Hilchenbach. Am Tag, an dem die Maske Pflicht wird, zieht Anke Blecher die Bilanz ihres Freiwilligen-Nähprojekts in Hilchenbach – und sagt Danke.
Um die 1000 Mund-Nasenschutz-Masken hat die Hilchenbacherin Anke Blecher in wenigen Wochen unter die Leute gebracht, vor allem in den Pflege- und Wohneinrichtungen der Dorea-Gruppe, im Alloheim und der Celenus-Klinik. Um die 300 – „gefühlt“, sagt sie – hat Anke Blecher selbst genäht, den großen anderen Teil haben um die 20 ehrenamtliche Helferinnen beigesteuert. „Näh doch!“, hat Dr. Peter Neuhaus, Mitarbeiter des Hauses Abendfrieden, die Aktion genannt. Jetzt wird Bilanz gezogen – an dem Tag, an dem die Maske Pflicht wird.
Die Masken-Managerin: Jede Menge Logistik
Anke Blecher hatte Erfahrungen in Netphen gesammelt, wo sie die dortige Hilfsinitiative unterstützte – von Beruf ist sie Schneiderin, umgesattelt hat sie auf Konstrukteurin. Da passte das Motto „Safety First“, sagt sie. Ganz abgesehen davon, dass ja alles irgendwie mit schneiden zu tun hat. „Der Aufruf hat ziemliche Kreise gezogen“, berichtet sie über den Start.
Bügeln hilft
Eine Behelfs-Alltagsmaske aus Stoff braucht der Mensch, eine einzige. „Theoretisch reicht die“, sagt Anke Blecher. Als Alternative zur empfohlenen 95-Grad-Wäsche empfiehlt sie: Bügeln. Das mögen die Viren, so sie nicht schon längst tot sind, nämlich auch nicht.
„Näh doch“ entwickelte sich auch als Logistikprojekt: Da waren Stoffe einzusammeln, wieder auszuteilen, für die einen zugeschnitten, für die anderen nur am Stück; da waren Nähanleitungen analog und digital an die Näherinnen zu bringen, Zubehöre zu besorgen, die fertigen Masken einzusammeln und an ihre Empfänger zu verteilen. „Das Nette ist, dass man dabei einen Haufen Leute kennen lernt.“
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Material wird knapp – und jetzt verdienen andere Geld
Jetzt möchte Anke Blecher einfach Danke sagen – allen, die mitgemacht haben. Denn „Näh doch“ ist nun so gut wie vorbei. Vor allem aus zwei Gründen: „Das Material geht so langsam aus.“ Nicht der Stoff und nicht der Blumendraht für den Nasenbügel, wohl aber die Gummis und Bänder. „Die sind seit zwei Wochen ausverkauft.“ Am Anfang, erinnert Anke Blecher, hat die Bastelstube Dahlbruch die Bänder noch verschenken können. Zuletzt musste die Initiative das Zubehör für einige hundert Euro zukaufen.
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Und Grund Nummer 2: „Es gibt inzwischen genügend Anbieter, die Masken verkaufen.“ Da gehe die Motivation, die Teile zu verschenken, dann doch ein Stück zurück. „Wir haben unseren Beitrag geleistet.“ Aber nicht ganz: In der Hilchenbacher Siedlung ist Anke Blecher noch einmal dabei. Der Siedlungsgemeinschaft ist bei der Aktion der Sparkasse Siegen ein Budget für 50 Masken je 8 Euro zugeteilt worden, die der Verein zur Verteilung an Seniorenheime fertigt.
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Die Profis übernehmen: Kreis Siegen-Wittgenstein lässt verteilen
Mit einer Infoaktion hat die Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein den ersten Tag der Maskenpflicht begleitet. Bereits ab 6.30 Uhr waren Teams des DRK, der Malteser und der Stadt Siegen an stark frequentierten Orten unterwegs, um Infoflyer zu verteilen und – falls nötig – Masken auszugeben: „Damit wollten wir sicher stellen, dass auch am ersten Tag der Bedeckungspflicht für Mund und Nase eine Fahrt mit dem Bus oder ein Einkauf möglich waren, auch wenn man noch keine eigene Maske dabei hatte“, sagt Landrat Andreas Müller.
Die Masken waren vom Kreis extra für diesen Zweck beschafft und die Flyer am Wochenende gedruckt worden. Die Flyer enthielten eine Anleitung zum Nähen einer Maske. Rund 50 freiwillige Helfer hatten sich am Wochenende bereit erklärt, die Aktion am Montagmorgen zu unterstützen. Die 15.000 Sets mit Flyern und Masken sind am Sonntagnachmittag vom Amt für Brand- und Bevölkerungsschutz, Rettungswesen des Kreises auf dem Gelände des THW in der Numbach zusammengestellt worden.
Unter den rund 50 Helfern sind auch Eric Günther, Julian Müller und Dominik Elezi vom Hilchenbacher DRK. „Wir hatten 650 Masken im Gepäck und schon früh gemerkt, dass die meisten Bürger eigene Masken mit sich trugen und diese auch in den Geschäften genutzt haben“, erklärt Dominik Elezi. Gestartet waren die Drei am Marktplatz in Hilchenbach. Nachdem in Hilchenbach einige Stellen angefahren worden waren, überschritten sie in Absprache mit den Kreuztaler DRK-Kollegen während ihrer morgendlichen Aktion auch die Ortsgrenze und machten im Kredenbacher Einkaufszentrum weiter.
Die Nutzerin: Nicht schön, aber wichtig
Das Angebot wird gern angenommen, zum Beispiel von Ulricke Arlitt. „Ich finde die Maskenpflicht gut“, sagt die 70-Jährige. „Weil sie der Gesundheit dient. Schön und praktisch ist so eine Maske natürlich nicht.“ Froh ist sie über das Angebot der DRK-Helfer in Kredenbach. „Ich war am Freitag schon in der Apotheke in Dahlbruch und in Ferndorf. Da gab es keine Masken mehr.“
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