Siegen. Der Arbeitsmarkt in der Corona-Krise: Fast doppelt so viel Kurzarbeit wie in der Weltfinanzkrise, zwölf Prozent mehr Arbeitslose
„Die Zahl der Arbeitslosen ist im April deutlich gestiegen, die Folgen der Pandemie machen sich wie erwartet nun auch in der statistischen Auswertung bemerkbar“, erklärt Daniela Tomczak, Leiterin der Siegener Arbeitsagentur. Die Zahl ist im Vergleich zum Vormonat um 1.243 Personen gestiegen und liegt jetzt wieder über 11.000.
„Für gewöhnlich spüren wir im April eine Frühjahrsbelebung, die die Arbeitslosigkeit sinken lässt“, sagt Daniela Tomczak. In diesem Monat sei es zu deutlich weniger Einstellungen gekommen als in den vergangenen Jahren, nur noch wenige Branchen melden offene Stellen. Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland
Kurzarbeit in fast 4000 Betrieben
Die anhaltende Pandemie wirkt sich auch auf die Zahl der Anzeigen zur konjunkturellen Kurzarbeit aus, berichtet die Arbeitsagentur. Seit Anfang März hätte Arbeitgeber aus nahezu allen Branchen verstärkt auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen, die Zahl der Anzeigen und der betroffenen Arbeitnehmer aus den Anzeigen ist auf ein Rekordniveau gestiegen. „In der letzten Berichterstattung konnten wir nur auf geschätzte Hochrechnungen zurückgreifen. Nach Sichtung aller Vorgänge liegt die Zahl der tatsächlich eingegangenen Anzeigen seit Anfang März unter der ersten Hochrechnung“, so die Agenturchefin. Die Anzeigen seien häufig mehrfach über verschiedene Wege eingegangen: online, per Mail und per Fax. So sei es im Vormonat teilweise zu Doppelzählungen gekommen“, so die Agenturchefin.
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In der Zeit vom 1. März bis zum 26. April sind für den Agenturbezirk Siegen 3.918 Kurzarbeit-Anzeigen eingegangen, betroffen wären 74.235 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Zum Vergleich: In der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 wurden im Agenturbezirk Siegen im Jahr 2009 knapp 1.200 Anzeigen mit rund 39.000 Beschäftigten gestellt. Nicht jede angezeigte verkürzte Arbeit werde auch so umgesetzt. „Die realisierte Kurzarbeit erfahren wir erst mit Abrechnung durch die Arbeitgeber“, ergänzt Daniela Tomczak. Allein im Kreis Siegen-Wittgenstein sind insgesamt 2.517 Anzeigen für konjunkturelles Kurzarbeitergeld eingegangen, betroffen wären 44.134 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
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Ein Fünftel mehr Arbeitslose als im Vorjahr
Die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Siegen ist im April gestiegen. Insgesamt waren 11.615 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 1.243 Personen oder 12,0 Prozent mehr. Im Vergleich zum April des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 2.162 Personen bzw. 22,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,0 Prozent (+0,9 Prozentpunkte).
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 5.169 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat um 664 Personen (14,7 Prozent) erhöht. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 1.534 Personen oder 42,2 Prozent.
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In der Grundsicherung sind 579 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 628 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +9,9 Prozent zum Vormonat und +10,8 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind 6.446 Personen und damit 55,5 Prozent aller Arbeitslosen in der Grundsicherung.
Unternehmen aus der Region haben in diesem Monat 453 Stellen gemeldet (- 419 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 2.933 offene Stellen, 324 weniger als im Vormonat und 1.772 weniger als im Vorjahresmonat.
Die Zahlen für den Kreis Siegen-Wittgenstein
Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Siegen-Wittgenstein ist im April gestiegen. Insgesamt waren 8.378 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 821 Personen oder 10,9 Prozent mehr. Im Vergleich zum April des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.444 Personen ( 20,8 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt 5,3 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,4 Prozent (+0,9 Prozentpunkte).
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Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.400 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat um 434 Personen (14,6 Prozent) erhöht. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 899 Personen oder 35,9 Prozent. In der Grundsicherung sind 387 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 545 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +8,4 Prozent zum Vormonat und +12,3 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 4.978 Personen und damit 59,4 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
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