Netphen. Die Grundschule Netphen öffnet in dieser Woche den Unterricht für alle Klassen. Ein Blick in das Schulleben in der Corona-Pandemie.
Der Schulbus hält wieder an der Grundschule in Netphen. Schulunterricht, der bereits am Donnerstag und Freitag mit den Kindern der vierten Klassen getestet wurde, gilt von Montag an auch für die Schüler der anderen Jahrgänge. „Mit den erfahrenen Schülern haben wir an den ersten beiden Tagen erprobt, was wir uns vorher in der Theorie ausgedacht haben“, erklärt Rektorin Annette Kramps. Doch wie sieht Schulalltag in Coronazeiten aus?
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Ohne Gedränge, einzeln, mit Maske steigen die Schüler aus dem Schulbus. Im Gänsemarsch mit Mindestabstand von anderthalb Metern geht es auf das Schulgelände: Hier gilt ein Einbahnstraßen-System, das Desinfizieren der Hände an den Spendern im Eingangsbereich ist Pflicht. „Die Kinder wollen alles richtig machen und sind stolz, wenn ihr Verhalten von uns anerkannt wird“, erzählt Konrektorin Kirsten Wüst.
Grundschule Netphen teilt die Klassengemeinschaften in Gruppen auf
Das erste Stockwerk lassen die Schüler hinter sich, in Coronazeiten bleibt es gesperrt. Angekommen vor den Klassenräumen im zweiten Stock finden sie einen Sitzplan, jeder Tisch ist mit einem Namensschild beschriftet, um gegebenenfalls Infektionsketten nachzuverfolgen, wie Kirsten Wüst erklärt. Am Sitzplatz darf die Maske abgenommen werden, doch einige Schüler lassen sie zunächst noch auf.
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Zwischen neun und dreizehn Schüler sitzen in einem Klassenraum, erklärt Annette Kramps. Die Klassengemeinschaften a, b und c hat die Schulleitung in jeweils zwei Gruppen aufgeteilt. Die vier Gruppen der Gemeinschaft a und b sind in der Grundschule Niedernetphen untergebracht, die zwei C-Gruppen am zweiten Standort Obernetphen.
Ein Jahrgang am Tag
Nach dem sogenannten rollierenden Prinzip sind in der Grundschule Netphen montags die vierten Klassen, dienstags die Drittklässler, am Mittwoch die zweiten Klassen und Donnerstag die Schüler der ersten Klassen – in diesem Rhythmus geht es bis Ende Juni weiter.
Die Klassenräume werden täglich gereinigt.
Viel Zeit für Gespräche über die Corona-Pandemie an der Grundschule Netphen
Die erste Schulstunde beginnt mit ein paar Minuten Verzögerung kurz nach 8 Uhr: Frontalunterricht, denn auch die Lehrerin darf sich den Schülern nicht nähern, wie die Rektorin berichtet: „Kooperative Lernformen sind momentan out.“
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In der Schulstunde wird aber nicht nur gelehrt, sondern auch viel gesprochen. „Die Kinder wollen lernen, aber sie möchten auch viel erzählen und aufarbeiten“, berichtet die Rektorin. Um die Sorgen und Ängste der Schüler aufzufangen, brauche es viel Zeit und Hingabe der insgesamt 18 Lehrerinnen der Grundschule. „Die Kinder brauchen eine Heimat für diese Gespräche“, sagt Annette Kramps.
Nach neunzig Minuten sind die ersten beiden Unterrichtsstunden vorbei. Jedes Zimmer ist mit einem Waschbecken, Seifenspender und Desinfektionsgel ausgestattet. Nach zehnminütigem Händewaschen geht es in die Pause.
Ganztägiges Betreuungsangebot für Schüler an der Grundschule Netphen
Auf dem Schulhof, wo sonst rund 190 Schüler herumtollen, sich gegenseitig fangen oder das Klettergerüst hochsteigen, stehen an diesem Montagmorgen dreizehn Kinder auf dem Spielfeld. Aber: Sie dürfen die Geräte nicht benutzen, der Mindestabstand soll eingehalten werden. Weil das nicht immer möglich ist, gilt auch hier Maskenpflicht.
Vier Jungs haben einen Kreis gebildet, schießen sich einen Ball zu. Drei Mädchen stehen abseits davon und unterhalten sich. Die Maske verschluckt jede Emotion und Reaktion. In Coronazeiten sieht das Spielen noch sehr statisch aus. Nach zehn Minuten ist die Pause vorbei, die andere Gruppe steht bereit. Dann wird der Schulhof in Einbahnstraßenrichtung rechts verlassen, die Hände wieder desinfiziert, das Frühstück folgt.
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Weitere 90 Minuten später ist Schulschluss. Unter der Leitung des Vereins „Betreuung an Netphener Schulen“ (BANS) bietet die Grundschule Netphen als Offene Ganztagsschule ein Betreuungsangebot an: In Coronazeiten an den Präsenztagen für die Schüler der jeweiligen Jahrgänge. Die Schüler verbringen die Zeit in ihren Klassenräumen, an ihrem Tisch mit ihrem eigenen Material. Für Kinder von Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten gibt es außerdem eine ganztägige Notbetreuung.
Rektorin der Grundschule Netphen will Zuversicht verbreiten
Der Schultag inklusive Betreuung endet für die Schüler um 16.30 Uhr. Doch für Annette Kramps und ihr Kollegium ist der Tag dann noch nicht vorbei. „Das letzte was ich abends am Tag mache, ist Mails checken“, berichtet sie, „und es ist das erste, was ich nach dem Aufstehen mache.“
Es fehle an Erfahrung mit dieser Situation, aber keine Lehrerin drücke sich vor der Verantwortung. „Alle fühlen sich den Kindern und der Schule verbunden.“ Ein Schulleben mit den Einschränkungen sei aktuell die neue Realität, verdeutlicht Annette Kramps, und sie wisse nicht, wie lange es gehe. „Doch wir wollen Zuversicht verbreiten und helfen in dieser neuen Wirklichkeit anzukommen.“
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