Netphen. Netphen bekommt einen Heimat-Scheck. Doch die Stadt will von Kommunalministerin Ina Scharrenbach noch viel mehr.

Einen „Heimat–Scheck“ über 305.100 Euro hat Heimatministerin Ina Scharrenbach am Mittwoch im Netphener Rathaus abgegeben. Mit dem Geld kann die Stadt das Projekt „Sieg verbindet“ verwirklichen, den insgesamt 339.000 Euro teuren Geh–und Radweg auf der ehemaligen Kleinbahntrasse in Dreis-Tiefenbach.

Rathaus

Beim Empfang im Rathaus nutzen die Stadtspitzen die Gelegenheit, der Ministerin Netphener Projekte und Wünsche vorzustellen: Fachbereichsleiter Bernd Wieczorek berichtet über die in Dreis-Tiefenbach entstandene Mountainbike – Arena, über den Bühlgarten und die Wasserburg Hainchen. „Da sehen Sie mal, was wir alles geschafft haben“, sagt Bürgermeister Wagener, wohl nicht ohne Hintergedanken. Denn nach dem Termin im Rathaus soll die Ministerin noch im Freizeitpark Station machen.

Auch interessant

Dort ist der Bewegungspark im Bau, dort steht aber auch die Eishalle. 3,5 Millionen Euro Zuschuss hat die Stadt beim Land beantragt, um „Beach and Ice 57“ zu verwirklichen, die Sanierung der Eisanlage mit Aufbau eines neuen Zeltdachs. „Schon vermessen“ sei es, diese Summe aus dem Programm zur Förderung sozialer Integration zu erwarten, sagt die Ministerin, denn in diesem Budget gibt es für das ganze Land nur 55 Millionen Euro. „Versuchen kann man’s doch mal“, meint Baudezernent Erwin Rahrbach. „Immer“, ermuntert Ministerin Scharrenbach.

Erwin Rahrbach packte die Ministerin bei ihrem Bekenntnis zum ländlichen Raum. „Das ist uns schon ein Anliegen“, erwidert Ina Scharrenbach, nachdem Rahrbach die Beschränkungen im Entwurf des Regionalplans beklagt hatte. Nur 9 Hektar Wohnbauflächen würden der Stadt da zugestanden, 60 Hektar dagegen weise der gerade neu beschlossene Flächennutzungsplan der Stadt aus. „Wir müssten nahezu alle Flächen wegnehmen, sagt Rahrbach, „wir fühlen uns erdrückt. Wir sind auf keinem guten Weg.“

Auch interessant

Die Ministerin erinnert an die Politik ihrer Regierung, auch kleinen Ortschaften mit weniger als 2000 Einwohnern Entwicklungsmöglichkeiten einzuräumen: „Ich werde da mal nachhören.“ Irgendwann will die Besucherin aus Düsseldorf allerdings auch wissen, wie die Stadt eigentlich finanziell dasteht. „Ich gucke mal zum Kämmerer.“ Hans-Georg Rosemann muss zugeben, dass die Stadt derzeit überhaupt keinen Haushaltsplan hat. Was die Ministerin, die nicht nur für Heimat, sondern auch für Kommunales verantwortlich und damit für die Stadt oberste Aufsichtsbehörde ist, hellhörig macht: „Warum ist der Haushalt geplatzt?“

Freizeitpark

Es geht zum Freizeitpark. Bernd Wiezorek skizziert die Geschichte von Bad, Eishalle, Trampolinarena und Bewegungspark – und vor allem auch das wirtschaftliche Konzept. Anders als andere Betriebe kann die stadteigene FON in Netphen die Eishalle auch im Sommer nutzen, für Veranstaltungen mit Bühne, mit einer Sandlandschaft und Liegestühlen, aber auch für Beachvolleyball oder einfach als Strand. „In großen Städten ist das nicht unüblich“, sagt Wieczorek. Dem Siegerländer Wetter zuliebe würde der Strand in Netzen sogar ein weißes Membrandach bekommen, dass in bunten Farben angestrahlt werden kann. „Man muss genau rechnen, aber es funktioniert.“

Bürgermeister Wagener betont die überörtliche Bedeutung des Freizeitparks. Bad und Trampolinarena, die im letzten Jahr deutlich mehr als 60.000 Besucher hatte, „haben wir selbst bezahlt“, betont Wagener. „Ich wollte gerade fragen“, antwortet die Ministerin.

Auch interessant

„Oh Gott“, entfährt es Ina Scharrenbach, als sie nach dem Gang über die Baustelle des Bewegungsparks aus der schönen neuen Trampolinhalle heraustritt und durch einen Hintereingang in die stillgelegte Eishalle geleitet wird. Sie wurde schon vor drei Jahren von den Landtagsabgeordneten des Kreises erstmals mit dem Vorhaben bekannt gemacht. Paul Wagener wirbt noch einmal: Ursprünglich habe die Stadt schließlich sogar eine Eishalle geplant, in einem festen Gebäude, und nicht bloß das neue Zeltdach. „Wir wollen ja bescheiden sein.“ Mit einem knappen „Ja“ nimmt Ministerin Scharrenbach das zur Kenntnis.

Auch interessant

Noch ein Foto, noch ein Dankeschön und dann tschüss. Was die Worte der Ministerin für die Netphener Wünsche bedeuten? „Ich bin mir sicher, dass sie das gut auf die Reihe bekommen“, hatte sie im Rathaus gesagt. Aber den Sieg-verbindet-Weg gemeint. Und für dessen Anlage die Stadt nun bis 2022 Zeit.

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.