Bühl. Initiativen aus Bühl und Büschergrund möchten vom Freudenberger Rat ein Aus für das Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord. Ein Bürgerantrag liegt vor.

Die Gegnerinnen und Gegner eines Gewerbegebiets auf dem Ischeroth unternehmen einen weiteren Versuch für ein endgültiges Aus des Vorhabens. Der Rat der Stadt Freudenberg soll über einen Bürgerantrag der Initiativen aus den unmittelbar angrenzenden Ortsteilen Bühl und Büschergrund entscheiden. „Das Ziel der Antragsteller: Die Kommunalpolitiker sollen beschließen, von einer Umsetzung der Planung für ein Industriegebiet am Ischeroth Abstand zu nehmen“, wie einer Mitteilung zu entnehmen ist.

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Ihre Argumentation stützen die Gegner nach eigenen Angaben auf den aktuellen Fachbeitrag Klima, den das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) jetzt für die Planungsregion vorgelegt habe, zu der auch der Kreis Siegen-Wittgenstein zähle. Unter dem Eindruck, dass „der globale von Menschen verursachte Klimawandel eine der bedeutendsten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit ist“, sähen die Experten dringenden Handlungsbedarf, so die Gegner. Laut LANUV sei es erforderlich, Planungen an bereits eingetretene und nicht mehr vermeidbare zukünftige Klimaveränderungen anzupassen, um Schäden für Gesellschaft und Natur zu verhindern oder zumindest so gering wie möglich zu halten.

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Argument aus Bühl und Büschergrund: Wald schützt das Klima

Das nehmen die Initiativen aus Bühl und Büschergrund als Ausgangspunkt. „Fazit: Wenn also eine nachhaltige Raumentwicklung eingefordert werde, die die Wirkfolgen der klimatischen Parameter beachte und sie für die kleinräumliche Detailplanung als Handlungsleitlinie identifiziere, könne die GIB-Planung Wilhelmshöhe-Nord nicht mehr aufrecht erhalten bleiben“, werden Jörg Bruland aus Büschergrund und Gerhard Böcking aus Bühl in der Mitteilung zitiert.

Stadt sieht Bedarf

Ein Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord ist seit rund zehn Jahren Thema in Freudenberg.

Die Stadt sieht nach wie vor Bedarf, da Wilhelmshöhe und Hommeswiese ausgelastet seien, heimische Firmen aber regelmäßig für Erweiterungsflächen anfragen würden.

Kommunen bringt das in Zwiespalt: Naturerhalt ist wichtig, doch Abwanderung von Firmen – als Arbeitgeber und Steuerzahler – zu vermeiden.

Das Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord stehe „für eine Fehlplanung angesichts der Notwendigkeit, eine klimagerechte räumliche Steuerung von Siedlungsflächen vorzunehmen“, heißt es weiter, und sei „inzwischen völlig aus der Zeit gefallen.“ Die Kritiker wiederholen in diesem Zusammenhang ihre bereits mehrfach geäußerten Argumente, das Gewerbegebiet sei überdimensioniert, ein massiver Eingriff in die Natur, bedeute Immissionen und „vielfältige negative Einflüsse“ für die Bevölkerung.

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Flächen gehören den Waldgenossenschaften

„Daneben zeigen ja auch die Grundstückseigentümer keine Bereitschaft, die notwendigen Flächen für eine Realisierung zur Verfügung zu stellen,“ sagt Bühls Ortsvorsteher Friedhelm Höfer. Besitzerinnen der Flächen sind die Waldgenossenschaften Bühl und Büschergrund. Es wären zwar Maßnahmen denkbar, mit denen die Stadt versuchen könnte, die Grundstücke auch ohne Einverständnis kaufen zu können – die zeichnen sich aber derzeit nicht ab.

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Erst Anfang März hatte Freudenbergs Bürgermeisterin Nicole Reschke im Gespräch mit dieser Zeitung betont, dass sie „den Auftrag habe, dass wir uns mit den beiden Waldgenossenschaften einigen. Wir sind da immer im Gespräch mit den Vorständen.“ Ein Umlegungsverfahren etwa werde derzeit gar nicht geprüft. Und den Beschluss zur vorbereitenden Untersuchung für eine so genannte Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme aus dem Jahr 2012 hatte der Rat 2017 zurückgenommen.

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Naherholungswert gerade für Menschen aus Freudenberg und Umgebung

Entscheidende Akteurinnen sind damit in der momentanen Situation die Waldgenossenschaften, die aber das Recht haben, ihr bisheriges „Nein“ zum Verkauf zu überdenken. Für die Gegner des Gewerbegebiets würde also nur ein offizielles Ende des Projekts 100-prozentige Sicherheit bedeuten. „Auch in dieser Region sei ein entschiedenes Handeln notwendig, um den globalen, bundes- und landesweiten Klimaschutzzielen gerecht zu werden“, heißt es in dem Bürgerantrag mit Verweis auf die Ausführungen des LANUV.

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Starkregen, Unwetter und ausgeprägte Trockenperioden beträfen auch den Kreis Siegen-Wittgenstein. Waldsysteme seien für den Klimaschutz von größter Bedeutung. „Dem widerspricht die inzwischen nicht mehr auf der Höhe der Zeit befindliche GIB-Planung Wilhelmshöhe-Nord, die von einer massiven Waldvernichtung und Landschaftsumformung ausgeht“, so der Bürgerantrag. Zu beachten sei zudem der Wert des Waldes als Naherholungsgebiet, dem „angesichts der Leitbild-Festlegungen für die Stadt Freudenberg eine wesentliche Relevanz zukommen müsste.“

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