste Veränderung zeichnet sich allerdings schon am Horizont ab: Der Kirchenkreis forciert die Zusammenarbeit von Nachbargemeinden. Das geschieht nun zwar nicht mehr in der das ganze nördliche Siegerland umfassenden Region 7, sondern in der Region 7 b, zu der Müsen-Dahlbruch und Hilchenbach gehören. Und in Hilchenbach gehen in absehbarer Zeit beide Pfarrer in Pension.

„Es stellt sich die Frage, wo die Kirche hingehört“, sagt Presbyter Ulrich Bensberg und gibt die Antwort gleich dazu: „Die Kirche gehört ins Dorf.“ Die in Müsen seit 1627, die in Hilchenbach seit 1846. Allerdings ist die Müsener Kirche 1893 abgebrannt. Die anstehende Sanierung der Müsener Kirchenmauer ist nichts gegen das Ringen, das hier noch einsetzen wird.

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