So wird der Betrieb in Hallenbad und Trampolinhalle Netphen aussehen – und darum bleibt das Freibad dicht.

Netphen Bürgermeister Paul Wagener spricht von einem „Sieg der Vernunft und der Verantwortung“. Nachdem die Gesellschafterversammlung der städtischen Freizeitpark Obernautal GmbH (FON) am Donnerstag endgültig beschlossen hat, das Freibad in Netphen in diesem Sommer nicht zu öffnen, haben Stadt und FON am Freitag Gründe genannt.

Warum bleibt das Freibad zu?

„Wir können Gesundheit und Sicherheit der Badegäste und des Personals nicht gewährleisten“, stellt Bürgermeister Wagener fest. Auf den Liegewiesen seien die Mindestabstände nicht zu überwachen, in den verwinkelten Zugängen seien sie nicht einzuhalten, die Verbindung zum Hallenbad könne nicht getrennt werden. Ins Freibad eingelassen werden dürften 200 Gäste, gleichzeitig in den Becken aufhalten dürften sich aber nur 66. „Da bloß an die Vernunft der Badegäste zu appellieren, ist ein bisschen schwierig“, sagt FON-Geschäftsführer Raik Richter. Abgesehen davon: Rein technisch wäre das Freibadbecken erst Mitte August, nach einer Fliesenreparatur, betriebsbereit zu machen.

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Warum geht das im Hallenbad einfacher?

Dort sollen sich die 80 zugelassenen Gäste ausschließlich zum Schwimmen aufhalten, alle Verweilmöglichkeiten werden entfernt, der Zugang wird limitiert. Angst vor virengeschwängerter Raumluft müssen die Gäste nicht haben, versichert Raik Richter: Die Frischluftzufuhr läuft ständig, Abluft wird abgesaugt und gefiltert.

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Was mit mit der diskutierten Öffnung der Freibad-Liegewiese?

Die bleibt gesperrt. Für Frei- und Hallenbäder gelten unterschiedliche Schutzkonzepte, erklärt Raik Richter. Die Verbindung beider Anlagen, sonst als Vorteil beworben, „ist jetzt unser Handicap“.

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Bürgermeister Paul Wagener, FON-Geschäftsführer Raik Richter und Kämmerer Hans-Georg Rosemann (von links): „Sieg der Vernunft“.
Bürgermeister Paul Wagener, FON-Geschäftsführer Raik Richter und Kämmerer Hans-Georg Rosemann (von links): „Sieg der Vernunft“. © WP | Steffen Schwab

Was sind die Bedingungen fürs Hallenbad?

Eröffnet wird am Montag, 8. Juni. Die Öffnungszeiten werden reduziert: montags bis freitags von 10 bis 12 und 14 bis 18, dienstags und freitags auch bis 20 Uhr, an Wochenenden von 10 bis 16 Uhr. Die Aufenthaltszeit beträgt zwei, für Familien am Wochenende drei Stunden. Es gibt keine Tageskarten, sondern nur Zwei-Stunden-Tickets – und die zum auf die Hälfte reduzierten Preis. Es gibt keine Sauna und kein Dampfbad, Sprungturm, Planschbecken und Rutsche bleiben gesperrt.

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Warum so eingeschränkt?

Zum einen wird Zeit gebraucht, um die Anlage immer wieder zu reinigen und zu desinfizieren. Zum anderen muss mehr Personal gleichzeitig eingesetzt werden – auch der Kassenautomat kann jetzt nicht genutzt werden, weil beim Einlass Adressen notiert werden müssen. „Wir arbeiten mit äußerster Motivation“, versichert Raik Richter. Alle Kurzarbeiter kommen zurück. Und die Minijobber, die auch als Badeaufsicht eingesetzt waren? „Wir hoffen, dass sie wieder zur Verfügung stehen.“

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Was ist mit den übrigen Einrichtungen im N-Flow-Freizeitpark?

Physio Aktiv und Fitnessstudio sind schon wieder geöffnet. Ab 8. Juni werden wieder erste Fitnesskurse angeboten, ab 9. Juni ist auch die Trampolinhalle wieder offen. Dort wird die Besucherzahl auf 25 je Sprungstunde begrenz. Die Sprungzeiten werden auf zwei, am Wochenende drei Mal anderthalb Stunden pro Tag begrenzt, montags ist zu.

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Wie sieht das mit den Finanzen aus?

Im gesamten Freizeitpark sind eine Million Euro Einnahmen weggebrochen, die Kosten wurden durch den Stillstand aber nur um 250.000 Euro verringert. Das Jahresdefizit verdoppelt sich auf 1,5 Millionen Euro. Eigentlich, so Kämmerer Hans-Georg Rosemann, „rechnet sich die Öffnung nicht“. Raik Richter bestätigt: „In einigen Teilbereichen entstehen mehr Kosten, als wenn man sie geschlossen ließe.“ Bürgermeister Paul Wagener erneuert die Forderung an den Staat nach dem finanziellen Rettungsschirm: „Es kann nicht sein, dass Kommunen bestraft werden, die solche Einrichtungen vorhalten.“

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Warum klappt das in anderen Kommunen alles besser?

Tut es gar nicht, widerspricht Bürgermeister Paul Wagener. „Andere Gemeinden haben keine kombinierten Bäder“, stellt er fest. Und auch sonst: „Wir sind viel besser aufgestellt.“ Netphen biete den Pump Trail auf dem Heckersberg, den Bühlgarten in Deuz, das Deuzer Naturerlebnisbad, den Spielpark an der Wasserburg Hainchen und demnächst auch den neuen Bewegungspark im Freizeitpark Netphen. „Wir versuchen für Kinder und Familien einen Ausgleich zu schaffen“, verspricht Wagener. Auch dem FON-Gesellschaftern sei die Entscheidung gegen das Freibad„unheimlich schwer gefallen".

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