Netphen. Auch die letzte Gelegenheit, an Geld vom Land für die Eishalle zu kommen, kann die Stadt Netphen nicht erfolgreich nutzen.

Das Ende der Eishallen-Träume kommt auf ganz leisen Sohlen: durch Nichterwähnung. Im Städtebauförderungsprogramm des Landes für 2020, in dem auch die Zuschüsse für Investitionen zur „Sozialen Integration im Quartier“ erscheinen, kommt die Stadt Netphen nicht vor.

Den 90-Prozent-Zuschuss für das mit 3,5 Millionen Euro veranschlagte „Beach & Ice 57“ kommt nicht. Damit zieht der zweite Teil des Beschlusses, den der Rat im September 2019 gefasst hat: Sollte es auch mit diesem Antrag nichts werden, müsse die Verwaltung ab Mitte 2020 den Abbruch der Eishalle einleiten.

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Heute: Keine Chance auf Geld vom Land

Bürgermeister Paul Wagener, der lange Zeit für verschiedene Konzepte geworben hatte, den Eissport in Netphen weiterzuführen, sieht das genau so: „Die Zeit ist vorbei.“ Eissportler hätten sich seit der Schließung der Anlage im Frühjahr 2017 zu auswärtigen Anlagen orientiert, der Ruf nach dem Angebot in Netphen sei „nur noch Nostalgie“.

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Zuletzt ging es gar nicht mehr um den Neubau einer geschlossenen Eishalle, sondern nur noch um Ersatz für das schadhafte Membrandach. „Beach & Ice 57“ hieß das Konzept für eine Ganzjahresnutzung, dessen Verwirklichung 3,5 Millionen Euro gekostet hätte. Für den Eigenanteil der Stadt von 350.000 Euro hätte er sich die Beteiligung weiterer Finanziers gewünscht, sagt Wagener. Er habe aber „kein ernsthaftes Interesse an der Schaffung von Voraussetzungen“ gesehen.

Der Anfang vom Ende: Eine Insolvenz und viele Ideen

2009 hatte die Stadt erstmals Pacht für die Anlage verlangt, um damit das letzte neue Dach zu finanzieren. Die Sportpark Siegerland GmbH geriet in Rückstände, eine Mehrheit im Rat wurde ungeduldig. 2017 schließlich geht die GmbH in Insolvenz – sie hätte nun auch noch eine neue Eismaschine bezahlen müssen, und das mit Blick auf die erlöschende Betriebserlaubnis für das Dach. Im Frühjahr 2018 gibt der Insolvenzverwalter den Schlüssel vorzeitig an die Stadt zurück.

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Spätestens 2017 begann die politische Diskussion über die Zukunft: Das Spektrum reichte zunächst vom Komplettabriss und der anschließenden Ausweisung von Bauplätzen bis zum Neubau eines rund sieben Millionen Euro teuren Freizeit- und Erlebnisparks mit dem klingenden Titel „FunUp!“.

Zuerst trennten sich die Gedanken von der Eishalle, man konzentrierte sich auf den anderen Bereich des Freizeitparks, der schließlich mit einer Investition von 2,1 Millionen Euro in eine Trampolinhalle verwandelt wurde. Angegliedert blieben Fitnessstudio und Soccerhalle.

Danach versuchte die Stadt, an Geld für die Eishalle zu kommen, für die die Baukosten nun auf über sieben Millionen Euro geschätzt wurden. Die Stadt bemühte sich um Mittel aus dem Förderprogramm „Soziale Integration im Quartier“. Im ersten Anlauf gibt es die 90 Prozent – nicht für die Halle, sondern für den ebenfalls beantragten, nun hinter der Trampolinarena entstehenden Bewegungspark, Kosten: eine Million Euro.

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Für den zweiten Anlauf, nun mit dem abgespeckten Beach & Ice 57, wirbt die Stadt bei Kommunalministerin Ina Scharrenbach persönlich. Doch die macht den Netphenern schon bei ihrem Besuch in der Eishalle im Februar wenig Hoffnung. Im März können die Netphener im neuen Städtebauförderungsprogramm der Ministerin nur noch blättern. Burbach, Freudenberg, Hilchenbach, Kreuztal und Siegen bekommen Geld – Netphen ist nicht dabei.

GMF, SPS, FON

1978 wird der Freizeitpark eröffnet, ein Jahr nach dem Freizeitbad. Das Eisstadion geht zunächst ohne Dach in Betrieb.

2004 formieren sich Freunde des Eissports. Ihre „Sportpark Siegerland GmbH“ wird Pächter der Anlage, nachdem die Hettlage-Tochter GMF sich aus Netphen verabschiedet hatte.

2018, nach der Insolvenz von SPS, übergibt die Stadt die Anlage an ihre Freizeitpark Obernautal GmbH (FON).

Morgen: Ohne Konzept wird der Abbruch teuer

Auch der Abriss kostet Geld, rund 350.000 Euro. „Wir brauchen ein Nachnutzungskonzept“, sagt Bürgermeister Wagener, „das werden wir im Sommer angehen.“ Ohne Konzept wäre der Abbruch keine Investition, der Betrag würde sofort das Jahresdefizit erhöhen. Was drin steht im Konzept? Fachbereichsleiter Bernd Wiezorek hat den Auftrag. Der hatte immer noch einen Wohnmobilplatz auf seiner Vorschlagsliste. Umsonst gibt es den auch nicht. Andererseits: Die Turnhalle am Gymnasium hat 14 Jahre auf den Bagger gewartet.

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