Siegen. Forscher der Uni Siegen befürchten, dass sich die Corona-Pause in den Kitas negativ auf angehende Grundschülerinnen und Grundschüler auswirkt
Wissenschaftler der Universität Siegen begleiten Kinder beim Übergang von der Kita in die Grundschule. Sie befürchten, dass die Corona-Zwangspause gerade bei sozial benachteiligten Kindern deutliche Spuren hinterlässt.
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Corona-Krise schlecht für sozial benachteiligte Kinder
Die letzten Kita-Monate sind für angehende Schulkinder von besonderer Bedeutung. In den Einrichtungen werden sie gezielt auf die Schulzeit vorbereitet, wichtige Übergangsrituale wie gemeinsames Schultüten-Basteln, Ausflüge, Übernachtungsaktionen oder Abschiedsfeste finden statt. „Für die Kinder sind diese Rituale elementar wichtig. Sie können sich dadurch erstmals mit der Rolle des Schulkindes identifizieren und so ein stärkeres Selbstwertgefühl entwickeln“, sagt Vivien Soyka von der Universität Siegen. Sie ist pädagogische Mitarbeiterin in einem Projekt, das mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW und des Europäischen Sozialfonds durchgeführt wird und Kinder beim Übergang in die Grundschule unterstützt.
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Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die aktuelle Corona-Krise vor allem für sozial benachteiligte Kinder oder solche mit besonderem Förderbedarf enorme Auswirkungen haben wird. Das stellt auch die Forscher vor neue Herausforderungen. „Wir haben im Januar damit angefangen, gezielt mit 65 Vorschulkindern aus Siegener Kitas zu arbeiten. Bis Mitte März waren unsere Mitarbeiter mehrmals wöchentlich sowohl in den Kitas, als auch den aufnehmenden Grundschulen und haben die Kinder in Kleingruppen im Hinblick auf schulische, psychomotorische und emotional-soziale Kompetenzen gefördert – dann kam die coronabedingte Schließung“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Daniel Mays. Persönliche Kontakte zu den Kindern sind seitdem nicht mehr möglich.
Virtuelle Morgenkreise für Siegener Kinder
Doch Prof. Mays und sein Team haben schnell reagiert. Um den Kontakt zu den Kindern und ihren Familien nicht zu verlieren, wurden unter anderem Eltern-Kind-Briefe verschickt. „Wir haben da alles reingepackt, was zur Bearbeitung benötigt wird. Zum Beispiel auch Bastelscheren für die Kinder, da wir nicht davon ausgehen können, dass diese in allen Haushalten vorhanden sind“, erklärt Vivien Soyka. Zusätzlich wurden die Eltern mit den Kontaktdaten des Projektteams versorgt und telefonische Sprechstunden angeboten. Außerdem hat das Team, zu dem auch mehrere Lehramtsstudierende der Uni Siegen gehören, für Eltern und Kinder eine passwortgeschützte Homepage aufgebaut.
Kooperation zum Wohle der Kinder
Für das Projekt arbeitet die Universität Siegen mit dem Jugendamt der Stadt Siegen, dem Schulamt des Kreises Siegen-Wittgenstein, dem Ev. Familienzentrum Fischbacherberg sowie verschiedenen Grundschulen und Kitas in Siegen zusammen.
Dort werden Lern- und Erklär-Videos hochgeladen und virtuelle Morgenkreise veranstaltet, in denen gemeinsam gesungen, gespielt und vorgelesen wird. „Auch unsere Kooperationspartner sind in den letzten Wochen aktiv geworden und haben kreative Ideen entwickelt, um die coronabedingten Ausfälle abzufedern“, betont das Team. „Ob und wie diese Angebote genutzt werden, steht und fällt jedoch mit den Möglichkeiten und der Bereitschaft der Eltern“, sagt Vivien Soyka. Eine Lehre, die das Projektteam schon jetzt aus der Coronakrise zieht: Die Elternarbeit muss von Beginn an gezielt aufgebaut werden, damit gerade in Krisenzeiten die Zusammenarbeit funktioniert.
Corona verstärkt die Schwere zwischen arm und reich
Doch trotz aller Bemühungen sind sich die Pädagogen sicher: Die Schere zwischen Kindern aus einkommensstarken und -schwachen Familien wird durch die Corona-Schließung weiter auseinandergehen. „Der Kitabesuch erfüllt viele wichtige Funktionen, die nun über Wochen weggefallen sind. In der Kita können die Kinder miteinander interagieren, spielen und toben. Gerade für Kinder mit Migrationshintergrund ist sie außerdem ein wichtiger Schlüssel zum Spracherwerb“, sagt Prof. Mays.
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Dass in NRW im Zuge der stufenweisen Kita-Öffnung zuerst Vorschulkinder mit besonderem Förderbedarf und im zweiten Schritt alle Vorschulkinder in die Kitas zurückkehren dürfen, begrüßt das Projektteam. Ob und wann auch die Wissenschaftler wieder in die Kitas kommen können, um mit den Kindern zu arbeiten, ist zwar aktuell noch offen – die Vorbereitungen dafür laufen aber, sagt Vivien Soyka: „Wir sind dabei, unser ursprüngliches Konzept anzupassen. Die Chance, nun möglicherweise doch noch einige Förderstunden durchführen zu können, möchten wir im Sinne der Kinder bestmöglich nutzen.“
Parallel soll die in den vergangenen Wochen gestartete Online-Arbeit weiterlaufen. „Unser Ziel ist es nach wie vor, die Kinder gemeinsam mit den Familien stark zu machen für die Schule. Das ist unter den aktuellen Bedingungen der Corona-Pandemie sogar noch wichtiger geworden“, betont Prof. Mays.
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