Freudenberg. Der Antrag der Initiative „Ischeroth erhalten“ gegen ein Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord wird im Rat Freudenberg mehrheitlich abgelehnt.
Der Rat hält weiter an den Plänen für das Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord fest. Mit 19 Ja-Stimmen, acht Gegenstimmen und drei Enthaltungen folgte die Mehrheit dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, eine Bürgeranregung abzulehnen, in der der Stopp der Planungen gefordert wird.
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Der Antrag der Initiative „Ischeroth erhalten“
Die Initiative „Ischeroth erhalten“ hatte in einem Bürgerantrag den Rat dazu aufgefordert, von „der Umsetzung der Planungen für ein Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord Abstand zu nehmen.“ Als Gründe werden im Antrag zunächst die Überdimensionierung, der Eingriff in Landschaft und Natur, die zu erwartenden Immissionen und vielfältige negative Einflüsse genannt. Deshalb finde der Plan nicht die Akzeptanz der Bevölkerung.
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Die Wohnqualität der Stadt habe ein hohes Gewicht, was sich unter anderem durch den überdurchschnittlichen Wert beim Einzelhandelsumsatz zeige. Nach jüngsten Zahlen der IHK liege Freudenberg hinter Siegen und Olpe an vorderster Stelle. Die Umsetzung des Gewerbegebiets sei kontraproduktiv für eine positive Stadtentwicklung.
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Die Stimmen der Freudenberger Politik
„Wir reden über ein durchaus wichtiges Thema, das die Zukunft von Freudenberg beeinflussen wird“, sagte Christoph Reifenberger (CDU). Es ginge um Arbeitsplätze auf der einen und die Erhaltung der Schöpfung auf der anderen Seite. Schwarz-Weiß-Denken sei hier – wie in den meisten Fällen – nicht möglich. Eine Fixierung auf den Ischeroth finde in der CDU nicht statt, sagte Reifenberger und warf der Verwaltung vor, mögliche Alternativen zu schnell verworfen zu haben. Gleichzeitig sei die Faktenlage nicht ausreichend für eine Entscheidung, deshalb wolle er sich enthalten.
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Eine andere Meinung vertrat seine Fraktionskollegin Kornelia Busch-Pfaffe. „Wann sollen denn die Menschen Gewissheit haben?“, fragte sie. Jahrzehntelang beschäftige das Thema bereits den Rat – ergebnislos. Deshalb habe sie Verständnis für den Antrag und wolle ihn unterstützen. Parteikollege Wolfgang Samol pflichtete ihr bei und lobte die Antragssteller. „Ich bin stolz, dass wir eine solche Bürgerinitiative haben – macht weiter so.“
Organisierter Protest
Außer der Initiative „Ischeroth erhalten“ gibt es seit Anfang 2019 mit dem Verein „Augen auf“ in Büschergrund eine zweite Interessenvertretung, die sich für den Erhalt des Gebiets einsetzt.
Eigentümer der Flächen sind die Waldgenossenschaften, die bisher keine Bereitschaft zum Verkauf an die Stadt zeigten.
Wünsche der Bürger nicht aus den Augen verlieren
Auch Arno Krämer (SPD) lobte, dass die Bürger die Entwicklung kritisch begleiteten. Die Initiative habe auch schon einiges erreicht, so könne das Gebiet kleiner werden, als ursprünglich geplant. Den Antrag müsse er aber ablehnen, damit die Planungen ergebnisoffen weitergehen könnten.
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Christiane Berlin (Grüne) sagte, dass keine Arbeitsplätze entstünden, wenn vorhandene Firmen nur auf größere Flächen umzögen. „Die Menschen werden nur durch Maschinen ersetzt.“ Freudenberg benötige das Gewerbegebiet gar nicht. Sie schlug vor, sich nach all der Zeit eine Pause zu nehmen, um die Sache neu zu überdenken. Sie forderte „die Wünsche der Bürger, die nah dran sind“, nicht aus den Augen zu verlieren.
Bürgermeisterin Nicole Reschke stellte klar, dass die Verwaltung den Rat und die Öffentlichkeit immer auf den jeweils aktuellsten Stand gebracht habe. „Die Bürgermeisterin kann und will keinen Alleingang fahren.“
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