Netphen. Die Netphener CDU kritisiert die Entscheidung, das Freibad nicht zu öffnen. Geschäftsführer Raik Richter hält dagegen.
Mit seiner Entscheidung, das Netphener Freibad in diesem Sommer nicht zu öffnen, macht sich Raik Richter unbeliebt. Der Geschäftsführer der Freizeitpark Obernautal GmbH (FON) sieht sich einem Shitstorm in den Online-Kanälen ausgesetzt, seit Kämmerer Hans-Georg Rosemann die Mitteilung am Donnerstag im Rat vortrug.
Sebastian Zimmermann: Entscheidung „nicht nachvollziehbar“
„Diese Entscheidung ist weder wirtschaftlich sinnvoll noch sozial verantwortungsbewusst und unter Stadtmarketinggesichtspunkten eher fragwürdig“, meint CDU-Bürgermeisterkandidat Sebastian Zimmermann, der die Öffnung des Freibades auch in dieser Saison fordert. „In einem mutmaßlich sehr warmen Sommer, in dem viele Familien ihren Sommerurlaub „coronabedingt“ zu Hause verbringen werden, ist die Nichtöffnung des größeren der beiden Freibäder im Stadtgebiet nicht nachvollziehbar.“
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Ausdrücklich überrascht zeigt sich auch – laut Pressemitteilung der CDU – Iris Cremer, die ihre Fraktion in der FON-Gesellschafterversammlung vertritt. „Aufgrund der großen Ausweichfläche können die Hygiene- und Abstandsmaßnahmen im Netpher Freibad so realisiert werden, dass immer noch eine vierstellige Anzahl von Badegästen möglich ist.“
Raik Richter: Kosten sind zu hoch
Raik Richter führt nicht nur die Kosten unter anderem für noch nicht vorgenommene Fliesenausbesserungen an, um das Freibad betriebsbereit zu machen, sondern auch den Aufwand für den laufenden Betrieb: „Wir waren davon ausgegangen, dass wir die Letzten sind, die wieder aufmachen dürfen.“ In einer nur noch kurzen Saison sei mit hohen Kosten und geringen Einnahmen zu rechnen. „Wir wissen ja gar nicht, ob die Leute überhaupt kommen.“ In den Fitnessbereichen, die seit voriger Woche wieder geöffnet sind, werden für das eingeschränkte Angebot nur reduzierte Preise erlöst. Manche Gäste kommen, andere bleiben aus Sorge vor Infektionsrisiken fern.
Hallenbad für 40 Schwimmer?
Das Szenario für das Hallenbad, das ab 30. Mai wieder geöffnet werden darf, ist für den FON-Geschäftsführer verschwommen: Am Eingang werden Badegäste namentlich erfasst werden müssen – und abgewiesen, wenn das Bad voll ist. 40 Leute passen ins Schwimmerbecken, wenn die Mindestabstände eingehalten werden. Und vielleicht noch einmal 200 auf die Freibadwiese, die trotzdem freigegeben werden soll. Aufgabe der Überwachung werde es dann sein, die Familien und Zwei-Haushalte-Gruppen zu identifizieren, die gemeinsam abstandsfrei unterwegs sein dürfen. „Es wird schwierig herauszufinden, wer zu wem gehört“, ahnt Raik Richter.
Defizit in diesem Jahr über einer Million
Fast alle der 21 festangestellten Voll- und Teilzeitkräfte der FON, zu denen neben den Bädern und Fitnessstudios auch Soccer-, Tennis- und Trampolinhalle gehören, sind derzeit in Kurzarbeit; Minijobber und Werkstudenten haben ihre Arbeit vorerst verloren. Kämmerer Hans-Georg Rosemann rechnet damit, dass der Betrieb in diesem Jahr mit mehr als einer Million Euro aus der Stadtkasse gestützt werden muss – eingeplant sind sonst jährlich 750.000 Euro. 40.000 Euro würde es kosten, das Freibad jetzt noch betriebsbereit zu machen. Hinzu kämen Betriebskosten von 10.000 Euro pro Monat und der noch nicht bezifferte Aufwand für die Schutzmaßnahmen. Geschäftsführer Raik Richter: „Rein wirtschaftlich wäre es besser, das Bad komplett geschlossen zu halten.“
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